Im US-Bundesstaat Georgia ist der erste komplett neu konstruierte Atomkraftreaktor seit mehr als 30 Jahren ans Netz gegangen. Das Kernkraftwerk Vogtle 3 soll mit seinen 1100 Megawatt schätzungsweise 500.000 Haushalte und Unternehmen mit Strom versorgen können. Kim Greene, der Chef des zuständigen Unternehmens Georgia Power, pries den neuen Reaktor trotz jahrelanger Verspätung und immenser Kosten als "beeindruckendes Beispiel" für Georgias zuverlässige und widerstandsfähige Energiezukunft. Die USA haben die meisten Kernkraftwerke weltweit.
Ab den 80er-Jahren gab es aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und der Endlagerung von Atommüll jedoch kaum Neubauten. Erst in jüngster Zeit hat sich das Interesse an der Kernenergie aufgrund ihrer Rolle als CO2-arme Energiequelle wieder belebt. Auch in Frankreich werden neue Atomkraftwerke gebaut. In Deutschland sind dagegen alle Atomkraftwerke vom Netz gegangen.
Für das Betreiberunternehmen Georgia Power und Befürworter der Kernenergie sind Vogtle 3 und ein Schwesterreaktor Vogtle 4, der im kommenden Jahr ans Netz gehen soll, der Beweis, dass die Atomkraft eine Zukunft in den USA hat. Für Kritiker und für viele Investoren der Energiebranche zeigt die Geschichte des Kraftwerks das Gegenteil. Geplant war ursprünglich, dass die Reaktoren 2017 ans Netz gehen würden.
Wegen technischer Schwierigkeiten und Pannen hat sich nicht nur die Bauzeit immer wieder verzögert. Die Kosten haben sich von den einst erwarteten 14 Milliarden Dollar auf rund 30 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt. Wirtschaftlich ist das Projekt längst nicht mehr. Für Kunden von Georgia Power erhöhen sich mit der Inbetriebnahme von Reaktor 3 die Stromkosten.
Der Konstrukteur der Anlage, der Konzern Westinghouse, ging an dem Bau pleite. Mehrere vergleichbare Kernkraftwerke, die in den USA etwa zur selben Zeit wie Vogtle 3 und 3 geplant wurden, wurden aus Kostengründen während der Bau- oder Planungsphase gestoppt.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa
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