Öl wird vor neuem Sanktionspaket noch teurer

  30 Mai 2022    Gelesen: 561
  Öl wird vor neuem Sanktionspaket noch teurer

Schlechte Nachrichten nicht nur für Autofahrer: Die Preise für Öl und Treibstoff ziehen weiter an. Derweil versucht die EU, die Einfuhren aus Russland einzuschränken. Das dürfte die Preise weiter nach oben treiben.

Die Ölpreise steigen. Ein Mix aus Nachrichten katapultierte den Preis für ein Fass der Nordsee-Sorte Brent über die Marke von 120 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit zwei Monaten. Vom 2008 erreichten Rekordhoch von mehr als 147 Dollar ist er damit allerdings noch ein großes Stück entfernt.

Ein Barrel Brent kostet jedoch derzeit 124,7 Dollar und damit etwa ein Prozent mehr als gestern. Der Preis für ein Fass der US-Referenzsorte WTI kletterte in ähnlicher Größenordnung auf knapp 116 Dollar.

Zugleich steigen die Preise für Benzin und Diesel, kurz bevor der Tankrabatt in Deutschland seine Wirkung entfalten soll. Der sogenannte Gas-Öl-Kontrakt Europa, der an der in Atlanta ansässigen und auf Termingeschäfte spezialisierten Börse ICE gehandelt wird, nähert sich der "Financial Times" zufolge einem Rekordniveau. Grund dafür sind Engpässe beim Angebot. Die Folge: Viele Autofahrer zahlen Höchstpreise an den Tankstellen.

Für den Preisanstieg am Treibstoffmarkt werden vor allem die wegen des Angriffskriegs gegen Russland verhängten Sanktionen verantwortlich gemacht. Westliche Länder wollen die Importe einstellen oder zumindest reduzieren. Europa deckt einen Großteil seines Öl- und Treibstoffbedarfs durch Einkäufe aus Russland.

Opec+ bleibt hart

Die EU hat heute einen neuen Versuch gestartet, sich auf ein Einfuhrverbot von russischem Öl zu einigen. Der Entwurf der EU-Kommission sieht vor, zunächst nur die Einfuhr von per Schiff transportiertem Öl auslaufen zu lassen. Über die Druschba-Pipeline transportiertes Öl würde bis auf Weiteres ausgenommen. Sollte der Kompromissvorschlag angenommen werden, dürfte sich das Angebot an Rohöl auf dem Weltmarkt erst einmal verknappen. Auch diese Aussicht stützt die Preise.

Der ursprüngliche Vorschlag der EU-Kommission sah vor, wegen des von Russland angezettelten Kriegs den Import von russischem Rohöl in wenigen Monaten komplett zu beenden. Das scheiterte allerdings am Widerstand vor allem Ungarns. Über die Pipeline wird bis heute Öl aus Russland in Raffinerien in Ungarn, der Slowakei und in Tschechien sowie in Polen und Ostdeutschland geliefert. Deutschland und Polen haben bereits angekündigt, dass sie unabhängig von einem Embargo bis Ende dieses Jahres unabhängig von russischen Öllieferungen werden wollen.

Weiteren Auftrieb erhalten die Preise auch wegen Nachrichten aus China, die auf eine steigende Nachfrage aus der zweitgrößten Volkswirtschaft schließen lassen. In Shanghai, einem Wirtschafts- und Finanzzentrum mit riesigem Hafen, wird der wochenlange Corona-Lockdown am Donnerstag beendet. Alle Betriebe können dann wieder ihre Produktion aufnehmen.

Hinzu kommt, dass die in der Opec+ zusammengeschlossenen Ölförderstaaten um Saudi-Arabien und Russland ihre Fördermenge nicht ausweiten wollen. Die Gruppe trifft sich am Donnerstag und hat bisher keine Bereitschaft erkennen lassen, die Produktion auszuweiten. Die Länder hatten die Förderung im ersten Corona-Jahr 2020 massiv gedrosselt, weil die Preise mangels Nachfrage eingebrochen waren. Seitdem haben sie die Förderung nur wenig hochgefahren.

Quelle: ntv.de, mit dpa/rts


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