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USA: 90 Prozent der russischen Angriffe in Syrien nicht gegen IS
Donnerstag, 8. Oktober, 02.30 Uhr: Mehr als 90 Prozent der russischen Luftangriffe in Syrien richten sich nach Erkenntnissen der USA nicht gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) oder dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehende Kämpfer. Vielmehr seien moderate Rebellen, die gegen den syrischen Machthaber Baschar al-Assad kämpfen, meist das Ziel der russischen Angriffe, teilte das Außenministerium am Mittwoch in Washington mit. Es war das erste Mal, dass die USA offiziell genauere Angaben zu den russischen Angriffen in Syrien machten, die sich nach Angaben Moskaus gegen "terroristische Gruppen" wie den IS richten.
"Mehr als 90 Prozent der Luftangriffe, die wir bisher registriert haben, waren nicht gegen den IS oder Al-Kaida-nahe Terroristen gerichtet", sagte US-Außenamtssprecher John Kirby. "Die Angriffe richteten sich vielmehr sehr oft gegen Oppositionsgruppen, die eine bessere Zukunft für Syrien wollen. Und die nicht wollen, dass das Assad-Regime an der Macht bleibt."
USA weichen russischem Kampfflugzeug über Syrien aus
19.46 Uhr: Im Syrien-Krieg passen sich die USA mit Ausweichmanövern den Luftangriffen des russischen Militärs an. In mindestens einem Fall habe ein US-Kampfflugzeug seinen Kurs geändert, um eine "sichere Trennung" von russischen Maschinen zu gewährleisten, sagte Marine-Kapitän Jeff Davis am Mittwoch im Pentagon. "Sie ändern den Kurs ein wenig, damit sie nicht zusammenstoßen", sagte Davis. Das US-Militär bleibe "in hohem Maße achtsam" mit Blick auf sich nähernde Maschinen und die Sicherheit amerikanischer Piloten.
Wie nah die Flugzeuge der USA und Russlands sich über Syrien kamen sowie wann und wie oft es seit Beginn der russischen Operationen vor einer Woche zu Ausweichmanövern kam, sagte Davis nicht. Er verglich die Kursänderungen mit denen der zivilen Luftfahrt über dem Ozean. Die Mission im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sei durch die Änderungen nicht beeinflusst worden.
Über die Flugbahnen russischer Marschflugkörper, die von Kriegsschiffen im Kaspischen Meer über den Irak auf syrische Ziele flogen, seien die USA nicht informiert worden, sagte Davis. Das Pentagon warte noch auf Rückmeldung aus Moskau zu Vorschlägen, sich mit Blick auf die Sicherheit in der Luft abzusprechen. Zuvor hatte Pentagonsprecher Peter Cook solche Absprachen angedeutet. Davis erweckte den Eindruck, dass es lediglich bei einem Vorschlag blieb.
Russland beschießt Ziele in Syrien vom Kaspischen Meer aus
18.23 Uhr: Russland hat nach Angaben seines Verteidigungsministers Sergej Schoigu am Mittwoch von vier Kriegsschiffen im Kaspischen Meer aus Ziele in Syrien mit Marschflugkörpern angegriffen. Insgesamt seien 26 Raketen über eine Strecke von 1500 Kilometer auf elf Ziele abgefeuert worden, sagte der Minister am Mittwoch. Ein russischer Armeesprecher erklärte, getroffen worden seien Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) sowie der mit Al-Kaida verbündeten Al-Nusra-Front.
Ein vom russischen Verteidigungsministerium frei gegebenes Video zeigt, wie in der Dunkelheit Raketen von einem Schiff abgefeuert werden. Dabei wird die Strecke über den Iran und den Irak nach Syrien nachgezeichnet. Die russische Luftwaffe unterstützte eine Bodenoffensive der syrischen Armee im Norden der zentralen Provinz Hama, wie ein syrischer Militärvertreter in Damaskus mitteilte.
Hollande warnt vor Assad und "totalem Krieg" im Nahen Osten
16.40 Uhr: Frankreichs Präsident François Hollande hat mit Blick auf den Syrien-Konflikt vor einem "totalem Krieg" im Nahen Osten gewarnt. Wenn Europa es zulasse, dass sich die religiösen Konfrontationen in der Region noch weiter verschärften, könne der Konflikt sogar Europa erreichen, sagte Hollande am Mittwoch vor dem Europaparlament in Straßburg. Ganz Europa müsse sich engagieren.
