Die US-Regierung erwägt offenbar neue Beschränkungen für den Export von Chips für Künstliche Intelligenz (KI) nach China. Wie mit der Situation vertraute Personen sagten, wächst die Besorgnis über die Macht der Technologie in den Händen von US-Konkurrenten. Das Handelsministerium könnte bereits Anfang kommenden Monats die Chiplieferung von Nvidia und anderen Herstellern an Kunden in China und anderen Ländern stoppen. Die Maßnahme wäre Teil der endgültigen Regeln, die die im vergangenen Oktober angekündigten Exportkontrollmaßnahmen kodifizieren und erweitern, so die Personen. Beim Handelsministerium war keine Stellungnahme in der Sache erhältlich.
Der Schritt könnte Chinas Fähigkeit zum Ausbau seiner KI-Fähigkeiten weiter einschränken, nachdem im vergangenen Jahr bereits die fortschrittlichsten KI-Chips von Nvidia und Advanced Micro Devices (AMD) nicht verkauft werden durften. Nvidia reagierte darauf, indem es eine Version seiner KI-Chips für den chinesischen Markt mit der Bezeichnung A800 fertigte, die unter die vom Handelsministerium festgelegten Leistungsschwellen fielen. Dieser Chip ersetzte den A100, der in Rechenzentren häufig für KI-Berechnungen eingesetzt wird.
Die neuen Beschränkungen, die das Ministerium nun in Erwägung zieht, würden sogar den Verkauf von A800-Chips ohne Lizenz verbieten, erklärten die Informanten weiter. Sowohl Nvidia als auch AMD lehnten eine Stellungnahme ab. Zudem wolle die US-Regierung das Leasing von Cloud-Diensten an chinesische KI-Unternehmen einschränken, die solche Vereinbarungen genutzt haben, um die Exportverbote für fortschrittliche Chips zu umgehen, so die informierten Personen weiter.
Gefährliche Viren und Waffen durch KI?
Der Zeitpunkt der Einführung der neuen Bestimmungen sei noch ungewiss, da die Chiphersteller die Regierung weiterhin dazu drängten, auf weitere Beschränkungen zu verzichten oder sie zu lockern. Laut einer mit der Situation vertrauten Quelle wird die Regierung wahrscheinlich bis nach dem Besuch von Finanzministerin Janet Yellen in China Anfang Juli warten, um Peking nicht zu verärgern.
Die Diskussionen folgen auf den Aufstieg sogenannter generativer KI-Tools wie ChatGPT von OpenAI, das erst nach der Einführung der ersten Beschränkungen im vergangenen Jahr zu einem kulturellen Phänomen wurde. US-Beamte und politische Entscheidungsträger sehen KI zunehmend unter dem Aspekt der nationalen Sicherheit. Mit KI ausgestattete Waffen könnten den Ländern im Krieg einen Vorteil verschaffen, und KI-Tools könnten zur Herstellung chemischer Waffen oder Computerviren verwendet werden.
Der Schutz kritischer Technologien bei gleichzeitiger Minimierung der Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung von Unternehmen aus den USA und verbündeten Nationen ist aber eine große Herausforderung für die Regierung. "Wir schützen unsere grundlegenden Technologien mit einem kleinen Hof und einem hohen Zaun", sagte der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan im April.
Quelle: ntv.de, can/DJ
Tags: