Lettlands Grenzzaun zu Belarus ist fast fertig

  29 Dezember 2023    Gelesen: 869
  Lettlands Grenzzaun zu Belarus ist fast fertig

Lettland teilt sich eine 172 Kilometer lange Grenze mit Russlands engem Verbündeten Belarus. Genau wie die Machthaber in Moskau schleust auch Belarus gezielt Migranten dorthin, um die EU politisch unter Druck zu setzen. Die meisten wollen nach Deutschland - ein gut überwachter Zaun soll sie stoppen.

Der Zaun an Lettlands Grenze zum benachbarten Belarus soll nach Angaben des Grenzschutzes des baltischen EU- und NATO-Landes schon bald vollendet sein. "Wir hoffen, dass wir bis Ende dieses Jahres den gesamten Zaun an der Landgrenze zu Belarus fertigstellen können", sagte Grenzschutzoffizier Vladimirs Sersts bei einem Besuch an der Grenze bei Silene im Südosten Lettlands. Kurz vor Weihnachten seien fast alle Arbeiten zur Errichtung der physischen Barriere abgeschlossen gewesen. Anschließend soll der Bau weiterer Infrastruktur aufgenommen werden: Der lettische Grenzschutz plant neue Wege entlang des Zauns, Überwachungskameras und Sensoren.

Lettland hat eine rund 172 Kilometer lange Grenze zu Russlands engem Verbündeten Belarus, die Teil der EU-Außengrenze ist. Die Lage ist angespannt, weil Migranten versuchen, aus Krisengebieten über Belarus in den Baltenstaat zu gelangen, was von den belarussischen Behörden geduldet oder sogar gezielt befördert wird, um ein politisches Druckinstrument zu schaffen: Nach eigenen Angaben hat Lettland allein in diesem Jahr mehr als 13.000 Migranten daran gehindert, aus Belarus kommend die EU-Grenze zu überqueren. Im Vorjahr waren es knapp 5300 Menschen. Das nördlicher gelegene Finnland, das direkt an Russland grenzt, meldet seit mehreren Wochen dieselben Probleme.

Anders als in Litauen oder Polen gibt es in Lettland bislang keinen durchgängigen Zaun entlang der teils durch Gewässer verlaufenden Grenze zum autoritär regierten Nachbarland. Stattdessen sind bisher stellenweise mehrlagige Stacheldrahtrollen ausgelegt, die vergleichsweise einfach zu überwinden sind. Um mehr Personal und Kapazitäten zur Überwachung der Grenze freizumachen, hatte die Regierung in Riga im September mit dem Kontrollpunkt Silene einen der beiden Grenzübergänge zu Belarus dichtgemacht. Auch Militär und Polizei helfen derzeit beim Grenzschutz.

Zielland? Vorwiegend Deutschland

Trotz der bald mit einem Zaun befestigen Grenze rechnet Sersts mit weiteren illegalen Übertrittsversuchen, deren Zahl zuletzt angesichts des Winterwetters deutlich zurückgegangen sei. "Der Zaun ist keine Steinmauer", betont der Grenzschützer. Natürlich könne er überwunden werden, schon jetzt würden fertige Abschnitte beschädigt oder aufgeschnitten. "Aber der Zaun wird uns Zeit zum Reagieren geben."

Ein weiteres "großes Problem" seien Schlepper, die den Migranten auf der lettischen Seite der Grenze dabei helfen, weiterzukommen. "Viele Vermittler versuchen, an leichtes Geld zu kommen und diese Personen illegal nach Europa zu transportieren", sagt Sersts. Zielland sei vorwiegend Deutschland. Manche Migranten meinen demnach sogar, dass sie sich schon an der Grenze nach Deutschland befänden und seien völlig überrascht, weil die belarussische Seite sie falsch informiert habe. "Sie wissen nicht einmal, was Lettland ist und wo es liegt."

Quelle: ntv.de, chr/dpa


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