Nun könnte die Elektrizitäts-Krise schon bald die Hauptstadt Caracas erreichen, wie die Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" berichtet. Verantwortlich für das nahende Übel ist demnach der Wasserstand im Guri-Damm: Das südöstlich im Landesinneren gelegene Hydroelektrik-Kraftwerk führt erschreckend wenig Wasser. Derzeit beträgt der Stand rund 250 Meter über dem Meeresspiegel, unter 240 Meter können starke Strudel schwere Schäden an den Turbinen verursachen. Der ehemalige Ingenieur Cesar Cardozo rechnet schon Ende April mit zu wenig Strom, um die Millionenmetropole mit ausreichend Licht zu versorgen: "Wenn die Turbinen im jetzigen Rhythmus weiter arbeiten, könnten wir bis Ende April das Minimumlevel erreichen, mit dem man die acht Turbinen betrieben kann. Man könnte das Datum vielleicht noch etwas hinauszögern, wenn ernst zu nehmende Wasserrationierungen vorgenommen werden", sagte er "Bloomberg".
Katastrophe kommt mit Vorankündigung
Schon seit Langem warnten Wissenschaftler vor einer ausgeprägten Dürreperiode im Zuge des El-Niño-Wettersystems. Nun ist sie da und ohne Regen könnte es schon bald massive Stromausfälle geben. Sollte es so weit kommen, hat dies mit Sicherheit auch Auswirkungen auf das Vertrauen in die venezuelanische Regierung unter Nicolas Maduro. Der Präsident ist seit drei Jahren im Amt, seitdem hat die Währung des Landes rund 98 Prozent ihres Wertes auf dem Schwarzmarkt verloren. Im vergangenen Jahr ist die venezolanische Wirtschaft, welche hauptsächlich vom Ölexport abhängt, um zehn Prozent geschrumpft; für dieses Jahr erwarten Experten einen Rückgang um weitere sechs Prozent.
Der ehemalige Vize-Elektrizitätsminister Victor Poleo macht eine schlechte Planung der Regierung verantwortlich für das, was nun kommen mag: "Die Regierung hat schlicht unverantwortlich gehandelt, indem über keine anderen Möglichkeiten der Energiegewinnung nachgedacht wurde. Jetzt sind wir an einem Punkt, an dem nur noch weitere Wasserrationierungen möglich sind", zitiert "Bloomberg" den Ex-Minister.
Bei Maduros sozialistischer Partei sieht man den Fall hingegegen ganz anders gelagert: In der Vergangenheit wurde hauptsächlich die Schuld beim Wetterphänomen El Niño gesucht - oder bei "Sabotage" durch politische Gegner. Anfang des Monats konnte der jetzige Energieminister Luis Motta gar eine Verbindung zwischen den anhaltenden regierungskritischen Protesten und dem gleichzeitig schwächelnden Elektrizitätssystems der Hauptstadt erkennen: "Was für ein Zufall, oder? Es sieht ganz nach einem Plan dahinter aus."
Stromausfall könnte zum Fall Maduros führen
Maduro selbst ergreift indes Maßnahmen, um der Stromkrise und den Protestierenden entgegenzutreten. Im März wurden die Osterfeiertage um fünf Tage verlängert - so sollte Energie gespart werden. Geholfen hat es nichts, Ende März sank der Pegel pro Tag um etwa 18 Zentimeter. Ein Kollaps des Stromsystems der Hauptstadt scheint nur noch Tage entfernt zu sein.
Der Präsident gerät zunehmend unter Druck, nicht nur, weil bald die Lichter in Caracas ausgehen könnten: Der von der Opposition kontrollierte Kongress stimmte bereits dafür, ihn seines Amtes zu entheben. Alles, was in dieser angespannten politischen Situation die Bevölkerung noch mehr verstimmt, könnte eine Regierungskrise auslösen. Eine dunkle Hauptstadt zählt sicherlich dazu.
Quelle: n-tv.de , lvb
Tags: