Wenn das Emoji Kopftuch oder Nikab trägt

  18 März 2016    Gelesen: 4478
Wenn das Emoji Kopftuch oder Nikab trägt
Die klassischen Emoticons spiegeln nicht die ganze Vielfalt der Menschheit wider, fand Mubeen Sarwar – und entwickelte eine App mit Smileys, die Kopftuch oder Bart und Gebetskäppi tragen.
Sie sind das Symbol globaler und generationsübergreifender Kommunikation schlechthin: Teenies in Thailand, Geschäftsleute in Frankfurt oder Großeltern in Kentucky – sie alle nutzen Emojis. Die Smileys und Symbole verbreiten nonverbalen Charme auf WhatsApp, drücken Begeisterung, Ablehnung und Empörung aus. Aus dem digitalen Alltag sind sie kaum noch wegzudenken.

Gefühlsregungen mit den Bildchen zu verdeutlichen, scheint den Nutzern jedoch nicht mehr auszureichen. Auch Glaubensfragen sind zunehmend Thema im "Emojiversum". Deshalb gehören seit diesem Frühjahr auch Kirchen, Schreine, Moscheen und Synagogen zum Programm.

Keckes Augenzwinkern hinter Nikab

Mubeen Sarwar aus New York aber wollte mehr: "Die Original-Emojis spiegeln nicht die ganze Vielfältigkeit wider. Also dachten wir uns, es wäre cool, eine App mit islamischen Emojis zu starten". Mit einigen Freunden entwarf der 25-jährige Absolvent des Brooklyn College seit Oktober des vergangenen Jahres gemeinsam die über 100 Bildchen, die nun vor allem muslimische Nutzer erfreuen sollen.

Die neuen gelben Smiley-Gesichter lachen, weinen und schauen genauso verdutzt wie die vertrauten. Doch in der "Muslim"-Variante verschwindet das kecke Augenzwinkern schon mal hinter einem Nikab und das Lächeln wird von Gebetskäppi und Bart eingerahmt.

Ganz der muslimischen Hipster-Bewegung, der Mipster, entsprechend stehen die kleinen Figuren aber auch mit Schleier und Abaya auf dem Skateboard, sitzen auf dem Fahrrad oder tragen verspiegelte Sonnenbrillen. Seit einer Woche ist die kostenpflichtige App verfügbar.

Sarwar berichtet von leichten Startschwierigkeiten: "Manche Nutzer sind enttäuscht, weil unsere Emoticons nur als Bilddatei und nicht direkt im Text verschickt werden können. Das liegt daran, dass innerhalb der Apple und Android-Software keine Drittanbieter operieren können."

Trotz dieses Schönheitsfehlers gibt es bereits direkte Konkurrenz: Nur wenige Tage nach ihnen ging eine zweite "Muslim Emoji"-App online. Grafisch erinnert hier allerdings kaum noch etwas an die klassischen Smileys.

Nutzer wie Rubab Rahman erfreuen diese Apps. Die Australierin startete im vergangenen Jahr eine Petition, in der sie das für Emojis zuständige "Unicode Consortium" aufforderte, auch offiziell solche Smileys mit Kopftuch einzuführen. Knapp 2000 Menschen unterstützen Rahman dabei – nicht genug, um die Petition tatsächlich einzureichen.

Indonesien verbietet "homosexuellenfreundliche" Emojis

Vom Emoji zum Politikum: Was für manchen absurd klingen mag, nimmt man derzeit in Indonesien ernst. Dort sollen "homosexuellenfreundliche" Emojis, also etwa die Bilder von zwei Händchen haltenden Männern oder gleichgeschlechtlichen Elternpaaren, von den Displays verschwinden.

Der Informationsminister des Landes mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit nahm sich dieses Themas an. Zwar ist Homosexualität in Indonesien nicht illegal, aber die Emoticons widersprächen den "religiösen Werten und Normen", so die Begründung.

Quelle : welt.de

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