BMW XM - das stylische V8-Biest mit der Citroën-Bezeichnung

  02 April 2024    Gelesen: 702
  BMW XM - das stylische V8-Biest mit der Citroën-Bezeichnung

BMW XM. Oder Citroën XM? Was ist da los, BMW? Eine traditionelle Citroën-Bezeichnung für das erste von der BMW M GmbH entwickelte Modell? Und dann noch ein SUV? Kann das sexy sein?

Was hat es mit dem BMW XM auf sich? Das SUV wirkt wie ein mächtiges Hipster-Gefährt im X7-Format, an dem irgendwie alles anders ist. Eine Mischung aus Hipstertum und Tradition mit BMW-Emblemen auf der Heckscheibe wie beim ersten M, dem M1. Auf Wunsch aber auch mit goldfarbenen Applikationen (Scheibenrahmen) und stets mit einer dick gerahmten Niere - auch die auf Wunsch in goldenem Ton.

Der XM polarisiert. Man kann ihn nur lieben oder hassen. Soll ich ehrlich sein? Ich mag keinen Hass, also habe ich mich für Liebe entschieden. Ach ja, und die Citroën-Bezeichnung kommt vermutlich einfach nur zustande, weil BMW seinen Brocken "X" genannt hat, der von der M GmbH kommt. Also XM. So einfach ist das.

Wobei ich gestehen muss, SUV nicht sonderlich zu mögen. Und ein SUV zum 50. Jubiläum der M-Marke halte ich für ein bisschen befremdlich. Doch ich muss anerkennen, offensichtlich in einer Minderheit zu sein, denn SUV werden mehrheitlich toll gefunden. Das ist auch der Grund, warum die Autohersteller weltweit immer mehr davon produzieren. Da muss ich also durch und viele andere Menschen auch, die so denken wie ich.

Das V8-Herz macht den XM begehrenswert

Doch der bollernd startende 4,4-Liter-Achtzylinder als taktgebendes Herz dieses Plug-in-Hybrid-Modells knipst den Verdruss darüber einfach aus, sobald es aktiv wird. Jetzt wird also nicht lange philosophiert, sondern losgefahren. Der mächtige XM mit 653 PS Systemleistung legt bissig ab und schafft den Spagat zwischen komfortabler und sportlicher Fortbewegung. Und richtig sportliche Fortbewegung auf dem Track? Ist vermutlich ohnehin nicht so relevant.

Viel spannender ist womöglich, dass der XM ansehnliche 2,7 Tonnen an den Haken nehmen darf. So ein Anhänger mit klassischem BMW im Schlepptau würde sich doch gut machen oder auch ein Pferdeanhänger, nicht wahr. Aber bitte nur, wenn wirklich nötig. Denn den 2,8-Tonner (ja, richtig gelesen) binnen 4,3 Sekunden auf 100 Sachen zu zoomen, macht noch mehr Gaudi. Und auf Wunsch peitscht der Allradler mit 270 km/h über die unlimitierte Bahn und verzögert dank brutal packender sowie nahezu perfekt dosierbarer Bremsanlage vorbildlich.

Sportdifferenzial, Hinterachslenkung und aktiver Wankausgleich helfen dabei, den ungewöhnlichen Bayern flink über durch die Windungen schöner Kurvensträßchen zu scheuchen. Dass BMW selbst den XM nicht unbedingt für den harten Renneinsatz bestimmt sieht, mag auch dadurch untermauert werden, dass eine Keramikbremsanlage nicht im Konfigurator auftaucht.

Ein bisschen unglücklich macht der 5,11 Meter lange Bayer übrigens mit seinen zig Konfigurationsmöglichkeiten für Antrieb und Lenkung - typisch M. Das Menü öffnet auf Befehl der entsprechenden physischen Taste in der Mittelkonsole, das weitere Vorgehen erfolgt auf dem Touchscreen in schick gebogener Form. Okay, ich will die Neugierde ja stillen und probiere mich durch. Den Elektromodus brauchst du nicht, weil du mit dem XM nicht elektrisch fährst (oder zumindest so gut wie nicht). Obwohl sein 197 PS starkes E-Aggregat das locker schafft und dank knapp 26 kWh großer Batterie sogar rund 80 Kilometer weit.

