Breite Kritik an Baerbocks Sanktionsskepsis

  25 Auqust 2023    Gelesen: 666
  Breite Kritik an Baerbocks Sanktionsskepsis

Außenministerin Baerbock zweifelt daran, dass die westlichen Sanktionen nach Russlands Überfall auf die Ukraine ein Erfolg waren. Für ihre Analyse muss sie Kritik aus der Ampel-Koalition und von der Union einstecken.

Der FDP-Außenpolitiker Ulrich Lechte hat der Einschätzung von Außenministerin Annalena Baerbock widersprochen, dass die Wirtschaftssanktionen gegen Russland keine wirtschaftlichen Auswirkungen hätten. Die Sanktionen hätten "sehr wohl einen Effekt", sagte er dem "Tagesspiegel". Zu beobachten sei das zum Beispiel am Rubel-Kurs, der seit Monaten stark fällt. "Nur hatte sich Putin jahrelang auf diesen Krieg vorbereitet, Finanzreserven und Lagerbestände aufgebaut. Die Umgehung von Sanktionen in einer globalisierten Welt ist einfacher, siehe die plötzliche Importfreude von Kasachstan. China als Partner ist auch mehr als hilfreich", sagte er.

Auch der SPD-Außenpolitiker Adis Ahmetovic kritisierte den Fokus der Außenministerin. Der Teufel stecke im Detail. "Wie nachhaltig kann ein Wachstum sein, welches reinweg auf den massiven Ausbau der Kriegswirtschaft fußt? Das Wachstum scheint daher eher eine Blase zu sein, die bald zerplatzen wird", sagte er dem Blatt. Auch im Bereich des Wirtschaftswachstums gelte "der Marathongedanke: Wir haben zusammen mit unseren Verbündeten den längeren Atem. Und das sollte Außenministerin Baerbock nach vorne stellen".

"Russlands Wirtschaft gleich Kartenhaus"

Der CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter teilt die Einschätzung der Außenministerin ebenfalls nicht. "Russlands Wirtschaft leidet massiv unter den Sanktionen und die BIP-Prognosen des IWF zeigen auch nach unten", sagte er, aber: Putin habe sein Land auf eine Kriegswirtschaft umgestellt. "So gab es einen großen Anstieg an staatlichen Ausgaben im Rüstungssektor, denn die Rüstungsfabriken laufen Tag und Nacht, aber in der Automobilproduktion oder der Pharmaziebranche sind die Einnahmen massiv zurückgegangen", rechnete er vor.

Kiesewetter wies auch auf die sinkenden Ölexporte hin. "Das sollten wir nicht unterschätzen", sagte er, schließlich machten Öl- und Gasverkäufe einen großen Teil der russischen Staatseinnahmen aus. "Russlands Wirtschaft gleicht also aktuell einem Kartenhaus, das zwar länger standhält, als man zu Beginn erwartete, aber immer instabiler wird", sagte Kiesewetter. Er mahnte, die Sanktionen müssten schärfer überwacht werden. "Hier muss das Netz an Sanktionen noch enger gestrickt werden, so gibt es immer noch zu viel Umgehung über Drittstaaten wie Armenien, Georgien oder Kasachstan", sagte er, zudem müsse die Sanktionsüberwachung gemeinschaftlich auf EU-Ebene stattfinden. "Die Bundesregierung agiert aber hier zu zurückhaltend, auch da offensichtlich deutsche Firmen bei der Sanktionsumgehung beteiligt sind", sagte er.

Quelle: ntv.de, mau


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