Antibiotika-Produktion schädigt viele Gewässer

  10 November 2023    Gelesen: 1009
  Antibiotika-Produktion schädigt viele Gewässer

Durch die Herstellung von Antibiotika werden Abwasser und Gewässer in der Umgebung belastet. Wie stark, enthüllt nun eine Pilotstudie. Demnach werden in Indien und Europa Grenzwerte teils massiv überschritten. Die Autoren fordern Gesetzesänderungen, da die Konsequenzen verheerend sein können.

Die weltweite Herstellung von Antibiotika verursacht zum Teil massive Wirkstoffkonzentrationen im Abwasser und in Gewässern rund um die Produktionsanlagen. Das zeigt eine Pilotstudie der AOK Baden-Württemberg, des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wasserforschung und des Umweltbundesamts, deren Ergebnisse nun veröffentlicht wurden.

Bei Messungen an bislang zehn Standorten in Indien und Europa wurden Wasserproben auf die im Abwasser enthaltenen Antibiotikakonzentrationen geprüft. Zudem wurden weitere Gewässerproben im Umfeld der Produktionsstätten untersucht.

An 40 Prozent der Produktionsstätten gab es demnach "zum Teil massive Überschreitungen" der von der AOK mit Herstellern vertraglich vereinbarten maximalen Wirkstoffkonzentrationen im Abwasser oder in der Umwelt. Die Grenzwerte wurden in Größenordnungen von mehreren 1000 Prozent überschritten.

Gefahr von Resistenz steigt

Die höchste Überschreitung stellten die Experten beim Antibiotikum Ciprofloxacin fest. Bei dem Wirkstoff wurde eine Konzentration im Abwasser der Fabrik gemessen, die den vereinbarten Schwellenwert um 11.000 Prozent überschreitet.

In einem Gewässer in Indien fanden die Experten eine Konzentration des Antibiotikums Azithromycin, die den Schwellenwert noch deutlich höher überschreitet. Das Problem tritt demnach aber nicht nur in Indien auf. Die Umweltprobe mit den meisten gemessenen Antibiotikafunden entstamme einem europäischen Bach.

"Belastete Produktionsabwässer sind ein wichtiger Grund für die Entstehung von Antibiotikaresistenzen, neben dem Risiko durch den massiven Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin", erklärte Malgorzata Debiak vom Umweltbundesamt. Resistenzen führen dazu, dass Antibiotika nicht mehr wirken.

Der Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg, Johannes Bauernfeind, sieht "dringenden Handlungsbedarf". Die Studienautoren fordern in ihren Handlungsempfehlungen an die Politik Änderungen im EU-Arzneimittelrecht, um das Problem der antimikrobiellen Resistenzen bei der Wurzel zu packen. Notwendig seien "verbindliche Umweltkriterien für die Zulassung und laufende Produktion ausgewählter Arzneimittel, insbesondere Antibiotika, sowie einheitliche Kontrollsysteme zu deren Einhaltung", erklärte Bauernfeind.

Quelle: ntv.de, als/AFP


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