China sollte Covid-19 nach Einschätzung seines renommiertesten Epidemiologen Zhong Nanshan einfach nur noch "Corona-Erkältung" nennen. Als Grund gab der Regierungsberater nach Angaben der parteinahen Zeitung "Global Times" an, dass die Infektion nach den Virus-Mutationen in den vergangenen zwei Jahren vor allem den oberen Atemwegstrakt betreffe und weniger als früher die Lungen.
Covid-19 habe zudem mit 0,1 Prozent eine ähnliche Todesrate wie die übliche Grippe. Trotzdem müssten Anstrengungen unternommen werden, schwere Fälle zu vermeiden. Nachdem chinesische Experten im Zuge der vor gut einer Woche aufgehobenen strikten Null-Covid-Strategie immer eindringlich vor den Gefahren des Corona-Virus und der Folgeschäden für Infizierte gewarnt hatten, wird die Schwere der Erkrankung seit dem Kurswechsel erkennbar heruntergespielt.
Nach einer neuen Hongkonger Studie drohen China mit der Lockerung allerdings einige Hunderttausende Tote - je nachdem, wie schnell mit Booster-Präparaten geimpft wird und wie stark öffentliche und soziale Gesundheitsmaßnahmen ergriffen werden. Seit Wochen rollt eine Corona-Welle über das bevölkerungsreichste Land, die die bisherigen harten Null-Covid-Maßnahmen wie Lockdowns, Zwangsquarantäne und Massentests am Ende nicht mehr eindämmen konnten. Deswegen hat China aus Sicht des Nothilfe-Koordinators der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Mike Ryan, die Null-Covid-Politik auch aufgehoben. Die intensive Ausbreitung begann demnach lange vor der Kehrtwende und nicht als Folge der Lockerung.
Ein genaues Bild der Lage gibt es nicht, da keine verlässlichen Zahlen mehr vorliegen. Klar ist: Die Menschen werden reihenweise krank, Krankenhäuser erleben einen Ansturm. Behörden rufen dazu auf, Covid-19 zu Hause auszukurieren. Fieber- und Erkältungsmedikamente sind in vielen Apotheken ausverkauft. Nach Angaben von Zhong Nanshan verbreitet sich im Norden in Peking und der umliegenden Provinz Hebei die besonders leicht übertragbare Omikron-Variante BF.7 - eine Untervariante von BA.5.2, die eher im Süden und Südwesten des Landes in Metropolen wie Guangzhou und Chongqing umgeht.
Quelle: ntv.de, mba/dpa
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