Weltpremiere des Peugeot 3008 - mehr Akku geht nicht

  13 September 2023    Gelesen: 715
  Weltpremiere des Peugeot 3008 - mehr Akku geht nicht

Der neue Peugeot 3008 basiert als erstes Modell auf der brandneuen STLA-Medium-Plattform. Und, Überraschung: Er kommt jetzt doch gar nicht ausschließlich vollelektrisch. Aber wenn, dann mit Riesen-Batterie. Doch lesen Sie selbst.

Manchmal ist das Leben voller Überraschungen. Du freust dich auf ein neues Automodell, nimmst dabei eine anstrengende Reise in die Gegend um Montbéliard in Kauf (hierher stammt die Familie Peugeot) und harrst in einer zwar stylischen, aber stickigen, weil schlecht klimatisierten Lagerhalle aus, bis endlich das Tuch gezogen wird. Und dann kommen die Fakten Stück für Stück auf den Tisch.

Moment, Moment. Die müssen nicht schlecht sein. Doch da macht der Stellantis-Konzern mit seinen mehr als zehn Automarken monatelang oder noch länger Werbung für seine neuen sogenannten STLA-Plattformen, die als fortschrittliche Basen für diverse elektrisch angetriebene Fahrzeuge verschiedener Konzernmarken dienen sollen. Aber Pustekuchen, jetzt stellt sich heraus: STLA kann auch Verbrenner - erfährt man mal eben im Vorbeigehen aus dem Peugeot-3008-Pressetext.

Okay, das ist ja auch kein Beinbruch, ganz im Gegenteil. Denn je flexibler, desto besser. Aber dann kommt Peugeot-Technikchef Jérôme Micheron um die Ecke und gesteht: Nein, der neue Peugeot e-3008 wird leider nicht über 800-Volt-Ladetechnik verfügen. Die Plattform kann das grundsätzlich wohl, ja. Aber man eruiere das Marktumfeld und sehe dann weiter. Das sitzt. Dabei könnte 800 Volt die Elektromobilität boosten. Schon allein der psychologische Effekt wäre enorm. Schließlich möchten doch alle Autofahrer kurze Ladezeiten. Und 80 Prozent State of Charge innerhalb von 20 Minuten kommt eben besser an als 30 Minuten.

Doch jetzt der Reihe nach. Es wird vom neuen Peugeot 3008 mindestens drei rein elektrisch angetriebene Varianten geben. Als da wären: eine mit 210 PS und 73 kWh großer Batterie. Darüber hinaus leistet die stärkere 73-kWh-Version sogar 320 PS (zwei Motoren, Allradantrieb). Und für eine besonders ausgedehnte Reichweite steht jene 230 PS starke Version mit satten 98 kWh namens Long Range. Witzigerweise denkt man bei Peugeot traditionell und lehnt die Modellbezeichnungen an die PS- und keineswegs an die kW-Zahlen an. Und jetzt mal ganz nebenbei spekuliert: In Deutschland wird Anfang des Jahres auch der 136 PS starke Hybrid-Dreizylinder mit 21-PS-Unterstützung aus dem Elektrolager ziemlich parallel zu den drei Stromern anlaufen.

Auf ein 800-Volt-Netz verzichtet der Peugeot zunächst

Und nun Schwamm über die 800-Volt-Geschichte und ruhig mal nach den Stärken des e -3008 fahnden. Eine ziemlich interessante Zahl ist beispielsweise die 13,9 - so viele, ähm, so wenige Kilowattstunden Strom soll sich der Franzose nämlich je 100 Kilometer genehmigen. Ein Resultat nicht nur der Aerodynamiker, die einen guten Job gemacht haben, sondern auch der hocheffizienten Permanentmagnet-Motoren aus dem konzerneigenen Hause Nidec. Und überhaupt: Es ist ein Novum, dass ein Autohersteller in diesem Segment Akkueinheiten von nahezu einhundert Kilowattstunden Kapazität installiert.

Die Batteriekompetenz teilt man sich übrigens - aktuell liefert der chinesische Autohersteller BYD einen Teil zu, und der französische Akkuhersteller Automotive Company Cells (Stellantis teilt sich die Eignerschaft mit Mercedes sowie TotalEnergies) produziert ebenfalls. In Kombination mit der ausgezeichneten Effizienz ergibt sich eine Reichweite von 700 Kilometern nach WLTP. Das ist ansehnlich.

