Papst schickt Kontrolleure ins Erzbistum Köln

  28 Mai 2021    Gelesen: 853
Papst schickt Kontrolleure ins Erzbistum Köln

Papst Franziskus hat eine Apostolische Visitation, also eine offizielle Überprüfung, im Erzbistum Köln angekündigt. Hintergrund ist der Umgang der Bistumsleitung mit Fällen sexuellen Missbrauchs. Die Politikwissenschaftlerin und Dlf-Redakteurin Christiane Florin spricht von einer „Teilentmachtung“ Kardinal Woelkis.

Wie die Nuntiatur in Berlin mitteilte, wurden Kardinal Aborelius aus Schweden und der Bischof von Rotterdam, van den Hende, zu Visitatoren ernannt. Sie sollen sich in der ersten Junihälfte ein umfassendes Bild von der komplexen pastoralen Situation im Erzbistum Köln verschaffen. Außerdem sollen sie untersuchen, ob der Kölner Kardinal Woelki, der Hamburger Erzbischof Heße und die Kölner Weihbischöfe Schwaderlapp und Puff beim Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs Fehler gemacht haben.

„Visitation ist Teilentmachtung Woelkis“

Woelki erklärte, er begrüße, dass der Papst sich ein eigenes Bild über Untersuchung und Konsequenzen im Erzbistum verschaffen wolle. Er werde die Visitatoren in ihrer Arbeit unterstützen.

Christiane Florin aus der Dlf-Redaktion „Religion und Gesellschaft“ (Audio-Link) wertet die Visitation als Teilentmachtung von Woelki. Zwar sei alles diplomatisch ausgedrückt, aber de facto traue der Vatikan dem Erzbistum Köln nicht mehr zu, die Probleme alleine lösen zu können. Der Papst habe gemerkt, dass das Verhältnis zwischen dem Kardinal und den Gläubigen zerrüttet sei. Die Visitatoren hätten nun die Aufgabe, nicht nur kirchen- und strafrechtlich, sondern auch moralisch Woelkis Umgang mit sexuellem Missbrauch durch Geistliche zu bewerten. Am Ende könne dem Erzbischof der Rücktritt nahegelegt werden.

Woelki übernimmt keine moralische Verantwortung

Woelki steht wegen seines Umgangs mit sexuellem Missbrauch durch Geistliche seit Monaten unter Druck. Ein erstes Gutachten zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche hielt er wegen angeblicher Verfahrensfehler zurück und ließ stattdessen ein weiteres erstellen, das Woelki juristisch entlastete. Kritiker werfen Woelki vor, sich zu sehr auf juristische Fragen zurückzuziehen und zu wenig moralische Verantwortung zu übernehmen.


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