Tausende fordern Rücktritt von Islands Regierungschef

  05 April 2016    Gelesen: 757
Tausende fordern Rücktritt von Islands Regierungschef
In Reykjavik ist es nach den Panama-Enthüllungen zu einer Massenkundgebung gekommen. Medien sprechen von einer der größten Demonstrationen in Islands Geschichte.
Tausende Menschen haben in Island nach den Enthüllungen aus den Panama Papers über Geheimkonten im Ausland den Rücktritt von Regierungschef Sigmundur Davíð Gunnlaugsson gefordert. Sie zogen am Abend vor das Parlament in Reykjavik. Die Polizei schätzte, dass rund 8.000 Menschen zusammengekommen waren. Das Nachrichtenportal Iceland Monitor sprach von bis zu 23.000 Teilnehmern und nannte die Veranstaltung eine der größten politischen Demonstrationen in der Geschichte Islands. "Übernehmen Sie Verantwortung", stand auf vielen Plakaten.

Laut den vom internationalen Recherchenetzwerk ICIJ veröffentlichten Panama Papers der Kanzlei Mossack Fonseca hat Gunnlaugsson vor neun Jahren mit seiner künftigen Frau auf den britischen Jungfraueninseln eine Briefkastenfirma gegründet und dort Millionen Euro geparkt. Ende 2009 überschrieb er seiner Partnerin für den symbolischen Betrag von einem Dollar seinen Anteil an der Firma. Er war aber schon Mitte des Jahres ins Parlament eingezogen und hatte dabei seine Beteiligung an dem Unternehmen nicht angegeben.

Die Opposition beantragte im Parlament ein Misstrauensvotum gegen den Politiker der rechtsliberalen Fortschrittspartei. Gunnlaugsson lehnte einen Rücktritt ab und bestritt die Absicht, Steuern zu hinterziehen. Er habe das Vermögen damals verheimlicht, damit der Reichtum seiner Frau im Wahlkampf nicht zum Thema werde, beteuerte er im Parlament.

Regierungsgegner wollen Proteste fortsetzen

Die Demonstrationsteilnehmer schlugen auf Töpfe und Pfannen, starteten Feuerwerkskörper und stampften auf die Barrikaden, die sie von dem Parlamentsgebäude trennten. "Es gibt keine andere Wahl für den Ministerpräsidenten als zu gehen", sagte Gudrun Jonsdottir, eine Lehrerin aus Reykjavik. "Die isländische Bevölkerung wird diese korrupte Regierung nicht tolerieren. Sie können hören, wie wütend wir sind."
Nach Angaben der Polizei protestierten mehr Menschen als nach dem Bekanntwerden der Aufsichtspannen bei der schweren Bankenkrise 2009, die das Land kurz vor den Ruin getrieben hatte. Wann im Parlament über den Misstrauensantrag abgestimmt wird, war noch offen. Regierungsgegner kündigten laut Iceland Monitor an, ihre Proteste fortzusetzen.

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