Deutsche Gasspeicher zu über 100 Prozent gefüllt

  15 November 2022    Gelesen: 774
  Deutsche Gasspeicher zu über 100 Prozent gefüllt

Mit historisch bislang nie erreichten Füllständen von über 100 Prozent platzen die deutschen Gasspeicher aus allen Nähten. "Proppevoll", kommentiert Netzagenturchef Müller zufrieden. Entwarnung bedeutet das für Verbraucher nicht, Sparen ist weiter angezeigt.

Der Füllstand der Erdgasspeicher in Deutschland hat die 100-Prozent-Marke geknackt. Dies geht aus Daten des europäischen Gasspeicherverbandes GIE hervor. Die 100 Prozent beziehen sich laut Netzagentur auf das von den Anlagenbetreibern ausgewiesene Arbeitsgasvolumen, das die gesicherte Kapazität des Speichers angibt. "Dieses entspricht jedoch nicht immer den physikalischen Möglichkeiten, sodass einige Speicher mehr Gas einspeichern können", teilte die Behörde in Bonn mit. Deshalb könne auch bei einem Füllstand von 100 Prozent noch weiter eingespeichert werden.

Nachdem in Wilhelmshaven auch der erste Anleger für Schiffsanlandungen von Flüssigerdgas (LNG) fertiggestellt wurde, sprach Netzagentur-Präsident Klaus Müller von einem "Doppelerfolg für die Versorgungssicherheit". Der LNG-Anleger sei fertig und die Gasspeicher seien "proppenvoll", twitterte er. "Das ist das Ergebnis guter politischer Entscheidungen. Diesen Schwung brauchen wir jetzt für den Ausbau Erneuerbarer Energien & ihrer Netze". Damit über Wilhelmshaven wie geplant in einigen Wochen LNG nach Deutschland importiert werden kann, sind allerdings noch weitergehende Arbeiten nötig.

In den Speichern wurden den jüngsten Angaben der GIE-Transparenzplattform AGSI zufolge am Montagmorgen 245,44 Terawattstunden Erdgas registriert. Dies lag leicht über der 100-Prozent-Marke, die bei 245,39 Terawattstunden erreicht wurde. Zum Vergleich: Im Januar und Februar 2022 wurden laut Bundesnetzagentur in Deutschland insgesamt knapp 227 Terawattstunden Erdgas verbraucht. Auch auf EU-Ebene waren die Speicher am Montagmorgen gut gefüllt: Die AGSI-Seite verzeichnete einen Füllstand von 95,6 Prozent.

"Lage bleibt angespannt"

Die Befüllung der Speicher war in diesem Jahr durch den russischen Gaslieferstopp stark erschwert worden. Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit ein Puffersystem für den Markt. Während Gas eingespeichert wird, fließt über Pipelines weiterhin Gas etwa aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien nach Deutschland. Für gewöhnlich sind die Speicher mit Beginn der Heizperiode gut gefüllt. Bis zum Frühjahr nehmen die Füllstände dann ab.

Am 1. Februar sollen sie laut Energiewirtschaftsgesetz aber noch zu 40 Prozent gefüllt sein. Der größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden, auf den allein rund 18 Prozent der gesicherten Speicherkapazität entfallen, war am Montagmorgen zu 94,75 Prozent gefüllt. Dass deutschlandweit zusammengenommen trotzdem über 100 Prozent erreicht wurden, liegt nach Angaben des Gasspeicherverbandes INES daran, dass mehrere andere Speicher bereits zu über 100 Prozent befüllt sind. "Es handelt sich um einen Speicherfüllstand, der in Deutschland seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie erreicht worden ist", sagte INES-Geschäftsführer Sebastian Bleschke. Derzeit würden die Einspeichermöglichkeiten unter Einhaltung sämtlicher Sicherheitsbestimmungen bis an ihre technischen Grenzen herangefahren.

Dennoch bleibe die Lage angespannt, erklärte die Bundesnetzagentur. Sie betonte ausdrücklich die Bedeutung eines sparsamen Gasverbrauchs. Eine nationale Gasmangellage im Winter könne vermieden werden, wenn das Sparziel von mindestens 20 Prozent weiterhin erreicht werde.

Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP


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