Die Enthüllungsplattform WikiLeaks hatte am Samstag eine mutmaßliche Mitschrift eines Telefongesprächs zwischen IWF-Europachef Poul Thomsen und der Griechenland-Beauftragten Delia Velculescu ins Netz gestellt, in dem sie darüber beraten, wie Athen zu härteren Reformen gezwungen werden könne.
Thomsen beklagt demnach, Athen habe sich bislang nur bei akuter Pleitegefahr im vergangenen Juli auf Sparvorgaben eingelassen: "In der Vergangenheit gab es nur ein Mal, bei dem die Entscheidung gemacht wurde; das war, als ihnen ernsthaft das Geld ausging und sie vor dem Zahlungsausfall standen. Velculescu erwidert der mutmaßlichen Mitschrift zufolge: "Ich stimme überein, dass wir ein Ereignis brauchen." Welches Szenario den beiden vorschwebte, blieb offen.
IWF zweifelt an Schuldentragfähigkei
Am Montag werden Vertreter der sogenannten Troika aus IWF, EU-Kommission und Europäischer Zentralbank (EZB) in Athen erwartet, um die Umsetzung des im Sommer vereinbarten, 84 Milliarden Euro schweren dritten Rettungspaketes zu überprüfen. Der IWF beteiligt sich bislang nicht an der Finanzierung, weil er an der Schuldentragfähigkeit Athens zweifelt.
In ihrem Brief an Tsipras schreibt Lagarde weiter, die Unterhändler des IWF seien noch "ein gutes Stück" entfernt von einem Abschluss mit Griechenland. Sie habe wiederholt klargemacht, dass der Fonds nur ein Hilfsprogramm unterstützen könne, das glaubwürdig sei, auf realistischen Annahmen beruhe und Griechenland auf einen Pfad mit robustem Wachstum zurückbringe. Die Regierung in Athen hatte am Samstag mit einem Dringlichkeitstreffen auf die WikiLeaks-Veröffentlichung reagiert. Anschließend erklärte eine Regierungssprecherin, Athen fordere Erklärungen vom IWF, ob es seine offizielle Position sei, "Pleite-Bedingungen in Griechenland zu schaffen".
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