Israel startet Rafah-Offensive auch gegen Willen der USA

  22 März 2024    Gelesen: 599
  Israel startet Rafah-Offensive auch gegen Willen der USA

Washington versucht, Israel von einer Bodenoffensive in Rafah abzubringen und stößt damit offenbar auf Granit. Die israelische Regierung ist laut einem Minister fest zu dem Einsatz entschlossen - auch, wenn dies zu einem Zerwürfnis mit dem wichtigsten Verbündeten führen sollte.

Israels Armee wird die geplante Militäroffensive in der mit Flüchtlingen überfüllten Stadt Rafah im Gazastreifen nach den Worten eines ranghohen Ministers auch ohne die Zustimmung der USA durchführen. "Wenn man vier Bataillone (der islamistischen Hamas) in Rafah lässt, hat man den Krieg verloren, und Israel wird den Krieg nicht verlieren", sagte der israelische Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, im Podcast "Call Me Back" des amerikanisch-kanadischen Kolumnisten und Politikberaters Dan Senor. "Ob mit oder ohne die Vereinigten Staaten, wir werden es nicht tun. Wir haben keine andere Wahl", sagte Dermer weiter.

Die USA wollen Israel von einer Bodenoffensive auf Rafah an der Grenze zu Ägypten abbringen. Eine israelische Delegation wird kommende Woche auf Aufforderung der US-Regierung hin nach Washington reisen. Dort will Israels wichtigster Verbündeter laut Berichten Alternativen zu einer Bodenoffensive aufzeigen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat US-Präsident Joe Biden nach eigenen Worten jedoch schon "unmissverständlich klargemacht", dass seine Regierung zur Zerschlagung der letzten verbliebenen Bataillone in Rafah entschlossen sei. Nur so könne die Hamas nachhaltig besiegt und entmachtet werden.

"Es wird geschehen, auch wenn Israel gezwungen ist, allein zu kämpfen. Selbst wenn sich die ganze Welt gegen Israel wendet, einschließlich der Vereinigten Staaten, werden wir kämpfen, bis die Schlacht gewonnen ist", sagte Dermer, der laut Berichten Teil der Delegation in Washington sein wird.

Lange Waffen-Wunschliste für Washington

Einem Medienbericht zufolge wird die Delegation den US-amerikanischen Verbündeten bei ihrem Besuch zudem eine lange Wunschliste an US-Waffen vorlegen. Wie das Nachrichtenportal "Axios" am Donnerstag (Ortszeit) unter Berufung auf zwei israelische und US-Beamte berichtete, möchte Israel diese Waffen schnell von seinem Verbündeten erhalten. Dabei handele es sich nicht nur um Nachschub für den seit mehr als fünf Monaten andauernden Krieg im Gazastreifen, sondern auch um langfristigen Bedarf, darunter der Kauf weiterer F-35- und F-15-Kampfflugzeuge. Israel wolle die Belieferung mit diesen Flugzeugen und anderen Waffensystemen durch die USA beschleunigen, hieß es.

Die US-Waffenlieferungen an Israel würden jedoch in den USA zunehmend kritisch hinterfragt, berichtete "Axios". Galant hatte sich kürzlich in einem Brief an die US-Regierung dazu verpflichtet, US-Waffen nur in Einklang mit internationalem Recht einzusetzen. Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter. Doch angesichts der steigenden Zahl ziviler Opfer und einer drohenden Hungersnot in Teilen des umkämpften Gazastreifens verstärken die USA nun den Druck auf Israel.

Weltsicherheitsrat stimmt über Forderung nach Waffenruhe ab

In Rafah suchen Schätzungen zufolge derzeit 1,5 Millionen der 2,2 Millionen Bewohner Gazas auf engstem Raum Schutz vor den Kämpfen in den anderen Teilen des Küstengebiets. In Rafah befindet sich auch der Grenzübergang zu Ägypten, über den Hilfslieferungen nach Gaza gelangen. Die USA halten eine Bodenoffensive dort für falsch und befürchten verheerende Folgen.

Der Weltsicherheitsrat wird nach Angaben von Diplomaten voraussichtlich an diesem Freitag über einen von den USA eingebrachten Resolutionsentwurf abstimmen, in dem eine sofortige und anhaltende Waffenruhe gefordert wird. In einer offensichtlichen Reaktion auf die Beschlussvorlage der USA schrieb Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, auf der Plattform X: "Es gibt nur eine Formel für einen sofortigen Waffenstillstand - die Hamas muss die Geiseln freilassen und sich selbst stellen. Das ist es, was die Welt fordern sollte."

Quelle: ntv.de, spl/dpa


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