Russland versucht die Staatspleite abzuwenden

  18 März 2022    Gelesen: 755
  Russland versucht die Staatspleite abzuwenden

Der Kreml gerät in Zahlungsverzug: Eigentlich hätte Russland bis zum vergangenen Mittwoch Schulden aus Staatsanleihen in Höhe von 117 Millionen Dollar bedienen müssen. Nun erhalten einige Gläubiger die fälligen Zinszahlungen. Moskau könnte seinen Verpflichtungen doch noch nachkommen.

Russland hat offenbar eine Staatspleite infolge der westlichen Sanktionen zunächst abwenden können. Einige Besitzer von Anteilen russischer Dollar-Anleihen im Volumen von 117 Millionen Dollar hätten die fälligen Zinszahlungen erhalten, sagten zwei Marktteilnehmer. Die Zahlungen werden als erster Test gewertet, ob die Regierung in Moskau ihren internationalen Schuldenverpflichtungen nachkommen kann, nachdem der Westen auch den russischen Finanzmarkt mit Sanktionen treffen will.

Das Finanzministerium in Moskau gab nun bekannt, die Zahlungen angewiesen zu haben. "Der Coupon wurde entgegen meinen Erwartungen gezahlt, und in Dollar", sagte ein Marktteilnehmer. Andere Anspruchsberechtigte erklärten, sie hätten bislang noch kein Geld erhalten, seien aber optimistisch, dass das noch geschehen werde. Die Zinszahlungen auf die Anleihen waren bereits am Mittwoch fällig. Offiziell wird ein Zahlungsausfall Russlands aber erst, wenn die 30-tägige Nachfrist verstrichen ist.

Kann oder will ein Land seine Schulden nicht begleichen, wird es schwieriger und teurer, sich in Zukunft Geld zu leihen. Da der Westen Russland aber ohnehin mit Finanz-Sanktionen belegt hat, ist das Land jetzt schon weitgehend isoliert. An den großen Finanzplätzen wie New York oder London kann sich Russland kein Geld mehr leihen.

Letzter Zahlungsausfall 1917

Russland hat der Investmentbank JP Morgan zufolge rund 40 Milliarden Schulden in Fremdwährung. Rund die Hälfte wird von ausländischen Gläubigern gehalten. Russlands Schulden lagen damit vor dem Krieg bei rund 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Es wäre das erste Mal seit der Russischen Revolution von 1917, dass das Land seine Verbindlichkeiten nicht erfüllen würde. Damals hatten die Bolschewiken Schulden aus der Zarenzeit nicht anerkannt.

Unterdessen senkte die US-Ratingagentur S&P ihre Bewertung für die Kreditwürdigkeit von Russland noch tiefer in den Ramsch-Bereich. Die Note für langfristige Fremdwährungsanleihen liegt nunmehr bei bei "CC" nach "CCC-" - das war ohnehin bereits Schrottniveau.

Quelle: ntv.de, lve/rts


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