Fünf neue Luxus-Vans - Raumfahrt erster Klasse

  24 Oktober 2023    Gelesen: 873
  Fünf neue Luxus-Vans - Raumfahrt erster Klasse

Viel Leistung in Form von massig PS haben mittlerweile nicht wenige Fahrzeuge. Aber wahrer Luxus zeigt sich heute im Raum. Der Umgang damit darf auch verschwenderisch sein. Fünf Beispiele geräumiger, luxuriöser Vans.

Bei uns sind sie Paketlaster oder Pampersbomber und natürlich die Basis für allerlei Freizeitfahrzeuge. Doch in Asien gelten Vans mittlerweile als die ultimativen Luxuslimousinen. Denn in überfüllten Städten wie Shanghai, Seoul oder Tokio sind Platz und Privatsphäre viel wichtiger als Power und Performance. Das hat eine ganz neue Fahrzeuggattung hervorgebracht, die so langsam auch zu uns schwappt. Fünf Beispiele.

Lexus LM

Liegesitze wie in der First Class, vom Personal durch eine blickdichte Scheibe getrennt und vor den Augen ein Bildschirm größer als daheim im Wohnzimmer - mit dem neuen LM will Lexus auf der Straße den gleichen Komfort bieten wie auf einem Langstreckenflug. Deshalb haben die Japaner die Kabine des 5,13 Meter langen Vans komplett ausgeräumt und im besten Fall nur noch zwei Captain Chairs in den Fond geschraubt, sie haben eine steife und komfortbetonte PKW-Plattform als Basis genommen statt einer Transporter-Architektur und sie haben nicht an Lack und Leder gespart: Es gibt feine Materialien, pfiffige Details wie elektrische Jalousien, Klapptische und eingebaute Regenschirme, Klimaconcierge, Massagekissen und Ambientebeleuchtung steigern das Wohlbefinden und ein Kühlschrank hält die nötigen Erfrischungen bereit.

Fehlt eigentlich nur noch die Stewardess für den Service. Die Ermangelung an dienstbereitem Personal ist aber nicht der einzige Unterschied zum Fliegen. Auch bei der Dynamik hinkt der Vergleich: Statt mit Düsenschub fährt der LM mit einem 250 PS starken Vierzylinder-Hybrid, beschleunigt in 8,7 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht maximal 190 km/h.

Während Autos wie der LM in China, Japan oder Korea das Straßenbild prägen, waren die Erwartungen an den Absatz in Europa anfangs nicht allzu hoch. Das mag auch am Preis liegen, der bei 122.700 Euro beginnt und mit 147.100 Euro für den Viersitzer höher ist als bei jedem anderen Lexus. Doch mussten sich die Japaner bereits eines Besseren belehren lassen. Kaum waren die ersten Infos zum neuen Modell raus, schoss der Bestelleingang in die Höhe und Lexus hat das Zulassungsziel auf 1000 Einheiten verdoppelt.

Denza D9

Mit ihrem ersten PKW haben sie kein Glück gehabt bei Denza. Denn die für China im Joint-Venture mit BYD umgebaute Mercedes B-Klasse war ein veritabler Flop. Doch mittlerweile haben die Chinesen bei der Marke das Sagen und mit dem D9 einen Bestseller im Programm. Kein Wunder: Denn 5,25 Meter lang, vorne mit einem beleuchteten Nadelstreifen-Grill im Actros-Format gepflastert und hinten mit roten LED-Lanzen bestückt, fängt er im Nachtleben der Metropolen alle Blicke. Und vor allem bietet er einen Komfort, der selbst den edelsten Varianten des Mercedes wie ein schwäbisches Sammeltaxi auf der schwäbischen Alb wirken lässt - von Multivan und ID.Buzz ganz zu schweigen. Und das zu einem Preis, bei dem der deutschen Premium-Kundschaft die Tränen in die Augen schießen werden: Denn los geht's für den D9 umgerechnet bei fast schon lächerlichen 42.000 Euro.

Dabei gibt es im D9 nichts, was die Ruhe stört und zurück auf den Boden der Tatsachen holt. Wo die Vans bei uns ihre Nähe zum Lieferwagen kaum verhehlen können und deshalb bisweilen wenig fein durch übers Kopfsteinpflaster rumpeln, ist der D9 bocksteif und grundsolide. Schließlich steht er auf einer elektrischen Skateboard-Plattform der BYD-Familie, der die so genannten Blade-Zellen zusätzliche Stabilität geben. Und statt des mehr oder minder gut gedämmten Nagelns eines Selbstzünders hört man nur das Surren eines Stromers, der das Raumschiff mit 312 PS in der Frontantriebsvariante und 374 PS sanft und samtig über die Seidenstraße schiebt. Gute 100 kWh passen beim D9 in den Boden und die Reichweite ist - zugegeben im chinesischen Zyklus - mit guten 600 Kilometern anderthalbmal so groß wie bei der elektrischen V-Klasse. Wer weiter will, dem bieten die Chinesen auch drei Versionen eines Plug-in Hybrids auf Basis eines mageren 1,5 Liters mit bis zu 407 PS an. Die Laden mit bis zu 80 kW und kommen im Teamwork auf teilweise deutlich vierstellige Reichweiten, so dass keiner mehr nach einem Diesel fragt.

