Kiew zieht Schreckensbilanz nach russischem Abzug

  18 Juli 2022    Gelesen: 537
  Kiew zieht Schreckensbilanz nach russischem Abzug

Die Geschehnisse von Butscha und Irpin sorgen im Ukraine-Krieg für Entsetzen - dort kommen während der russischen Besetzung Hunderte Zivilisten ums Leben. Nach dem Abzug der Truppen aus dem Kiewer Umland wird erst jetzt das gesamte Ausmaß deutlich.

Seit Ende der russischen Besatzung im Kiewer Umland sind dort nach ukrainischen Angaben 1346 getötete Zivilisten gefunden worden. Diese Zahl nannte der Polizeichef des Gebiets, Andrij Njebytow, im ukrainischen Fernsehen. An allen Orten, an denen russische Truppen gewesen seien, finde die Polizei ermordete Zivilisten. Die Zahl sei nicht abschließend. Von etwa 300 Menschen fehle noch jede Spur.

Nach dem Angriff auf die Ukraine am 24. Februar waren russische Truppen bis dicht vor die Hauptstadt Kiew vorgestoßen. Als sie Ende März abziehen mussten, fanden sich in Orten wie Butscha und Irpin Hunderte Leichen getöteter ukrainischer Männer und Frauen. Alles weist darauf hin, dass sie von russischen Soldaten ermordet wurden.

Ukrainische Fahnder ermitteln mit internationaler Hilfe wegen Kriegsverbrechen. Moskau streitet die Massaker aber ab und nennt sie eine ukrainische Inszenierung. Etwa die Hälfte der tot gefundenen Menschen sei mit Handfeuerwaffen getötet worden, sagte der Verwaltungschef des Kiewer Gebiets, Oleksij Kuleba.

Ein Bericht der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) prangerte zuletzt durch Russland verübte Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine an. Vergewaltigungen, Entführungen und massive Verschleppungen von Zivilisten seien mehrfach dokumentiert worden, heißt es in dem Report.

Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte dahingehend immer wieder ein "Sondertribunal" gefordert. "Die derzeitigen Justizbehörden können nicht alle Schuldigen verfolgen. Deshalb ist ein Sondertribunal nötig, um über die Verbrechen der russischen Aggression gegen die Ukraine zu urteilen", sagte Selenskyj in einer Videobotschaft an eine internationale Konferenz in Den Haag zu Kriegsverbrechen in der Ukraine.

Quelle: ntv.de, mba/dpa


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