Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk wirft Deutschland eine im internationalem Vergleich unzureichende Hilfe vor. Die Bundesregierung habe bislang Waffen im Wert von knapp 190 Millionen Euro geliefert, das kleine Estland im Wert von über 200 Millionen Euro, sagte er im Deutschlandfunk. Aus den USA seien Waffen für 3,5 Milliarden Euro gekommen. Er glaube, dass es in Berlin noch sehr viel Luft nach oben gebe und ein sehr großer Handlungsbedarf bestehe, "um uns Ukrainern im Überlebenskampf zu helfen".
In der Öffentlichkeit werde der Eindruck erweckt, dass die Deutschen alles Mögliche unternommen hätten, sagte der Diplomat. Dabei sei das oft nicht der Fall. Er verwies auf die vor elf Tagen gemachte Zusage der Lieferung von Gepard-Panzern. "Ich kann ihnen berichten, dass es keinen Millimeter Fortschritt gegeben hat, obwohl die deutsche Öffentlichkeit wahrscheinlich glaubt, dass diese Maschinen schon längst (...) an der Front sind."
Es würden Informationen an die Öffentlichkeit durchgestochen, die nicht stimmen würden, sagte Melnyk. Auch bei dem vor zwei Wochen mit Slowenien vereinbarten Ringtausch gebe es noch keine Einigung, kritisierte Melnyk. Slowenien hat sich bereiterklärt, Panzer an die Ukraine abzugeben, wenn diese durch Geräte aus Deutschland ersetzt werden. "Es geht darum, ob man uns hilft, in diesem Krieg nicht zu verlieren", sagte der Botschafter. Er beklagte zudem, er habe seit Ausbruch des Krieges keinen Gesprächstermin mit Außenministerin Annalena Baerbock bekommen, obwohl er mehrmals darum gebeten habe.
Eine Entschuldigung wegen seiner umstrittenen Äußerungen gegenüber Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lehnte Melnyk ab. "Es geht nicht darum, dass man sich entschuldigt, sondern es geht darum, dass eine richtige Politik in diesen Tagen gemacht wird." Der Botschafter hatte Scholz als beleidigte Leberwurst bezeichnet, nachdem dieser wegen des Umgangs mit dem Bundespräsidenten zunächst eine Kiew-Reise abgelehnt hatte. Steinmeier hatte der Diplomat wegen seiner früheren Russland-Politik massiv kritisiert.
Quelle: ntv.de, ghö/rts
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