BMW bläst mit Autos auf Abruf zum Angriff auf Uber

  11 April 2016    Gelesen: 1113
BMW bläst mit Autos auf Abruf zum Angriff auf Uber
Als erster Autobauer nimmt BMW den Kampf gegen Uber auf. Mit "ReachNow" wollen die Bayern zuerst in den USA starten – und einen anderen Weg als die umstrittene Fahrservice-App gehen.
Die Ankündigung von BMW klingt zunächst nach keiner besonders spektakulären Neuigkeit: Das Carsharing werde ausgebaut, kündigt der Münchner Autobauer an. Künftig werde man auch in den USA eine Flotte von BMWs und Minis aufbauen, die bei Bedarf kurzfristig gemietet werden können.

Was nun in Seattle im US-Bundesstaat Washington beginnen soll, ist in Europa längst Alltag – könnte man meinen. In neun europäischen Städten gibt es solche Carsharing-Flotten unter der Marke DriveNow schon. BMW betreibt das System zusammen mit dem Autovermieter Sixt.

Doch was in den USA geplant ist, geht weit über das aus Europa bekannte Carsharing-Modell hinaus. BMW will mit dem neuen "ReachNow" genannten Dienst als erster Autobauer Uber den Kampf ansagen. Uber wiederum greift seit einigen Jahren das Geschäft der Taxis an. Kunden des Unternehmens können per Handy-App einen Fahrer rufen, der sie dann in seinem privaten Auto ans Ziel fährt.

Zwar gibt es vor allem in Europa erhebliche rechtliche Bedenken gegen das System von Uber, weshalb der Dienst in Deutschland zur Zeit so gut wie gar nicht genutzt werden kann. In den USA ist Uber aber sehr erfolgreich. Das Potenzial des Mobilitätsdienstleisters halten Investoren für gewaltig. Uber ist nicht an der Börse notiert, doch in diversen Finanzierungsrunden erzielte das Unternehmen zuletzt eine Bewertung von über 60 Milliarden Dollar.

Autobauer fürchten Konkurrenz der Internetkonzerne

Es ist vor allem eine Wette auf die Zukunft. Das Kalkül: Wenn in einigen Jahren autonomes Fahren ohne Fahrer auch in Städten möglich sein wird, könnte Uber mit einer eigenen Flotte von Fahrzeugen Mobilität auf Nachfrage anbieten. Immer weniger Menschen würden in diesem Szenario noch selbst ein Auto besitzen, sondern lediglich bei Bedarf Fahrten von A nach B buchen.

Auch Internetkonzerne wie Google und Apple, die an selbstfahrenden Elektroautos arbeiten, könnten in dieses Geschäft der Mobilität auf Abruf einsteigen. Uber, Apple und Google sind daher nicht nur eine Gefahr für das Geschäftsmodell der Taxifahrer, sondern auch für die bestehenden Autobauer, die dann deutlich weniger Fahrzeuge verkaufen würden.

Bei den Herstellern hat man dieses Problem inzwischen erkannt. Bei jeder Gelegenheit betonen die Vorstände der Autobauer derzeit, dass man künftig auch verstärkt in das Feld der Mobilitätsdienstleistungen einsteigen werde. Auch BMW-Chef Harald Krüger hatte erst im März bei der Vorstellung der neuen Strategie betont, diesen Bereich ausbauen zu wollen. "So ist neben dem bestehenden Carsharing auch ein Premium Ride Sharing Service denkbar", sagte er. Was das genau sein sollte, wollte er nicht erklären. Unter Ride Sharing versteht man aber in der Regel Mitfahrgelegenheiten, wie sie Uber anbietet.

BMW will keine Uber-Kopie anbieten

Krügers Kollege Peter Schwarzenbauer, der das Thema im Vorstand verantwortet, verwies nicht nur auf die Konkurrenz von Uber, sondern auch auf weitere Wettbewerber, die mit ähnlichen Diensten in China bereits sehr erfolgreich seien.

"Es wäre unverantwortlich, sich diesen Themen nicht zu widmen", sagte Schwarzenbauer bei der Vorstellung der Strategie. "Wir wollen nicht Uber folgen, wir suchen den BMW-Weg für Mobilität on demand."

Mit "ReachNow" ist BMW nun der erste klassische Autobauer, der mit seiner Ankündigung eines Uber-Konkurrenten ernst macht. Fast könnte man sagen mit einem Uber-Klon. Denn obwohl Schwarzenbauer gesagt hatte, dass BMW das US-Start-up nicht kopieren wolle, liest sich die Ankündigung von "ReachNow" nun doch zum Verwechseln ähnlich.

Ein Zustellservice bringt das Auto zum Nutzer

Geplant ist ein zweistufiges Vorgehen in Seattle, wo der Konkurrent Car2go bereits mit einem normalen Mietservice vertreten ist. Zunächst soll es eine klassische Carsharing-Flotte in der Metropole am Pazifik geben. 370 Fahrzeuge von BMW und Mini werden für die Kunden buchbar sein, 20 Prozent davon sollen elektrisch angetriebene BMW i3 sein.

Doch von Beginn an wird es Unterschiede zum europäischen Modell geben. Während man bei DriveNow per App ein Auto in der Nähe suchen kann, es dann reserviert und hinläuft, soll es bei "ReachNow" einen "Zustellservice" geben, bei dem das bestellte Auto zum Nutzer gebracht wird. Auch eine Langzeitmiete des Fahrzeuges soll möglich sein.

In Zukunft sollen dann aber nicht mehr nur die Autos der konzerneigenen Flotte über "ReachNow" verfügbar sein. "Mittelfristig" können Besitzer von BMW- und Mini-Fahrzeugen ihre Autos zeitweise zur Miete anbieten, wenn sie zum Beispiel im Urlaub sind.

Das Angebot soll sich auch so einschränken lassen, dass zum Beispiel nur Kontakte des Besitzers in einem sozialen Netzwerk das Auto mieten können. Ebenfalls "später" sollen sich BMW-Besitzer als Chauffeur anmelden und "ReachNow"-Kunden auf Bestellung und gegen Bezahlung zu ihrem Ziel fahren können. Das wäre exakt das Geschäftsmodell von Uber.

Quelle : welt.de

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