Volkswagen pflügt Vorstand bei Tochter CARIAD um

  08 Mai 2023    Gelesen: 943
  Volkswagen pflügt Vorstand bei Tochter CARIAD um

Im VW-Konzern ist der Aufbau eines Softwaregeschäfts ein zentrales Zukunftsthema, die zuständige Tochterfirma hinkt in der Entwicklung allerdings hinterher. Der deutsche Autoriese krempelt daher fast die komplette Führungsebene um. Auch ein neuer CEO soll bereits feststehen.

Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume will laut übereinstimmenden Medienberichten fast die komplette Führung der mit Problemen kämpfenden Software-Tochter CARIAD absetzen. Die Top-Manager seien von Blume bereits über ihren bevorstehenden Rauswurf informiert worden, schreibt das Wirtschaftsportal "Business Insider". Der Aufsichtsrat solle dies nach der VW-Hauptversammlung am nächsten Mittwoch in Berlin beschließen.

CARIAD-Chef Dirk Hilgenberg sowie die Vorstände Lynn Longo (Technik) und Thomas Sedran (Finanzen) werden den Berichten zufolge ersetzt. Sie sollen in andere Bereiche des Konzerns wechseln. Lediglich die Zukunft von Personalvorstand Rainer Zugehör sei noch ungewiss, laut "Handelsblatt" soll er seinen Posten behalten. Neuer CEO bei CARIAD soll ab Juni der derzeitige Bentley-Vorstand Peter Bosch werden, so das "Handelsblatt".

Ein Sprecher des Volkswagen-Konzerns sagte, "wir analysieren aktuell die Situation der CARIAD und der Projekte sehr genau". In diesem Zuge seien bereits Entscheidungen getroffen und zum Beispiel die Software-Architekturen zeitlich geordnet worden. "Mögliche Beschlüsse zu personellen Änderungen wurden nicht gefasst", sagte der Sprecher. Zur Zukunft der Software-Einheit hieß es, es sei immer betont worden, dass an CARIAD festgehalten werde: "Für den Volkswagen-Konzern ist und bleibt der Ausbau unserer Software-Kompetenz eine wichtige Komponente für die Attraktivität unserer Produkte."

Porsche und Audi machen Druck

Im VW-Konzern ist der Aufbau eines Softwaregeschäfts das zentrale Zukunftsthema neben dem Ausbau der E-Mobilität. Schwerpunkt der neu gegründeten IT-Sparte CARIAD ist die Entwicklung einer eigenen Auto-Software. Doch das Thema erwies sich als deutlich komplexer. Der 2022 abgetretene Vorstandschef Herbert Diess hatte eine Plattform für volldigitalisierte E-Fahrzeuge ab 2026 angepeilt. Weil es jedoch Verzögerungen gab, wuchs der Unmut - insbesondere bei den Töchtern Porsche und Audi, die erklärten, Oberklasse-Kunden sollten nicht allzu lange auf neue Funktionen warten müssen.

Abstimmungs- und Entwicklungsprobleme bei CARIAD hatten Modelleinführungen verschoben. Diess' Nachfolger Oliver Blume entzerrte die Software-Strategie. Laut "Business Insider" sollen die beiden Premium-Marken Porsche und Audi Druck auf den VW-Chef ausgeübt haben. Sie halten demnach wenig von der Arbeit bei CARIAD und fürchten um weitere Verzögerungen bei wichtigen Fahrzeugmodellen. Im ersten Quartal 2023 weitete CARIAD den Verlust gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht von 416 Millionen auf 429 Millionen Euro aus. Der Konzern verwies auf den hohen Investitionsbedarf.

Quelle: ntv.de, mba/dpa


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