Durchleuchtung des "Goldjungen" zeigt Erstaunliches

  24 Januar 2023    Gelesen: 13990
  Durchleuchtung des "Goldjungen" zeigt Erstaunliches

Eine Mumie, die als Goldjunge bezeichnet wird, ist bisher nicht geöffnet worden. Mit einem besonderen Untersuchungsverfahren gelingt es einem Forschungsteam nun, der 2300 Jahre alten Mumie ihre Geheimnisse dennoch zu entlocken.

Gleich mit 49 wertvollen Amuletten ist im antiken Ägypten ein Junge auf seine letzte Reise geschickt worden. Die "Goldjunge" genannte, etwa 2300 Jahre alte Mumie sei nie geöffnet worden, erläutert ein Forschungsteam im Fachmagazin "Frontiers in Medicine". Das Durchleuchten mit einem Computertomografen (CT) habe nun die prachtvollen Beigaben offenbart. Unter anderem sei dem Verstorbenen ein goldenes Zungen-Amulett in den Mund gelegt worden, um ihm im Jenseits das Sprechen zu ermöglichen.

Die 1916 bei Ausgrabungen in Nag el-Hassay in Südägypten entdeckte Mumie stammt aus der ptolemäischen Zeit um 330 vor Christus. Seit ihrem Fund wurde sie in Kairo im Ägyptischen Museum aufbewahrt. Die CT-Aufnahmen ließen die Forscherinnen und Forscher darauf schließen, dass es sich um die Mumie eines etwa 15 Jahre alten und 1,30 Meter großen Jungen handelt. Sein Körper war in gutem Zustand und weist keine Anzeichen für Verletzungen, Krankheit oder andere offenkundige Todesursachen auf. Bei der Computertomografie handelt es sich um eine 3D-Röntgenuntersuchung, mit der Schnittbilder eines Körpers oder anderer Objekte angefertigt werden können.

"Der Körper dieser Mumie war ausgiebig geschmückt mit 49 Amuletten, wundervoll stilisiert in einem einzigartigen Arrangement in drei Reihen zwischen den Bindenfalten und in der Körperhöhle", sagte Sahar Salim, Medizin-Professorin an der Universität Kairo und Leiterin der Studie. Die Amulette seien aus Gold, Halbedelsteinen, gebranntem Ton und Keramik gefertigt. "Ihr Zweck war, den Körper zu schützen und ihm Kraft zu geben im Jenseits", sagte Salim. Zudem wurde der Leichnam mit aus Farnpflanzen geflochtenen Girlanden bedeckt. Solche Pflanzenbeigaben hatten im Glauben der Ägypter symbolische Bedeutung.

Beigaben für den Weg ins Jenseits

Die alten Ägypter glaubten, dass der Geist nach dem Tod in einem Jenseits fortlebt. Zutritt erhielt man dem Glauben nach aber erst nach einem gefährlichen Weg durch die Unterwelt und nach dem Urteil eines letzten Gerichts. Verwandte und Einbalsamierer bemühten sich deshalb, einem Verstorbenen die Ankunft im Jenseits möglich zu machen und seinen Körper zu schützen.

Der "Goldjunge", der zum Zeitpunkt seines Todes vermutlich hohen gesellschaftlichen Status hatte, erhielt dafür auch Schuhwerk. "Die Sandalen sollten ihm vermutlich ermöglichen, aus dem Sarg zu laufen", sagte Salim. Ähnlich sei es auch im Totenbuch der ägyptischen Antike vorgesehen. Der Junge trug außerdem eine vergoldete Maske und einen Brustpanzer. Das Hirn war dem Forscherteam zufolge durch die Nase entfernt worden, der Schädel mit Harz gefüllt. Bis auf das Herz wurden auch die inneren Organe entnommen.

In Kairo wird derzeit das Große Ägyptische Museum gebaut, das dieses Jahr öffnen soll. Viele Artefakte befinden sich aber weiterhin im alten Ägyptischen Museum am zentralen Tahrir-Platz. Dort soll in der Haupthalle nun auch der "Goldjunge" ausgestellt werden - zusammen mit einigen der CT-Scans.

Quelle: ntv.de, jaz/dpa


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