Mittelmeer-Route rückt in den Fokus

  19 April 2016    Gelesen: 706
Mittelmeer-Route rückt in den Fokus
Die Balkanroute ist geschlossen, Flüchtlinge werden aus Griechenland zurück in die Türkei abgeschoben. Derweil melden die Behörden in Italien, dass immer mehr Menschen über das Mittelmeer in die EU kommen. Die Zahlen sind deutlich.
Während auf den griechischen Inseln immer weniger Flüchtlinge aus der Türkei ankommen und auch an den Grenzen der Balkanstaaten, Österreichs und Deutschlands die Auswirkungen des Flüchtlings-Deals mit der Türkei und der Schließung der Route über den Balkan deutlich zu spüren sind, sinken im Mittelmeer erneut Flüchtlingsboote. Bis zu 400 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Möglicherweise hat es die EU geschafft, die Flüchtlingsroute über das östliche Mittelmeer auszutrocknen. Doch vieles spricht dafür, dass sich der Strom von Migranten dadurch einfach nur verschiebt und die Menschen in Zukunft wieder vermehrt das lebensgefährliche Risiko eingehen, das Mittelmeer zu überqueren.

Aktuelle Zahlen der europäischen Grenzschutzagentur Frontex zeigen, wie sich die Flüchtlingszahlen auf den unterschiedlichen Routen nach Europa in den vergangenen Jahren entwickelt haben.

Zentrales Mittelmeer

Die Route über das zentrale Mittelmeer von Libyen nach Italien, aber auch von Ägypten nach Italien, stehe unter massivem Druck, so Frontex. Allein im Januar und Februar des Jahres 2016 kamen über 8600 Flüchtlinge. Mit einer linearen Zunahme ist nicht zu rechnen, da deutlich mehr Menschen in den Sommermonaten über diese Route aufbrechen werden. Die Vereinten Nationen schätzen, dass seit Jahresanfang rund 20.000 Menschen über das Mittelmeer nach Italien gekommen sind. Ferner gehen die UN davon aus, dass weit mehr als 200.000 Menschen in Libyen auf die Überfahrt warten. Das würde für eine drastische Zunahme des Flüchtlingsstroms über das Mittelmeer in 2016 sprechen.

Westafrika-Route

Die Westafrika-Route war einst die am stärksten frequentierte Flüchtlingsroute in die EU, schreibt Frontex. Im Jahr 2006 kamen den Angaben zufolge noch rund 32.000 Flüchtlinge von Senegal, Mauretanien und Marokko auf die spanischen Kanareninseln. Der Grenzschutzagentur zufolge haben bilaterale Abkommen mit den afrikanischen Nachbarstaaten und strengere Grenzkontrollen die Zahlen seit 2007 stark schrumpfen lassen. Nach mehreren stabil niedrigen Jahren stiegen die Flüchtlingszahlen 2015 wieder. Im Jahr 2016 kamen allein im Januar 45 Flüchtlinge, es zeichnet sich also ab, dass auch 2016 wieder mehr Menschen über die Westafrika-Route kommen als in den Jahren 2010 bis 2014.

Route im westlichen Mittelmeer

Die Flüchtlingsroute im westlichen Mittelmeer umfasst nicht bloß den Seeweg von Marokko nach Spanien sondern auch den Landweg in die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla, die auf afrikanischem Boden liegen. Die Route mit dem Boot oder über den Zaun in die EU sei früher traditionell einer gewesen, den Wirtschaftsflüchtlinge aus Marokko oder Algerien eingeschlagen hätten, schreibt Frontex. 2015 jedoch stellten Syrer die größte Gruppe Flüchtlinge. Im Januar 2016 kamen 675 Flüchtlinge über diese Route. Geht man von einer linearen Entwicklung aus, könnten die Zahlen in diesem Jahr stabil bleiben.

Östliches Mittelmeer

Das Jahr 2015 überforderte die Grenzschutzbehörden im östlichen Mittelmeer maßlos. Fast 900.000 Menschen kamen innerhalb eines Jahres von der Türkei nach Griechenland - 17 mal so viel wie im Jahr zuvor. Auch in den ersten Monaten des Jahres 2016 kamen mehr als 100.000 Menschen, immerhin noch mehr als doppelt so viel wie im ganzen Jahr zuvor. Doch die Schließung der Balkan-Route und das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei werden die Zahlen in diesem Jahr deutlich zurückgehen lassen, erwarten auch die Grenzschützer bei Frontex.


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