Natürlich ist der D9 vor allem für China gemacht. Doch offenbar sieht BYD auch bei uns einen Markt für den Luxusliner. Nicht umsonst haben sie ihn im September zur IAA nach München geholt.

Volvo EM 90

Kantige Kombis und riesige SUV - geräumig waren Volvos schon immer. Doch seit die Schweden zum chinesischen Geely-Konzern gehören und konsequent zur elektrischen Premium-Marke aufgebaut werden, liebäugeln sie mit der Großräumigkeit - und machen jetzt Nägel mit Köpfen. Denn im nächsten Monat präsentieren sie in Shanghai als EM90 ihren ersten Van und versprechen viel Platz und Luxus für die ganze Familie.

Eine Neuentwicklung ist der elektrische Raumriese freilich nicht. Er basiert auf dem Zeekr 009, von dem er auch den Antrieb übernehmen dürfte. 5,21 Meter lang, mit einen 145 LED in zahllosen Szenarien illuminierte Grill und bei über 3,20 Metern Radstand im Fond mit zwei riesigen Captain Chairs und einer kleinen Bank bestuhlt, fährt der mit einem bis zu 140 kWh großen Akku im chinesischen Zyklus bestenfalls mehr als 800 Kilometer weit. Dabei lassen 544 PS die Pfunde purzeln und ermöglichen eine Reisegeschwindigkeit von 190 km/h. Offiziell ist der EM90 erst einmal ein rein chinesisches Projekt. Doch wenn der Lexus bei uns funktioniert und Denza den D9 ins Land holt, dann dürften auch dem Volvo alle Türen offenstehen.

Nissan Hyper Tourer Concept

Wie attraktiv das Segment offenbar ist, beweist auch die Studie Hyper Tourer, die Nissan jetzt für die Motorshow in Tokio angekündigt hat - und die den Faden noch ein bisschen weiterspinnt. Denn zum platzsparenden E-Antrieb mit allen Komponenten im Wagenboden kommt hier noch die Idee vom autonomen Fahren, mit der die Japaner die klassische Sitzordnung auflösen. Die beiden Sessel in der ersten Reihe lassen sich deshalb um 180 Grad drehen und ermöglichen eine Konferenzbestuhlung, während der Autopilot den Verkehr im Blick behält. Aber die Arbeit ist nur eine der vielen Beschäftigungsmöglichkeiten an Bord des Hyper Tourer. Viel wichtiger ist den Japanern die Entspannung, für die sie sogar einen LED-Bildschirm in den Fußboden geschraubt haben. Wo man sonst allenfalls auf Teppich schaut, blickt man hier deshalb auf Gartenlandschaften oder auf einen langen, ruhigen Fluss.

Natürlich wird das Konzept so nicht in Serie gehen. Doch nachdem Nissan in Japan eine lange Historie in der automobilen Raumfahrt hat, sind die Chancen für eine abgespeckte Produktionsversion nicht so schlecht.

Mercedes V-Klasse

Das asiatische Raumfahrtprogramm dürfte einen deutschen Hersteller ganz besonders wurmen: Mercedes. Denn erstens verdrängen die Luxusvans zusehends Limousinen wie die S-Klasse oder den Maybach aus dem Straßenbild. Und zweitens stehlen sie der V-Klasse die Schau, die so gar nicht mehr zu den ambitionierten Zielen vom vornehmsten Autohersteller der Welt passen will.

Zwar mühen sich die Schwaben tapfer, mit einem Facelift gegenzusteuern und hängen ihrem Kleinbus dafür mächtig Lametta um. Doch für viel mehr als ein bisschen neues Infotainment und ein wenig mehr Lack und Leder reicht es bislang noch nicht. Und vor allem tut sich offenbar nichts am Antrieb des EQV, der mit den chinesischen Herausforderern nur schwerlich mithalten kann.

Während sie in Stuttgart alle auf den Generationswechsel und die elektrische Van-Plattform hoffen, mit der alles nobler und besser werden soll, zeigen findige Umrüster in der Türkei oder in China schon mal, wie es gehen kann. Denn dort fährt die V-Klasse längs als Maybach - mit Nadelstreifengrill, Lederliegen und Bildschirmen groß wie Tischtennisplatten.

Quelle: ntv.de, Benjamin Bessinger, sp-x


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