Der Mörder kam mit Gummibärchen und Chloroform

  01 April 2016    Gelesen: 747
Der Mörder kam mit Gummibärchen und Chloroform
Elias, 6, und Mohamed, 4: Beide Jungen soll Silvio S. missbraucht und erdrosselt haben. Nun werden Details aus der Anklageschrift bekannt, die zeigen, wie grausam der 32-Jährige vorgegangen sein soll.
Als alles vorbei war, das Kind erdrosselt und im Schrebergarten vergraben, setzte sich der mutmaßliche Mörder hin und schrieb eine Trauerkarte an die Mutter. "In tiefer Trauer um den verstorbenen Elias. Todeszeitraum: In der Nacht vom 11.7. auf den 12.7. zwischen 22 Uhr und 6 Uhr. Todesursache: Ersticken (Sorry)."

Einen Monat nach Elias Tod, am 4. August 2015, meldete sich ein Bestattungsunternehmer bei der Polizei und übergab den Ermittlern die Karte. Die Adresse war auf dem Briefumschlag falsch angegeben, sie konnte nicht zugestellt werden, und so ging sie an den Absender zurück, der auf dem Brief notiert war – ein Brandenburger Bestattungsinstitut.

Die Karte hat Silvio S. geschrieben, sind die Ermittler überzeugt. Der 32-Jährige Mann, den die Polizei Ende Oktober in Niedergörsdorf, einem kleinen Ort im Südwesten Brandenburgs, festnahm und der dann in einer nächtlichen Vernehmung gestand, zwei vermisste Jungen entführt und getötet zu haben: Elias, 6, aus Potsdam und Mohamed, 4, aus Berlin.

Elias war aus dem Sandkasten vor dem Haus seiner Mutter verschwunden, Mohamed vom Gelände der Landesbehörde für Gesundheit und Soziales (Lageso).

Gummibärchen, Fesseln und Chloroform im Wagen

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft die Anklageschrift an das Landesgericht Potsdam übermittelt; die Frist für die Stellungnahme der Verteidigung läuft in dieser Woche ab. Es dürfte den beiden Verteidigern von Silvio S. schwerfallen, strafmildernde Umstände für ihren Mandanten anzuführen.

Erste Details, die "Bild" und "BZ" aus der Anklageschrift zitieren, zeichnen ein gruseliges Bild von S. und seinen Taten.

Er war ein unauffälliger Typ, ohne Vorstrafen, auch deshalb fiel es den Ermittlern so schwer, ihn zu fassen. S. arbeitete als Wachmann, wohnte noch bei seinen Eltern, er galt ihm Dorf als etwas dümmlicher Außenseiter.

Die Entführungen plante er aber offenbar sehr durchdacht. In seinem Dacia hatte er demnach Gummibärchen, Plüschtiere, Handfesseln, Mundknebel, eine schwarze Gesichtsmaske, eine Flasche Chloroform und Schlafmittel dabei, als er am 8. Juli losfuhr und Elias entführte.

Noch im Auto, berichtet "Bild", soll er versucht haben, den Kleinen zu missbrauchen. Er hatte ihm die Gesichtsmaske angelegt, durch die er den Mund nicht mehr schließen konnte. Aber der Junge schrie. Wohl aus Angst, entdeckt zu werden, griff Silvio S. zu einem Ladekabel.

Missbrauch an Mohamed auf Video

Die Wunden an Elias Hals, dessen Leiche die Ermittler später in S. Laubengrundstück fanden, waren bis zu 4,5 Zentimeter breit.

Von Mohamed, den er am 1. Oktober vom Lageso entführte, fanden die Ermittler Videoaufnahmen. Darauf ist zu sehen, wie S. den Vierjährigen sexuell missbrauchte. Mohamed schrie immer wieder nach seiner Mutter. Auch ihn erstickte S., wohl ebenfalls aus Angst, dass seine Eltern die Schreie hören könnten.

Als die Polizisten ihn verhafteten, fanden sie die Leiche des Jungen im Kofferraum des Dacia, in einer Plastikwanne, gefüllt mit Katzenstreu. S. war da gerade von einer Einkaufstour nach Hause gekommen, er hatte ein Geburtstagsgeschenk für seine Nichte besorgt.

"Richtige Kinder fesseln und knebeln"

Was treibt einen jungen Mann zu solchen Taten? Laut "BZ" hat Silvio S. den Missbrauch bereits an Kinderpuppen geübt und sich dabei mit einer Nachtsichtkamera fotografiert. Die Ermittler fanden 89 solcher Bilder in einem Versteck und einen Notizzettel in seiner Wohnung, auf dem er mit rosafarbenem Stift notierte: "richtige Kinder fesseln und knebeln".

Die Trauerkarte, die Silvio S. an die Mutter von Elias schrieb, scheint auf Schuldgefühle hinzudeuten. Ein Psychiater soll ihn bereits für voll schuldfähig erklärt haben.

In wenigen Monaten könnte S. den Familien seiner Opfer selbst begegnen. Ein Prozesstermin ist noch nicht anberaumt, das Gerichtsverfahren wird aber vermutlich im Sommer beginnen.

Quelle : welt.de

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