Hip, jung, stylisch und mitunter auch mal ein bisschen edel. Klar, das ist Berlin. Letzteres kann Berlin jedenfalls sein, wie man beim Schlendern über die Prachtmeile Unter den Linden rasch feststellt. Genau diese Szenerie hat DS Automobiles gewählt, um den überarbeiteten DS3 mit jetzt etwas breiterem Kühlergrill samt neuerdings optional eingebauten Miniatur-Rauten noch einmal der Öffentlichkeit zu präsentieren. Und Obacht, das Crossover heißt jetzt gar nicht mehr Crossback - ein kleiner Marketingkniff, um die Nomenklatur in der DS-Modellpalette zu harmonisieren. Nach wie vor liegt der Kleine ein bisschen höher als klassische Ausführungen im Umfeld.
Eigentlich ein historisches Heimspiel, denn Citroëns deutsche Hauptverwaltung residierte in den 1930er Jahren auch schon in Berlin. Jaja, das heutige DS ist natürlich nicht mehr Citroën - aber gedanklich eben irgendwie doch.
Wie auch immer. Gibt es überhaupt eine Rechtfertigung für einen derart schicken Kleinwagen wie diesen Franzosen? Einer, der trotz seiner kompakten 4,12 Meter eher distinguiert als sachlich auftritt und sich damit deutlich von den meisten Wettbewerbern in diesem Segment abhebt. Klar, kann man schon machen. Warum sollte automobiler Luxus immer nur an den Abmessungen eines Autos festgemacht werden?
Schon unmittelbar nach dem Einsteigen zieht der DS3 den Passagier in seinen Haute-Couture-Bann. Allein diese Innenarchitektur. Ob man die auch hier dominierende Rautenform (sowohl Lüftungsdüsen als auch Schalter zeigen sich in diesem Stil) nun als edel empfindet oder nicht - sie ist mindestens extravagant. Und die Materialien fallen durchaus wertig aus, kleines Highlight sind allerdings die komfortablen Sessel mit teils aufwendig gearbeiteten Nähten. Nicht, dass man woanders in dieser Klasse keine Sitze mit Alcantara- oder Lederbezug bekommen könnte - aber fast nirgends sind sie so üppig gepolstert wie hier.
Der DS3 ist ein Kleinod in seiner Kategorie. Das gilt in technischer Hinsicht wie auch in optischer. Er ist einfach anders und individualistisch. Vielleicht nicht so pompös wie das Prinzessinnenpalais im Stile des Friderizianischen Rokoko, das als Präsentationslocation dient. Aber dezent tritt der Fronttriebler nicht unbedingt auf mit seiner hohen Gürtellinie und der extrovertierten Front. Nicht nur der Grill fällt ins Auge, ebenso die im Wellendesign anmutenden Scheinwerfer nebst Tagfahrlichtern, die wie Zapfen herunterhängen. An Design-Spielereien mangelt es der Karosse kaum - siehe Gürtellinie. Sie ist nicht durchgängig gehalten, sondern an der B-Säule unterbrochen. Hier "klettert" das Blech der Fondtür quasi die B-Säule hoch.
Der elektrisch angetriebene DS3 bekommt mehr Akku und Leistung
Und was spielt sich unter dem Blech ab? Die elektrisch angetriebene Version hat jetzt ein bisschen mehr Power - 156 PS nennt das Datenblatt statt der früheren 136. Das will ausprobiert werden! Und tatsächlich legt der Franzose die ersten Meter feuriger los, die vorderen Pneus haben Mühe, das Drehmoment (260 Newtonmeter ab 500 Umdrehungen) zu übertragen, spätestens wenn ein bisschen Lenkwinkel anliegt. Auffällig beim neuen Antriebsstrang ist, dass er eine markante Zweistufigkeit aufweist. Wandert das Fahrpedal schnell ans Bodenblech, gibt es noch einmal einen spürbaren Nachschlag von der Elektromaschine.
