Guardiolas Albtraum: “Bye, bye Pokal“

  20 April 2016    Gelesen: 578
Guardiolas Albtraum: “Bye, bye Pokal“
Ein Ausrutscher im Halbfinale des DFB-Pokals wäre für den FC Bayern ein Tiefschlag. Trainer Josep Guardiola mahnt: "Nur wegen der Trikots erreicht man nicht das Finale." Und die Bremer? Haben Claudio Pizarro - immerhin.
Worum geht`s?

Es geht weiter, immer weiter. Nun auf dem Programm: Das Halbfinale um den Pokal des Deutschen Fußballbundes, erster Teil, der FC Bayern bittet an diesem Dienstag (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) im Stadion zu Fröttmaning den SV Werder Bremen zum Tanz. Teil zwei folgt am Mittwoch, dann treffen sich, ebenfalls ab 20.30 Uhr, im Olympiastadion die Berliner Hertha und die Dortmunder Borussia. Dort findet am 21. Mai auch das Endspiel statt. Und Josep Guardiola, der Trainer der Münchner sagt: "Ich will das Finale erreichen. Gegen wen, ist mir egal. BVB und Bayern - beide müssen um den Finaleinzug kämpfen." Es sei ja so: "Zu glauben, wir seien schon durch, wäre ein großer Fehler - auch wenn alle glauben, wir würden locker nach Berlin fahren, weil es ein Heimspiel ist, weil der Gegner Werder Bremen heißt." Denn: "Es ist nur ein Spiel." Betonung auf "nur ein", nicht auf "Spiel".

Wie ist die Ausgangslage?

Vor fünf Wochen waren die Bremer schon einmal zu Besuch in München. Offizieller Anlass war der 26. Spieltag der Bundesliga, doch so, wie sich die Mannschaft von Trainer Viktor Skripnik beim 0:5 nahezu kampflos ergab, drängte sich der Eindruck auf, jeder Trainingskick an der Säbener Straße fordere Kapitän Philipp Lahm und seine Kollegen mehr.

Doch wenn einer seinem Trainer folgt, dann Klassensprecher Lahm. Und so gab er am Samstagabend nach dem 3:0 gegen den FC Schalke, bei dem die Bayern eine Stunde arg uninspiriert wirkten, brav zu Protokoll, sehr auf dieses Halbfinale fokussiert zu sein: "Wir müssen besser spielen, schneller spielen, den Ball schneller laufen lassen." Ansonsten gelte: "Wir sind gut drauf und ich mache mir keine Sorgen." Was soll er auch sagen? Ein Pokal-Aus im viertletzten Heimspiel Guardiolas, der im Sommer gen Manchester City zieht, wäre genau eine Woche vor dem Champions-League-Halbfinale bei Atlético Madrid nicht nur eine Sensation, sondern auch ein Tiefschlag, wäre doch der vielzitierte Traum vom Triple geplatzt. Der Trainer aber sagt, er genieße die finalen Wochen. "Bis zur letzten Minute um alle Titel zu kämpfen, ist sehr schön. Ich bin nach wie vor auf meine Arbeit bei Bayern fokussiert."

Wie ist der FC Bayern drauf?

Sie wissen, was in einem Pokalhalbfinale alles passieren kann. Im vergangenen Jahr zum Beispiel verloren sie zu Hause gegen die Dortmunder Borussia. Zwar erst nach einem Slapstick-Elfmeterdrama, was das Ganze aber für die Münchner eher noch bitterer machte. Lahm, Xabi Alonso, Mario Götze und Manuel Neuer verschossen allesamt, Lahm und Alonso deshalb, weil sie vor dem Schuss ausrutschten. Angreifer Robert Lewandowski fordert daher: "Wir müssen einfach gewinnen, nachdem wir letztes Jahr gegen den BVB ausgeschieden sind. Wir wollen das Finale spielen und müssen das auf dem Platz zeigen." Womit wir wieder bei Guardiola sind: "Wenn wir so spielen wie in der ersten Halbzeit gegen Schalke, dann bye, bye Pokal", sagt der Trainer und wartet mit einer doch überraschenden Erkenntnis auf: "Nur wegen der Trikots von Bayern München erreicht man nicht das Finale." Das dürfte auch heißen: Die gegen Schalke nicht von Beginn an aufgebotenen Thomas Müller, Franck Ribéry, Thiago, Joshua Kimmich und Javier Martínez werden wohl in der Startelf stehen. Motto: mit voller Kapelle gegen Werder. Oder? Guardiola sagt: "Mal rotiere ich und mal rotiere ich nicht. Ich denke da von Spiel zu Spiel. Ich habe momentan nur Bremen im Kopf. Jedes Spiel ist ein neues Spiel. Was die Spiele davor war, zählt dann nicht. Es kann immer alles passieren." Okay, dann schau`n mer mal.