Konkret forderte der französische Präsident dazu auf, an einer politischen Lösung zu arbeiten, die eine Alternative zu Syriens Machthaber Baschar al-Assad und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sei. Es sei nicht möglich, die moderate und demokratische Opposition mit dem "Henker des eigenen Volkes" zusammenzubringen. Bundeskanzler Angela Merkel hatte zuletzt Gespräche mit Assad nicht mehr ausgeschlossen.
15.51 Uhr, Zusammenfassung: Eine Woche nach Beginn der russischen Luftangriffe hat das syrische Regime mit Hilfe aus Moskau eine Bodenoffensive gegen Rebellen begonnen. Die Gefechte nördlich der Stadt Hama seien die heftigsten seit Monaten, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch. Russische Jets hätten in den Provinzen Hama und Idlib fast 40 Ziele bombardiert. Die Operation richtet sich gegen ein Rebellenbündnis, das sowohl das Regime als auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekämpft.
Marschflugkörper legten 1500 Kilometer zurück
Russland griff nach eigenen Angaben erstmals von Kriegsschiffen im Kaspischen Meer Ziele in Syrien an. Mehrere Kreuzer hätten elf Stellungen des IS bombardiert, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Die Marschflugkörper legten demnach 1500 Kilometern zurück.
Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Video, das die Raketenstarts zeigen soll. Demnach flogen die Marschflugkörper vom Typ "Kalibr NK" (Nato-Code SS-N-30A "Sizzler") vom Kaspischen Meer aus über den Iran und den Irak nach Syrien.
Will Putin Assads Macht sichern?
Russland hatte vor einer Woche mit Luftangriffen in Syrien begonnen und argumentiert, damit den IS bekämpfen zu wollen. Moskau steht jedoch in der Kritik, weil sich die Angriffe vor allem gegen Gebiete unter Kontrolle von anderen Regimegegnern richteten, die den IS bekämpfen. Beobachter gehen davon aus, dass Russland die Macht des umstrittenen syrischen Machthabers Baschar al-Assad sichern will.
Russland weist die Vorwürfe jedoch zurück und gibt an, Extremisten wie den IS zu bombardieren. Inzwischen seien 19 Kommandopunkte und zwölf Waffendepots der Terroristen zerstört worden, sagte Schoigu.
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dpa/SANA Syriens Machthaber Baschar al-Assad spricht im Präsidentenpalast in Damaskus.
Gegner und Verbündete des Regimes hatten in den vergangenen Tagen berichtet, Tausende Kämpfer aus dem Iran und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah seien für eine Bodenoffensive der Armee gegen Rebellen nach Syrien verlegt worden. Osama Abou Seid, Militärberater der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA), erklärte, die Operation am Mittwoch sei der Beginn dieser Offensive.
Rebellen kündigen Widerstand an
Das umkämpfte Gebiet steht unter Kontrolle mehrerer moderater und radikaler Gruppen. Zu dem Bündnis gehört neben Brigaden, die vom Westen unterstützt werden, auch die Al-Nusra-Front, ein syrischer Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Die Rebellen hatten in dieser Woche in einer gemeinsamen Erklärung massiven Widerstand gegen das Regime und Russland angekündigt.
Mit den Angriffen wollten Assads Anhänger eine Verbindungsstraße von Hama in Richtung Norden und zum Militärflughafen der Stadt sichern, sagte der Leiter der
Menschenrechtsbeobachter, Rami Abdelrahman. Die Rebellen hätten Verstärkung in das Kampfgebiet verlegt.
Zunächst war unklar, ob das Regime die Rebellen zurückdrängen konnte. Es gebe auf beiden Seiten Opfer, erklärte Abdelrahman. Bei den russischen Angriffen seien auch fünf Zivilisten ums Leben gekommen, darunter Frauen und Kinder.
Kommt es zum Militärabkommen zwischen den USA und Russland?
Schoigu sagte, Russland sei bereit, ein Militärabkommen mit den USA über den Einsatz in Syrien zu treffen. Putin wies den Minister an, sich mit den USA, der Türkei, Saudi-Arabien, dem Irak und dem Iran abzustimmen. Zugleich forderte der Präsident die Führung in Washington auf, mit dem russischen Militär für Luftangriffe in Syrien Informationen über Stellungen der Terroristen zu teilen.
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