Etwas skeptisch macht, dass der Hersteller sowohl für die einmotorige wie auch für die doppelmotorige 73-kWh-Ausführung 525 Kilometer nennt. Hierauf wird man später einen genauen Blick werfen müssen. Um den Akku von 20 auf 80 Prozent zu laden, nennt Peugeot rund 30 Minuten. Allein bei der großen Batterie soll es minimal schneller gehen. Ein akzeptabler, aber kein berauschender Wert, jedoch erwartbar angesichts des 400-Volt-Systems mit 160 Kilowatt Peak-Ladeleistung. Das gilt auch für die Höchstgeschwindigkeit mit Deckel bei maximal 180 km/h (Topversion).

Klar wäre ein bisschen mehr gegangen. Schnellere Ladezeiten kommen immer gut, vielleicht noch ein zweistufiges Getriebe zur Steigerung der Effizienz. Aber Peugeot möchte offenbar die Kosten nicht aus dem Runder laufen lassen. Zwar stehen noch keine Preise fest, aber irgendwo an der 50.000-Euro-Schwelle soll der Einstieg für den Basis-Stromer liegen, wird in der Branche gemunkelt. Mal sehen.

Zeit, einen Platz im 3008 zu ergattern. Und hier erwarten mich ordentlich dimensionierte Sessel sowie ein inzwischen ebenfalls richtig ordentlich dimensioniertes Display. Eines in architektonisch schicker Krümmung, "curved", wie die Marketingleute auf Neudeutsch sagen. Dieses "HD-Panorama-Display", so formuliert es Peugeot, präsentiert sich 21 Zoll ausladend, was 53 Zentimetern entspricht, und schwebt quasi über der Armaturentafel. Dieses kunstvolle Objekt dürfte allerdings seinen Preis haben (die Basisline "Allure" verzichtet jedenfalls darauf).

Kunstvoll ist übrigens auch die Mittelkonsole gestaltet mit einer halboffenen, mit Fleece belegten Konsole, auf der außerdem weitere berührungsempfindliche Tasten untergebracht sind zur Steuerung der wichtigsten Funktionen. Noch mehr Touchfelder finden sich überdies unterhalb der Lüftungsdüsen in der Mitte, die auch der Beifahrer bequem erreichen kann. Wie intuitiv das Ganze am Ende wirklich ist, wird sich später noch herausstellen. Das gilt auch für die Handhabe der zwar schick aussehenden Lenkradsteuerung im Touch-Style - mancher Autohersteller geht davon allerdings wieder auf Distanz, weil die Bedienbarkeit darunter leidet.

Wohnliches Fleece trifft stylisches Ambientelicht

Noch einmal zurück zum prägnanten Fleece, das Peugeot bereits beim Vorgänger einsetzte. Es verleiht dem Interieur einen wohnlichen Charakter und kommt daher auch bei der dritten 3008-Generation wieder großzügig zum Einsatz beispielsweise im Bereich der Türbeläge. Und jetzt gelingt es den Franzosen, mithilfe smarten Einsatzes von Ambientelicht auch noch einen stylischen Touch in die wohnliche Atmosphäre zu bringen. Fast scheint es, als sei das engmaschig gemusterte Aluminium-Dekor auf dem Armaturenträger hintergrundbeleuchtet - aber nein, es wird in poppigen Farben angeleuchtet per LED und reflektiert bloß geschickt. Sieht cool aus.

Das Platzangebot fällt ordentlich aus - der 3008 ist wieder einmal gewachsen. Er misst jetzt zehn Zentimeter mehr als der Vorgänger und kommt auf 4,54 Meter, was immer noch recht kompakt anmutet. Der Radstand wächst ebenfalls um gute fünf Zentimeter und beträgt ab sofort 2,73 Meter. Allerdings macht der Fond bei der ersten Sitzprobe keinen verschwenderisch großen (allerdings auch keinen engen) Eindruck. Und es gibt reichlich USB-Anschlüsse sowie eine 12-Volt-Buchse.

Ohne Frage sind alle wichtigen Assistenten an Bord, darauf wird zu einem späteren Zeitpunkt genauer einzugehen sein. Auch bieten die Franzosen inzwischen diverse Remote-Features an, um per App selbst vom Wohnzimmersessel aus noch die Türen schließen und die Vorklimatisierung starten zu können.

Ob der Peugeot 3008 auch als Stromer ein Millionenseller wird, bleibt abzuwarten. Er bietet jedenfalls interessante Eigenschaften. Und die hohe Reichweite ist bisher einzigartig im Segment.

Dass man auch noch den Verbrenner in der Hinterhand hält, ist ein kluger Move, falls die Elektromobilität doch auf auf härtere Widerstände stößt als erwartet. Und wer weiß, vielleicht ist das Marktumfeld ja irgendwann doch reif für 800 Volt. Die ersten 3008 rollen jedenfalls kommenden Februar zum Kunden.

Quelle: ntv.de


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