Die Türkei hat den US-Botschafter in Ankara einbestellt. Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden die Massaker an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs als Völkermord durch die Türkei eingestuft. Mit der Einbestellung von David Satterfield bringe das türkische Außenministerium seinen Protest gegen Bidens Äußerungen vom Samstag zum Ausdruck, berichtet die türkische Nachrichtenagentur Anadolu.
Bidens Äußerungen hätten "eine Wunde" in die Beziehungen beider Länder geschlagen, "die schwer wieder gut zu machen" sei, kritisierte das Ministerium in Ankara laut Anadolu. Zuvor hatte es Bidens Positionierung "auf das Schärfste" zurückgewiesen.
Biden hatte am Samstag als erster US-Präsident die Einstufung als Genozid vorgenommen. "Wir gedenken all derer, die im Völkermord an den Armeniern während der Zeit der Osmanen gestorben sind", erklärte er zum 106. Jahrestag der Massaker. Der US-Präsident betonte, es handele sich um die Bestätigung einer historischen Tatsache und gehe nicht darum, der Türkei "Vorwürfe zu machen". Die Anerkennung der Geschichte sei wichtig um zu verhindern, "dass solch eine Gräueltat sich jemals wiederholt".
Überraschend kam das für die Türkei nicht: Am Vortag hatte Biden mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan telefoniert und um Verständnis für den Schritt geworben. Erdogan erklärte jedoch, das Thema dürfe nicht "durch Dritte politisiert" und "als Instrument zur Einmischung in unserem Land" missbraucht werden.
Der 24. April 1915 markierte den Beginn der Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich. Schätzungen zufolge wurden zwischen 1915 und 1917 von den Soldaten des Osmanischen Reiches zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Armenier getötet. Die Türkei lehnt die Verwendung des Begriffs Völkermord ab und spricht von einem Bürgerkrieg, in dessen Verlauf auf beiden Seiten Hunderttausende ihr Leben verloren.
Der Bundestag hatte die Massaker an den Armeniern im Juni 2016 als Völkermord eingestuft. Dies löste eine schwere diplomatische Krise mit dem Nato-Partner Türkei aus.
Quelle: ntv.de, ino/AFP
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