Natürlich ist der 1,6 Tonnen schwere Franzose kein Sportler, wie der amtliche Beschleunigungswert von 9,1 Sekunden bis 100 km/h beweist - aber das ist auch völlig in Ordnung. Mit 54 kWh Akkukapazität ist es den Technikern gelungen, vier kWh herauszuholen im Vergleich zu früher, und die kombinierte WLTP-Reichweite liegt jetzt bei bis zu 404 Kilometern bei einem effizienten Verbrauchswert von 15,4 kWh je 100 km (ebenfalls WLTP).
Im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern im Segment erfreut der DS3 übrigens durch einen recht kommoden Federungskomfort. Diese gewisse Ausgewogenheit ist allerdings auch ein Resultat der hohen Leermasse - hier verhalten sich die 300 Kilogramm leichteren Verbrenner teils flatteriger.
Wem die Reichweite der batterieelektrischen Variante übrigens nicht langt und 30 Minuten Wartezeit für eine 80-Prozent-Befüllung des Energiespeichers außerdem zu lange erscheinen, der hat bei DS die Wahl vielfältiger Antriebsarten. Für Langstreckler ohne Ladelust steht sogar ein heutzutage fast schon exotischer Diesel zur Verfügung. Dieser 130 PS starke Vierzylinder-Selbstzünder mit effizienten 1,5 Litern Hubraum gibt seine Kraft obligatorischerweise an eine achtstufige Wandlerautomatik weiter. Diese Form des Getriebes ist bekanntermaßen die geschmeidigste.
Bemerkenswert sind rund fünf Liter WLTP-Verbrauch, womit der DS3 über 800 Kilometer weit kommt. Und der Dieselmotor ist ja berühmt dafür, selbst unter Nutzung der vollen Antriebsleistung nicht übermäßig gefräßig zu werden. Darüber hinaus bekommt der Kunde noch zwei trinkunlustige Dreizylinder-Benziner mit 100 respektive 130 PS. Die Basis ist übrigens die einzige noch mit einem manuellen Sechsganggetriebe lieferbare Variante, während die stärkere Ausführung analog zum Diesel immer mit Achtgang-Automatik an den Start geht.
Mit Topausstattung wird es teuer
Mit einem Grundpreis von 26.740 Euro (manuell geschalteter 100-PS-Benziner) untermauert DS seinen Luxusanspruch. Zum Vergleich: Ein deutlich simpler gestalteter Citroën C3 startet mit gerade einmal 14.940 Euro. Alle DS3-Modelle kommen mit schnieke aussehenden 17-Zoll-Alus, autonomer Notbremsung, LED-Scheinwerfern, Parkpiepsern sowie Spurhalteassistent. Für den sogenannten BlueHDI130 verlangt das Werk mindestens 32.940 Euro.
Den preislichen Endpunkt markiert der elektrisch angetriebene "E-Tense" in der Ausführung "Opera". Für ihn ruft der Hersteller stramme 51.590 Euro auf (ohne Förderung). Dann gibt es allerdings das feine, anschmiegsame Nappaleder. Außerdem kneten die Fauteuils geschundene Vielfahrer-Rücken durch und glänzen sogar mit einer Lendenwirbelstütze. Elektrisch zurechtrücken lässt sich das Mobiliar obendrein. Navi und Head-up-Display sind in diesem Kontext ebenfalls frei Haus.
Allerdings sollte der Hersteller bei solchen Kursen schon überlegen, ob er nicht eine 360-Grad-Kamera verbaut, die das Rundumbild stante pede aufbaut und nicht erst nach mehrmaligem Rangieren. Dennoch, der DS3 hat als wohl schickster Kleinwagen eine Daseinsberechtigung und kommt jetzt noch ein Quäntchen verbessert um die Ecke. Schön, dass es ihn gibt.
Quelle: ntv.de
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