Jetzt kommen mehr Flüchtlinge nach Italien

  05 April 2016    Gelesen: 462
Jetzt kommen mehr Flüchtlinge nach Italien
Die vereinbarten Abschiebungen in die Türkei laufen an. Doch Schlepper versuchen bereits ein neues Geschäftsmodell zu etablieren. Die Zahl der Neuankömmlinge in Italien hat sich schon verdoppelt.
Brüssels Deal mit Ankara wird umgesetzt. Am Montag mussten erstmals rund 200 Flüchtlinge in Griechenland in Boote steigen und zurück in die Türkei fahren. Viele, die sich Hoffnung gemacht haben, mit Hilfe von Schleppern über die Ägäis Asyl in Europa zu finden, werden sie wohl spätestens jetzt fahren lassen. Einige haben dagegen längst die Konsequenzen gezogen.

Die Ankunftszahlen von Flüchtlingen, die über die Türkei nach Griechenland gekommen sind, sind laut einem Bericht von Welt Online in den vergangenen zwei Wochen dramatisch eingebrochen. Nach dem Stichtag für Rückführungen, den Brüssel mit Ankara Mitte März verabredet hat , gingen sie demnach um 63 Prozent zurück. Zugleich zeichnet sich ab, dass sich die Menschen nun einen anderen Weg suchen.

Welt Online zufolge verdoppelte sich im selben Zeitraum die Zahl der Flüchtlinge, die nun über die zentrale Mittelmeerroute von Libyen aus nach Italien reisen. Von insgesamt 3888 Personen ist nun die Rede. Italiens Regierung schätzt, dass weitere 240.000 Menschen in Libyen auf einen günstigen Zeitpunkt für eine Überfahrt auf der gefährlichen Strecke warten.

5000 Euro für eine lebensgefährliche Tour

Bereits in der vergangenen Woche berichtete die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung", dass Schlepper anfangen, neue Routen zu etablieren. Diese sollen laut dem Blatt über die türkischen Städte Antalya und Mersin sowie die griechische Hauptstadt Athen nach Italien führen. Das Geschäft soll in dieser Woche anlaufen.

Die EU und die Türkei haben bei einem gemeinsamen Gipfel am 18. März beschlossen, dass Ankara künftig alle illegalen Migranten, die von der türkischen Küste aus auf die griechischen Inseln fliehen, wieder zurücknimmt. Die EU hat Ankara dafür mehrere Milliarden Euro für die Versorgung, Visaerleichterungen und die beschleunigte Wiederaufnahme des EU-Beitrittsprozesses in Aussicht gestellt. Europa soll der Türkei zudem auf legalem Wege über Kontingente Flüchtlinge aus Syrien abnehmen. Die ersten dieser Kontingentflüchtlinge sind bereits am Montag mit einer Linienmaschine in Hannover angekommen.

Der europäisch-türkische Deal soll den Schleppern das Geschäft zerstören. Ob das gelingt, ist so kurz nach dem Start noch ungewiss. Der Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" über die neuen Routen nach Italien lässt erahnen, dass die Schleuser darauf hoffen, mehr Geld für die neuen Routen nehmen zu können. Dabei ist von bis zu 5000 Euro pro Person und Fahrt die Rede. Fraglich ist aber, ob sich diese gefährlichen und teuren Routen tatsächlich etablieren können. Auch der Umweg über Libyen nach Italien stellt insbesondere für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak einen immensen Mehraufwand und ein deutlich größeres Risiko dar. Zumindest bezogen auf den Meeraufwand dürfte das auch auf Routen zutreffen, die über den östlichen Landweg ins Zentrum Europas führen.

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