Starke Schmerzen in der Brust, heftiges Engegefühl und ein Stechen in der Schulter: Mehr als 300.000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Herzinfarkt. Gründe dafür können unter anderem Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Rauchen oder Stress sein. Eine neue Studie identifiziert nun einen weiteren Risikofaktor: Montage. Doch woran liegt das?
Forscherinnen und Forscher am Belfast Health and Social Care Trust untersuchten 10.528 Patientinnen und Patienten in Irland, die über einen Zeitraum von fünf Jahren mit einem schweren Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Dabei stellten sie einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Beginn der Arbeitswoche und einer erhöhten Herzinfarkt-Rate fest: Diese traten an Montagen zu 13 Prozent häufiger auf als an anderen Tagen der Woche.
"Wir haben eine starke statistische Korrelation zwischen dem Beginn der Arbeitswoche und der Inzidenz von Herzinfarkten gefunden", sagt Studienleiter Jack Laffan bei der Vorstellung der Forschungsergebnisse auf der Konferenz der British Cardiovascular Society in Manchester. Er und sein Team vermuten, dass die Ursache in der Störung des natürlichen Schlaf-Wach-Zyklus, dem sogenannten zirkadianen Rhythmus, liegen könnte. An den Wochenenden bleiben viele Menschen länger auf oder gönnen sich ein langes Ausschlafen. Der abrupte Wechsel zurück zum gewohnten frühen Wecker am Montagmorgen kann demnach zu erhöhten Entzündungs- und Stresshormonspiegeln führen, die Herzinfarkte auslösen können.
Männer besonders gefährdet
Ein Montagsgipfel bei der Infarktinzidenz wurde bereits in zahlreichen früheren Studien beobachtet. So fand ein Forschungsteam der Université Libre de Bruxelles 2014 heraus, dass bei den untersuchten Männern die Zahl der Montags-Infarkte 18 Prozent über der Samstagsrate lag. Innerhalb der verschiedenen Altersgruppen war dabei der Anstieg zu Wochenbeginn bei den 33- bis 44-Jährigen am höchsten. Die Erklärung der belgischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Patienten mit einem milden Infarkt könnten bereits am Wochenende Beschwerden entwickelt haben, seien aber erst am Montag zum Arzt gegangen.
Eine weitere Studie kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Hier untersuchte ein Forschungsteam an der kanadischen Universität von Manitoba den Zusammenhang von plötzlichem Herztod und Montagen. Daten von rund 4000 Mitgliedern der kanadischen Luftwaffe zeigten, dass sich mehr als ein Viertel der Todesfälle am Wochenanfang ereigneten. Bei der Forschung nach den Ursachen kamen die Wissenschaftler schnell auf das Freizeitverhalten vieler junger Männer am Wochenende: Sie feierten die Nächte durch und tranken dabei viel Alkohol. Der Wechsel zum stressigen Arbeitsalltag könne Rhythmusstörungen begünstigen, die zum plötzlichen Herztod führen.
"Es bleibt ein Kuriosum"
"Der Zusammenhang zwischen dem Beginn der Arbeitswoche und kardiovaskulären Erkrankungen bleibt ein Kuriosum", resümiert Laffan bei der Vorstellung seiner aktuellen Studienergebnisse. "Diese Studie trägt zur Evidenz über das Timing von besonders schweren Herzinfarkten bei, aber wir müssen jetzt entschlüsseln, was sie an bestimmten Wochentagen wahrscheinlicher macht", sagt auch sein Kollege und Co-Autor Nilesh Samani.
Beim Herzinfarkt handelt es sich um eine lebensbedrohliche Erkrankung, bei der es durch den Verschluss einer oder mehrerer Herzkranzarterien zu einer anhaltenden Minderversorgung des Herzmuskels mit Blut kommt. Ohne rasche und wirksame Hilfe stirbt infolgedessen der nicht mehr durchblutete Teil des Herzmuskels ab. Je schneller ein Herzinfarkt erkannt und behandelt wird, desto höher sind die Chancen, keine schwerwiegenden Folgen davonzutragen oder nicht daran zu sterben.
Um es erst gar nicht erst so weit kommen zu lassen, raten Kardiologen, vorzubeugen: "Wer sich ausreichend bewegt, Stress vermeidet, noch dazu auf eine ausgewogene Ernährung achtet und seinen Blutdruck im Blick behält, macht schon vieles richtig", schreibt die Deutsche Herzstiftung auf ihrer Website. Zudem sollte man mit dem Rauchen aufhören. Und auch regelmäßige kardiologische Vorsorgeuntersuchungen seien sinnvoll, um Erkrankungen wie Herzschwäche, Bluthochdruck oder Gefäßverengung früh zu erkennen.
Quelle: ntv.de
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