Die Taliban-Vertreter verschickten am Dienstag ein Schreiben an die afghanischen Medien, in dem sie den Beginn der Frühjahrsoffensive auf die Stellungen der Regierungstruppen ankündigten. Den Islamisten zufolge werden in den von ihnen eroberten Gebieten „Mechanismen geschaffen, damit die Menschen ein normales, sicheres Leben führen können“. In dem Schreiben heißt es, dass die Taliban bei der Offensive Opfer unter der Zivilbevölkerung und die Zerstörung der Infrastruktur vermeiden wollen. Es soll auch „ein Dialog mit den Mitbürgern in den feindlichen Reihen“ geführt werden, damit sie zu ihnen wechseln. Die Offensive heißt „Operation Omari“ zu Ehren des verstorbenen Taliban-Gründers Mullah Omar.
Die Taliban sind in der letzten Zeit nicht in ihrer besten Form, wobei ihre Positionen im Vergleich zur aktiveren Gruppierung „Islamischer Staat“ schwächer geworden sind. Nach dem Abzug des Großteils der Nato-Kräfte hat sich die Situation am Hindukusch verschlechtert. Nach UN-Angaben kamen bei den Angriffen der Terroristen 2015 mehr als 11.000 Menschen ums Leben. Ende September eroberten die Taliban die Stadt Kundus und hielten sie drei Tage lang.
In den letzten Monaten ließ der nach dem Tod von Mullah Omar begonnene interne Machtkampf nach, bei dem es zu offenen Zusammenstößen zwischen verschiedenen Gruppierungen gekommen war. Gewonnen hat Mullah Akhtar Mansur, der sich zum Nachfolger Omars erklärte. Ein Zeichen für die Konsolidierung seiner Macht war der jüngste Wechsel von 20 IS-Extremisten zu den Taliban in der Provinz Nangarhar.
Laut dem Carnegie-Experten Petr Topytschkanow können die Taliban die Situation im Lande nicht verändern. In afghanische Sicherheitsdienste sei viel Geld investiert worden. Allerdings könnten sie einen Angriff wie im Fall Kundus wiederholen.
Samir Kabulow vom russischen Außenministerium zufolge haben die Taliban es sich in diesem Jahr zum Ziel gesetzt, das unter ihrer Kontrolle stehende Gebiet deutlich zu erweitern. Sie rechnen damit, einige Provinzen zu erobern und sie in eine Plattform des Antiregierungskampfes zu verwandeln.
Die Friedensgespräche, zu denen die Seiten des afghanischen Konfliktes aufgerufen werden, bringen nicht die erwünschten Ergebnisse. Die Vierer-Gruppe aus den USA, China, Afghanistan und Pakistan versuchte Mitte Januar 2016 eine Roadmap zur Versöhnung auszuarbeiten. Die Anstrengungen waren vergeblich, denn die Taliban erklärten am 6. März, dass eine Feuereinstellung unmöglich sei, solange im Lande ausländische Truppen sind.
Laut dem unabhängigen afghanischen Abgeordneten Daud Sultansoi wird es in diesem Frühjahr viele Kämpfe geben. Die Taliban werden versuchen, strategisch wichtige Städte und Provinzen zu erobern. Die afghanische Armee brauche Waffen, vor allem Hubschrauber, so der Abgeordnete.
Kabulow zufolge wurden mit Afghanistan mehrmals Waffenlieferungen besprochen. „Schusswaffen werden kostenlos zur Verfügung gestellt, alles andere können wir auf kommerzieller Grundlage liefern. Der afghanische Präsident hat versprochen, Geld zu finden, es aber noch nicht gefunden“, so Kabulow.
Quelle : sputnik.de
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