E-Autos hängen erstmals Diesel ab

  19 Juli 2023    Gelesen: 851
  E-Autos hängen erstmals Diesel ab

Die Elektromobilität wächst in Europa langsamer als erhofft. Ein Grund ist die Modell- und Preispolitik der Autohersteller. Dennoch ist weiterhin ein starker Zuwachs an Neuzulassungen für Elektroautos zu verzeichnen. Tesla ist hierbei einer der großen Gewinner.

Erstmals sind in Europa mehr Elektroautos als Dieselautos zugelassen worden. Damit stieg der Marktanteil an E-Autos auf 15,1 Prozent, während der von Dieselfahrzeugen auf 13,4 sank. Dies teilte der europäische Herstellerverband mit. Die meistverkauften Wagen bleiben allerdings die Benziner. Im Juni betrug der Anteil an Neuzulassungen weiterhin über 36 Prozent. An zweiter Stellen lagen mit 24 Prozent Hybridwagen, Plug-In-Hybride kommen auf knapp acht Prozent.

Ein Jahr zuvor hatte der E-Auto-Anteil bei den Neuwagen noch bei 10,7 Prozent gelegen. Der Anstieg ging vor allem auf starke Zuwächse in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Deutschland zurück. Maßgeblich verantwortlich ist eine starke Absatzsteigerung von Tesla. Nach Preissenkungen war im ersten Quartal jedes fünfte neu zugelassene E-Auto in Europa ein Wagen des US-Herstellers.

Im Jahresvergleich wurden im Juni auch deutlich mehr Benziner verkauft. Mit einem Anstieg um elf Prozent fiel das Wachstum dennoch unterdurchschnittlich aus. Bei reinen Elektroautos betrug die Zunahme satte 66 Prozent. Die Gesamtverkäufe von Autos legten im Jahresvergleich um 17,9 Prozent zu. Die Zulassungen von Dieselautos gingen weiter zurück, auch wenn es in Deutschland und Mitteleuropa einen Anstieg gab.

Im Juni wurden in Europa insgesamt rund eine Million Autos neu zugelassen, in den ersten sechs Monaten des Jahres waren es 5,4 Millionen. Das sind aber weiterhin rund ein Fünftel weniger als vor der Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2019.

Düstere Aussichten für 2024

"Die aktuelle Markterholung ist in erster Linie auf den hohen Auftragsbestand zurückzuführen", erklärte Constantin Gall, Experte der Beratungsfirma EY. "Nach wie vor arbeiten die Autobauer Bestellungen aus dem Vorjahr ab, als der Teilemangel und eingeschränkte Produktionskapazitäten zu erheblichen Einbußen geführt hat."

Zum Jahresende hin werde sich die Lücke zum Vor-Corona-Niveau zwar nicht schließen, aber kleiner werden, erklärte Gall weiter. "Dann werden allerdings auch die Aufträge aus der Zeit des Chipmangels abgearbeitet sein." Die aktuelle Bestellsituation deute auf eher schwache Absatzzahlen im Jahr 2024 hin, was auch dem E-Auto-Boom ein Ende bereiten könnte. Gall verwies auch auf in Deutschland auslaufende Förderprogramme.

Der Chef der Gewerkschaft IG Metall, Jörg Hofmann, kritisierte die Modellpolitik der Auto-Hersteller. "Es gibt kein E-Fahrzeug für jedermann in der Preiskategorie um die 25.000 Euro", sagte er der "Zeit". Auch deswegen wachse die Elektromobilität derzeit langsamer als erhofft. Außerdem brauche es ein neues staatliches Förderprogramm.

Quelle: ntv.de, psc/AFP


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