Fairbuds XL ein nachhaltiger und guter Kopfhörer?

  26 Mai 2023    Gelesen: 605
  Fairbuds XL ein nachhaltiger und guter Kopfhörer?

Fairphone bringt seinen ersten Bügel-Kopfhörer auf den Markt. Aus recycelten Materialien und austauschbaren Komponenten hergestellt, ist der Fairbuds XL ähnlich nachhaltig wie die Smartphones des Herstellers. Das ist gut für die Umwelt und das Gewissen, aber taugt er auch was als Kopfhörer?

Fairphone hat bewiesen, dass man Smartphones langlebig und nachhaltig herstellen kann, ohne größere Einbußen bei der Qualität hinnehmen zu müssen. Doch das niederländische Unternehmen möchte mehr. Nachdem es im vergangenen Jahr bereits kabellose Ohrhörer auf den Markt gebracht hat, folgt jetzt ein Bluetooth-Bügel-Kopfhörer. ntv.de hat ausprobiert, ob der 250 Euro teure Fairbuds XL nicht nur nachhaltig, sondern auch gut ist.

Schickes und hochwertiges Design

Fast jede Komponente des Kopfhörers ist austauschbar, Aluminium und Zinn-Lötpaste sind zu 100 Prozent, der Kunststoff zu 80 Prozent recycelt. Dass er kein gewöhnlicher Kopfhörer ist, sieht man dem Fairbuds XL aber nicht an. Im Gegenteil, besonders die grüne Variante mit orangem Steuerknopf und Kabeln sieht richtig gut aus. Größer als die herkömmliche Konkurrenz ist der Kopfhörer auch nicht, und mit 330 Gramm ist er kein Schwergewicht.

Obwohl Akku, Polster, Muscheln, Kabel oder Bügel einfach zu wechseln sind, macht der Fairbuds XL einen hochwertigen Eindruck und ist immerhin nach IP54 gegen leichten Regen und Schweiß geschützt. Der Kopfhörer sitzt allerdings etwas stramm und die Ohrmuscheln sind nicht allzu großzügig ausgepolstert. Auf Dauer kann der Fairbuds XL daher etwas unbequem werden, vor allem für Brillenträger.

Einfache Steuerung

Dass sich Fairphone bei den Kopfhörern die inzwischen üblichen Touch-Flächen gespart hat, ist dagegen überhaupt kein Nachteil. Ganz im Gegenteil, der Joystick an der rechten Muschel, den man auch von Teufel-Headsets kennt, ist viel unkomplizierter zu bedienen: Drückt man ihn, pausiert oder startet die Wiedergabe. Drückt man ihn nach rechts oder links, springt man einen Song vor oder zurück, die Lautstärke ändert man, indem man ihn nach oben oder unten drückt.

Der Daumen findet den Stick auf Anhieb, seine Druckpunkte sind perfekt. Die flache Taste, mit der man die aktive Geräuschunterdrückung (ANC) oder den Transparenzmodus aktiviert, liegt direkt über dem Stick und ist daher ebenso leicht zu finden. Eine Klinkenbuchse gibt es nicht, man kann aber über die USB-C-Buchse ein Kabel verbinden, womit man auch bei leerem Akku noch Musik hören kann.

Auch die Ausdauer ist mit bis zu 26 Stunden bei aktiviertem ANC mehr als okay. Eine Austausch-Batterie kostet nur 19 Euro, ein ähnlich fairer Preis wie bei den anderen Komponenten. Die rechte Muschel mit den Steuerelementen ist für 80 Euro das teuerste Bauteil, die linke Muschel kostet die Hälfte.

Klang nicht immer gut

So weit schlägt sich der Fairbuds XL also richtig gut. Bei der wichtigsten Disziplin, dem Klang, leistet sich der nachhaltige Kopfhörer allerdings ein paar Schwächen. Sein Sound ist zwar grundsätzlich gut und in den Grundeinstellungen relativ neutral. Allerdings fängt der Bass bei höheren Lautstärken gelegentlich an zu dröhnen, und manchmal klingt der Fairbuds XL etwas dumpf.

Die Geräuschunterdrückung ist effektiv, wenn auch nicht auf dem hohen Niveau der Spitzenklasse. Rauschen in Zügen, Flugzeugen oder an belebten Straßen filtert sie weitgehend heraus. Gespräche oder klappernde Tastaturen im Büro zu unterdrücken, ist dagegen keine Stärke des Kopfhörers.

Wind geht gar nicht

Richtige Probleme bekommt der Fairbuds XL bei Wind. Statt dessen Rauschen zu dämpfen, verstärkt er es. Damit ist der Kopfhörer im Freien selbst bei einer nur leichten Brise kaum zu gebrauchen. Das trifft auch auf den Transparenzmodus zu. In Innenräumen ermöglicht er, dass man beispielsweise Ansagen gut versteht. Draußen im Wind sollte man ihn dagegen nicht aktivieren, da dann der Lärm fast unerträglich sein kann.

Ähnlich sieht es bei Telefonaten aus. Gesprächspartner haben gelegentlich Mühe, einen zu verstehen, wenn man in einer lauteren Umgebung ist. Aber selbst in stillen Innenräumen ist die Klangqualität nicht besonders gut.

In der zugehörigen App kann man den Ton kaum verbessern. Neben dem Akku-Stand und der Möglichkeit, Firmware-Updates auszuführen, findet man dort nur vier Klang-Voreinstellungen. Einen Equalizer für individuelle Einstellungen oder weitere Extras hat die Anwendung nicht zu bieten.

Fazit

Alles in allem ist der Fairbuds XL noch ein guter Bügel-Kopfhörer. Er ist nicht nur nachhaltig, sondern auch hochwertig verarbeitet, und die Knopf-Steuerung ist ein einfaches Vergnügen. Dazu versprechen günstige Tausch-Komponenten eine lange Lebenszeit. Für 250 Euro darf man aber auch eine gute Klangqualität erwarten, und da konnte der Kopfhörer im Praxistest leider nicht durchgehend überzeugen.

Quelle: ntv.de


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