Es gibt übrigens keine DC-Lademöglichkeit und der Klang des Achtenders macht einfach zu süchtig - das spricht gegen den elektrischen Fahrbetrieb. Der schärfste M-Modus muss es jetzt aber auch nicht unbedingt sein. Der Achtgang-Wandler bleibt dann meistens im kleinen Gang, was nur zu viel Hektik führt. Denn in Wahrheit ist der XM ein harmonischer Kilometerfresser mit richtig komfortablen Fauteuils inklusive Belüftung sowie Massage frei Haus. Und die Passagiere in der zweiten Reihe finden dank 3,11 Metern Radstand nicht nur ohne Ende Beinfreiheit vor, sondern können sich auch schön in die beiden äußeren Ecken kuscheln. Denn als kleine Besonderheit haben die Architekten das hintere Polstermöbel weit in Richtung Tür um die Ecke herumgezogen.

Innen mutet der exzentrische BMW konventionell an

Generell sieht der auf die interne Modellbezeichnung hörende G09 innen allerdings eher konventionell aus. Feine Materialien und gebogener Monitor, okay. Aber erwartet man das bei einem Oberklasse-Modell von BMW nicht auch? Und wie kann es sein, dass ein ansonsten so exzentrischer XM überhaupt keine Schalter in der hipsterig-schnörkeligen Kristallglasoptik hat? Das muss zwar nicht jedem gefallen, aber würde doch wenigstens zum verrückten äußeren Auftritt passen. Gut, immerhin ist der Dachhimmel fancy mit seiner Prismenoptik plus cooler Beleuchtung. Wenigstens etwas.

Ohnehin kann der XM auch seriös und entpuppt sich mit seinem Kofferraumvolumen von gut 1800 Litern als Nutzwert-Lifestyler für mutige Familienväter mit überdurchschnittlichem Budget und Hang zum Heimwerken (der Baumarkt bietet genügend sperrige Gegenstände zum Einladen).

Zum Schluss ist aber aller Freude (am Fahren) zum Trotz noch einmal über das Kostenkapitel zu sprechen. Ein Grundpreis von 178.000 Euro für den XM ohne Namenszusatz (bedeutet Achtzylinder) haut schon rein. Der Spritverbrauch im hybridischen Fahrbetrieb kann mit dem Gasfuß stark variieren und die Zweistelligkeit knapp unterbieten, aber auch die 15 Liter eindeutig überbieten. Mit Photovoltaik auf dem Dach und weitgehender elektrischer Fahrweise können Zusatzkosten gar gänzlich vermieden werden. Aber mit der Einstellung wird es vermutlich sowieso eher kein XM.

Immerhin muss sich der Kunde keine Gedanken mehr über Sonderausstattungen machen, die meisten teuren Features sind frei Haus. Und übrigens auch die Gimmicks für die Sinne, wie beispielsweise eine beleuchtete Niere "Iconic Glow". Ein kleiner Leuchtturm im Straßenbild ist der XM jedoch sowieso, aber dann muss vielleicht eine andere Farbe her als das "Mineralweiß Metallic" auf dem Testwagen. Ein bisschen bunter darf es ruhig sein, aber da bietet der Hersteller jede Menge Möglichkeiten.

Fazit: Die erste BMW-M-Eigenentwicklung nach 50 Jahren ist kein böser Sportwagen, sondern ein exzentrisches SUV geworden. Dennoch sehr schnell und cool sowieso. Und auch noch ziemlich komfortabel und geräumig für lange Autobahnstrecken, viel Gepäck und manchmal Heimwerkermarkt. Gibt es einen Haken? Leider ist der V8 ein kostspieliges Unterfangen. Doch das ist bei tollen Autos ja leider häufig so.

Quelle: ntv.de


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