Papst nahm drei syrische Familien von Lesbos in den Vatikan mit

  17 April 2016    Gelesen: 1208
Papst nahm drei syrische Familien von Lesbos in den Vatikan mit
Emotionale Szenen spielten sich beim Besuch von Papst Franziskus im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Ägäis-Insel ab.
Nach seinem Besuch in einem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos hat Papst Franziskus zwölf syrische Flüchtlinge mit in den Vatikan genommen. Es handle sich um eine "Geste des Willkommens für Flüchtlinge", erklärte der Vatikan. Franziskus habe deshalb auf seinem Rückflug drei Familien aus Syrien, darunter sechs Kinder, mitgenommen. Sie sollen künftig im Vatikan untergebracht werden.

Den Angaben zufolge handelt es sich bei den Menschen um Muslime. Die Familien aus Damaskus und Deir al-Zor seien vor dem Inkrafttreten des umstrittenen Flüchtlingsabkommens zwischen der Europäischen Union und der Türkei auf Lesbos angekommen

Unmittelbar nach seiner Ankunft auf der griechischen Insel hatte der Papst das Aufnahmelager von Moria besucht. Er begrüßte Dutzende minderjährige Flüchtlinge, die meist auf eigene Faust die gefährliche Überfahrt aus der Türkei zu den griechischen Inseln gewagt hatten, wie das griechische Fernsehen (ERT) berichtete.

Im Lager warteten Hunderte Menschen. Viele trugen Plakate mit dem Spruch "Wir wollen Freiheit" und "Du bist unsere Hoffnung". Unter ihnen waren christliche Yeziden (Jesiden), Pakistaner und Kurden. In einem Zelt sprach der Papst mit Flüchtlingsfamilien. Kinder zeigten und schenkten dem Kirchenoberhaupt Zeichnungen aus ihrem Leben. Franziskus begrüßte Frauen nur mit einem freundlichen Kopfnicken, die Hand gab er ihnen wohl aus Rücksicht auf kulturelle Gepflogenheiten in der islamischen Welt nicht. Männern gab er dagegen die Hand.

"Vater gib mir deinen Segen"

Lange legte er die Hand auf den Kopf eines weinenden jungen Mannes, der immer wieder auf Englisch sagte "Vater gib mir deinen Segen". Einige Flüchtlinge schilderten dem Papst schlimme Erfahrungen, die sie vor ihrer Flucht gemacht hätten. Andere sagten, sie säßen auf der Insel fest, während ihre Familien in Deutschland seien.

Der Papst sprach im Flüchtlingslager Moria den Schutzsuchenden Mut zu. "Ich will euch sagen, dass ihr nicht allein seid", sagte der 79-Jährige am Samstag im sogenannten Hotspot. "Das ist die Botschaft, die ich euch heute vermitteln will: Verliert nicht die Hoffnung!", appellierte das Kirchenoberhaupt an die Flüchtlinge.

Hilfsorganisationen haben die Zustände in dem Erstaufnahmelager Moria als erbärmlich kritisiert. Vor dem Papstbesuch seien Wände gestrichen, ein Abwassersystem installiert und Dutzende Migranten aus dem überfüllten Lager anderswo untergebracht worden, berichteten Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.

Hieronymos: "Bankrotterklärung der Menschlichkeit"

Auch der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie Bartholomäus I., und der Athener Erzbischof und Primas der orthodoxen Kirche von Griechenland, Hieronymos (Hieronymus) II., nahmen an den Treffen teil.

Hieronymos bezeichnete die Flüchtlingskrise als "Bankrotterklärung der Menschlichkeit und Solidarität" Europas. Es bedürfe nicht vieler Worte - man müsse dazu nur in die Augen der kleinen Kinder blicken, welche die Kirchenführer auf Lesbos getroffen hätten, sagte der Erzbischof in einer Rede, die live vom griechischen Staatsfernsehen übertragen wurde. Dem Besuch des Papstes auf griechischem Boden komme eine zentrale Rolle zu, sagte Hieronymos an Franziskus gewandt. "Zentral deshalb, weil wir gemeinsam der ganzen Welt die Tragödie der Flüchtlingskrise zeigen."

Papst Franziskus hält sich zu einem Kurzbesuch auf Lesbos auf, am Nachmittag ist der Rückflug nach Rom geplant.

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