Hochpreis-Strategie zahlt sich für Mercedes aus

  28 April 2023    Gelesen: 859
  Hochpreis-Strategie zahlt sich für Mercedes aus

Der Autobauer Mercedes hebt seine Renditeziele leicht an. Die Fokussierung auf Top-Modelle füllt dem Konzern zu Jahresbeginn die Kasse. Kein Wunder, dass der Kurs unbedingt beibehalten werden soll. Dafür sind die Stuttgarter auch bereit, in anderen Segmenten Abstriche zu machen.

Der Autobauer Mercedes-Benz blickt nach einem starken Jahresauftakt optimistischer auf das Gesamtjahr und sieht vor allem in den USA und China Anzeichen für eine anziehende Nachfrage. Die Zuversicht sei angesichts der gestiegenen zweistelligen Renditen bei Pkw und Vans gewachsen, erklärte Finanzchef Harald Wilhelm. Das Management sei entschlossen, diese Entwicklung im Rest des Jahres beizubehalten. Preissenkungen erteilte Wilhelm trotz eines "schleppenden" Auftragseingangs in Europa eine klare Absage. Es sei das Ziel, die Preise im gesamten Jahr hochzuhalten. Im stark umkämpften Kompaktwagen-Segment sei der Autobauer bereit, Volumen zu opfern, um die Preise zu schützen.

"Die Fokussierung auf Top-End-Pkw und Premium-Vans hat Mercedes-Benz wetterfester gemacht", erklärte Wilhelm. Zusammen mit Konzernboss Ola Källenius trimmt er die Marke mit dem Stern auf Luxus. Das zahlt sich nun aus: Mercedes-Benz erzielten dank hoher Absätze von Spitzenmodellen Margen auf Rekordniveau um 15 Prozent, wobei die Van-Sparte herausstach.

Bis Jahresende soll es nun weiter aufwärts gehen: Der Absatz der Van-Sparte soll nun leicht steigen statt auf Vorjahresniveau liegen. Im Gesamtjahr erwarten die Stuttgarter hier zwei Prozentpunkte mehr Rendite mit nun 11 bis 13 Prozent. Im PKW-Geschäft soll das obere Ende der bisherigen Spanne von 12 bis 14 Prozent erreicht werden. Bei diesem Ausblick gebe es Aufwärtspotenzial im Jahresverlauf, sagte Wilhelm. Die Prognose auf Konzern-Ebene bleibt unverändert mit einem Betriebsergebnis leicht unter den 20,5 Milliarden Euro des Vorjahres und einem Konzernumsatz auf Vorjahresniveau von 150 Milliarden Euro.

Im ersten Quartal zogen die Erlöse auf Jahressicht um acht Prozent auf 37,5 Milliarden Euro an. Das Konzernergebnis wuchs von Januar bis März um zwölf Prozent auf vier Milliarden Euro - noch stärker als das schon bekanntgegebene Betriebsergebnis. Höhere Materialkosten seien dank besserer Preise, die Mercedes durchsetzen konnte, kompensiert worden, erklärte das Unternehmen.

Spekulationen, nach der Abspaltung der Truck-Sparte könnte auch das Transporter-Geschäft eigene Wege gehen, erteilte Wilhelm eine Absage. "Vans haben einen sehr guten Platz im Portfolio von Mercedes-Benz, und es ist gut, die Vans in einem Portfolio mit Autos zu haben."

Der DAX-Konzern hatte über Betriebsergebnis und Renditen bereits am 20. April per Pflichtmitteilung berichtet, da die Zahlen besser waren als an der Börse erwartet. Mit einem hohen Absatz von Spitzenmodellen wie der G-Klasse und der Luxuslimousine Mercedes-Maybach fuhren die Schwaben eine Rekord-Gewinnspanne ein, die etwa doppelt so hoch war wie früher in guten Zeiten. "Sechs Quartale in Folge mit zweistelligem Margenergebnis demonstrieren eine strukturell verbesserte Geschäftsentwicklung und eine gesteigerte Resilienz", erklärte Mercedes.

Analysten beobachten genau, ob der Autobauer seinen Profit dank Disziplin bei Kosten und Preisgestaltung hoch halten kann oder wie früher nach Erfolgen hier wieder nachlässig wird. Der Aktienkurs hat wegen der Skepsis über das Durchhaltevermögen der Schwaben noch keine Luxusgefilde erreicht. Am Freitag gaben die Papiere rund zwei Prozent nach. Stifel-Analyst Daniel Schwarz verwies darauf, dass die Prognose nur leicht angepasst worden sei.

Mit der hohen Profitabilität wolle der Konzern den Umstieg auf Elektroautos und die Digitalisierung weiter beschleunigen, erklärte Wilhelm, "auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten." Denn neben Inflation und Ukraine-Krieg kam mit den jüngsten Turbulenzen im Bankensektor eine neue Belastung hinzu, während sich die Lage bei der Chip-Versorgung und den Energiepreisen entschärft.

Quelle: ntv.de, jwu/rts


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