Dieser Blitz-Marathon läuft anders

  21 April 2016    Gelesen: 464
Dieser Blitz-Marathon läuft anders
In vielen Bundesländern hat die Polizei gerade vermeintlich Wichtigeres zu tun, als Jagd auf Verkehrssünder zu machen. Einige lassen den Blitz-Marathon deshalb in diesem Jahr ausfallen. Wir sagen Ihnen, wo und wann geblitzt wird.
3475 Menschen sind im letzten Jahr auf Deutschlands Straßen ums Leben gekommen. Unfallursache Nummer eins: "nicht angepasste Geschwindigkeit". Am Donnerstag will die Polizei Auto- und Motorradfahrer erneut mit einem sogenannten Blitz-Marathon für die Gefahren des Rasens sensibilisieren. Zwischen 6 und 22 Uhr werden tausende Polizisten Jagd auf Temposünder machen. Die drei Blitz-Marathons in den vergangenen Jahren waren jeweils auf 24 Stunden ausgelegt. Die Konzentration auf den kürzeren Zeitraum soll effektiver sein, auch wenn notorische Raser laut ADAC vor allem nachts unterwegs sind.

Neben den veränderten Blitzzeiten gibt es eine weitere Neuerung: War der Blitz-Marathon bislang immer eine bundesweite Aktion, sind diesmal sieben Bundesländer nicht mit dabei. In Baden-Württemberg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Saarland müssen Autofahrer nicht mit mehr Kontrollen rechnen als an anderen Tagen. In Rheinland-Pfalz war das schon im vergangenen November abzusehen. Innenminister Roger Lewentz kündigte an, angesichts der größeren Terrorgefahr müsse auf weniger Wichtiges - etwa den Blitz-Marathon - verzichtet werden. Auch Mecklenburg-Vorpommern verweist auf die ohnehin angespannte Einsatzsituation bei der Polizei, in Sachsen hält das Innenministerium den Planung- und Personalaufwand für "unverhältnismäßig".

Zweifel am Sinn der Aktion

In Niedersachsen sind die Sicherheitskräfte durch den Besuch von US-Präsident Barack Obama in Hannover gebunden. Innenminister Boris Pistorius (SPD) zweifelte aber auch am Sinn der Aktion. Dem "Focus" sagte er: "Unser Ziel, die Zahl der Unfälle, Verunglückten und vor allem Getöteten nachhaltig zu senken, haben wir bisher mit dem Blitz-Marathon nicht erreicht." Bayerns Innenminister Joachim Herrmann berichtet dagegen von guten Erfahrungen in den vergangenen Jahren. "Viele Fahrer haben sich wieder bewusst Gedanken über ihre Geschwindigkeit gemacht und waren langsamer unterwegs." Dieses Problembewusstsein – und nicht der Griff ins Portemonnaie – sei auch der Sinn der Aktion.

Bayern will den Schwerpunkt der Kontrollen in diesem Jahr auf Landstraßen setzen. Die Berliner Polizei verzichtet hingegen zum ersten Mal komplett darauf, die Standorte vorab zu veröffentlichen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stünden vor allem Strecken, die gern für Autorennen oder sogenannte Profilierungsfahrten genutzt würden. In den anderen Bundesländern findet man die Blitzer-Stationen entweder gebündelt auf den Seiten der Landespolizei oder muss sie sich auf den Seiten der einzelnen Polizeidirektionen zusammenklauben.

Hier stehen die Blitzer

Bayern
Brandenburg
Hamburg
Hessen
Nordrhein-Westfalen (Übersicht mit Links zu den einzelnen Polizeidirektionen)
Saarland (Aktuelle Geschwindigkeitskontrollen, aber noch kein Hinweis auf den Blitz-Marathon)
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen

Neben den angegebenen Standorten muss man auch noch mit mobilen Messfahrzeugen in Zivil rechnen, die Geschwindigkeitsüberschreitungen per Videoaufzeichnung dokumentieren. Hessen hat zudem aufgerüstet und nimmt nun auch verstärkt Motorradfahrer ins Visier. Die sind sonst schwer zu erwischen, weil die üblichen Anlagen nur Bilder von der Vorderfront machen. Zweiradkennzeichen sind aber nur hinten angebracht.

Obwohl sich jeder über die Standorte informieren kann, gehen der Polizei jedes Jahr wieder zigtausende Raser ins Netz. Über 91.000 waren es im vergangenen Jahr, knapp drei Prozent aller kontrollierten Fahrzeuge waren somit zu schnell unterwegs. Womöglich doch ein Zeichen dafür, dass der Blitz-Marathon seine Berechtigung hat.

Quelle: n-tv.de , ino

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