Was macht Werder Bremen so?

Während die Bayern am Samstag, falls der BVB in Stuttgart patzt, mit einem Sieg bei der Hertha im, genau, Olympiastadion ihre vierte Meisterschaft hintereinander perfekt machen und somit das schaffen können, was seit Gründung der Liga 1963 noch keinem Klub gelungen ist, stemmen sich die Bremer wacker gegen den Abstieg. Nach dem 3:2 gegen den VfL Wolfsburg am Wochenende steht am Freitag die Partie beim Hamburger SV an, bei einem Sieg zöge Werder nach Punkten mit dem HSV gleich. Da steht der unschöne Verdacht im Raum, dass ihnen in Bremen dieses Halbfinale nicht so recht in den Kram passt.

Andererseits: Irgendwie wäre es auch blöd, in dieser Pokalsaison erst im Achtelfinale in Mönchengladbach, dann im Viertelfinale in Leverkusen zu gewinnen und nun die letzte Partie vor dem Finale in München abzuschenken. Trainer Skripnik sieht das auch so und sagt: "Mainz hat dort auch gewonnen, warum soll nicht ein Wunder passieren? Wir werden mit unserer stärksten Mannschaft antreten. Ein Halbfinale schenkt man nicht ab." Und immerhin ist heute im Gegensatz zum 0:5 Claudio Pizarro dabei, der sich mit seinen 37 Jahren die Bezeichnung "Torjäger" redlich verdient hat. Guardiola lobt ihn, was auch immer das bedeuten mag: "Claudio ist einer der besten Mittelstürmer, die ich kennengelernt habe. Im Strafraum ist er Wahnsinn." Und der Peruaner, seit Samstag mit 102 Treffern Werders Rekordtorschütze in der Bundesliga, beteuert: "Wir kommen mit großer Moral und mit großem Schwung nach München." Denn: "Ein Pokalfinale ist geil." Er muss es wissen: Sechsmal hat der das Ding schon gewonnen.

Was gibt es sonst noch?

Apropos finale Wochen: Im Juni bittet Frankreich den Kontinent zur Europameisterschaft. Und Franck Ribéry wäre gerne dabei. Da Blöde ist nur, dass er ja eigentlich aus der Équipe Tricolore zurückgetreten ist, im September 2014 hatte er bekräftigt: "Das ist mit Nationaltrainer Didier Deschamps vereinbart. Ich will mich voll und ganz auf den FC Bayern konzentrieren." Im März dieses Jahres aber sagte er plötzlich dem "Kicker", er habe gelesen, dass "Deschamps die Besten zur EM mitnehmen will. Punkt. Ich spiele nun wieder beim FC Bayern, habe mein Niveau zu 100 Prozent wiedergefunden". Hm. Und nun? Hat die Münchner "tz" den Altinternationalen Marcel Desailly gefragt. Und was sagt der Weltmeister von 1998? "Er ist ein großartiger Spieler. Aber erinnern Sie sich daran, dass er sich selbst aus der Nationalmannschaft zurückgezogen hat. Niemand hat ihm gesagt, er solle sich zur Ruhe setzen. Jetzt, wo sich die Mannschaft neu zusammengesetzt hat, ist es schwer." Ribéry könne "nur links " spielen, betonte der 47-Jährige und fragte rhetorisch: "Soll Deschamps seine Taktik opfern, nur damit Ribéry einen Platz hat? Und wäre Ribéry auch in der Lage, sich in seinem Alter bei einer EM auf die Bank zu setzen? Die Antwort kennen wir alle." Vielleicht sollte Ribéry einfach Deschamps mal anrufen.

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