Zusammenstöße bei Demo gegen Netanjahu

  18 Juni 2024    Gelesen: 589
  Zusammenstöße bei Demo gegen Netanjahu

Der Oppositionschef hat das Kriegskabinett verlassen, der Premier löst es daraufhin ganz auf: Israels Regierungschef Netanjahu steht unter Druck. Demonstranten fordern erneut seinen Rücktritt und einen Geisel-Deal. Doch es kommt zu Zusammenstößen.

In Israel sind Tausende Menschen gegen die Kriegsführung von Regierungschef Benjamin Netanjahu im Gazastreifen und für vorgezogene Wahlen auf die Straße gegangen. Die Demonstranten verlagerten am Montagabend ihren Protest nach Jerusalem vor das Parlament und die Residenz des Ministerpräsidenten. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Diese berichtete in der Nacht von neun Festnahmen unter anderem wegen der Ausübung von Gewalt gegen Sicherheitsbeamte. Einige Polizisten wurden demnach "leicht verletzt".

"Ich freue mich, dass sich die Menschen in Bewegung setzen. Und ich hoffe, dass es weitergeht", sagte Yaacov Godo, dessen Sohn am 7. Oktober bei dem Massaker der radikalislamischen Hamas in Israel getötet wurde. "Wir müssen das Land lahmlegen, um die Regierung zu stürzen", forderte er. Ein pensionierter Ingenieur sagte, Netanjahu sei verantwortlich "für das, was am 7. Oktober passiert ist". Jede Handlung des Ministerpräsidenten trage zur "Zerstörung Israels" bei. "Auch wenn es jetzt Krieg gibt, ist jeder Tag, an dem der Krieg mit ihm weitergeht, ein schlechter Tag", betonte der 73-Jährige.

Nach mehr als acht Monaten Krieg im Gazastreifen steht Israels Regierungschef Netanjahu innenpolitisch massiv unter Druck. Am vergangenen Wochenende hatte sich Oppositionschef Benny Gantz aus dem nach dem Hamas-Großangriff gegründeten Kriegskabinett zurückgezogen. Am Montag teilte ein Regierungssprecher mit, dass das Kriegskabinett aufgelöst worden sei.

Schweigeminute für Geiseln

Auf den Straßen in Jerusalem forderten die mit Trommeln, Tröten und Plakaten ausgestatteten Demonstranten neben Neuwahlen auch ein Abkommen mit der Hamas über eine Waffenruhe, um die verbliebenen Geiseln nach Israel zurückzubringen. "Alle! Jetzt!", riefen sie, bevor sie eine Schweigeminute für die noch im Gebiet festgehaltenen Menschen einlegten. Einige Protestierende trugen T-Shirts mit Slogans wie "Stoppt den Krieg" und "Wir sind alle gleich". An ähnlichen Demonstrationen hatten sich in den vergangenen Wochen bereits Zehntausende Menschen in Tel Aviv, der größten Stadt des Landes, beteiligt.

Bei dem Massaker in Israel am 7. Oktober hatten die Hamas und andere islamistische Gruppen laut israelischen Angaben 1194 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Einige von ihnen wurden inzwischen freigelassen, andere befreit, wieder andere sind vermutlich tot. Aber "Dutzende Geiseln sind mit Sicherheit noch am Leben", sagte am Montag ein hochrangiger israelischer Regierungsvertreter, der in die Verhandlungen mit der Hamas einbezogen ist. "Wir können sie nicht mehr lange dort lassen, sie werden sterben", sagte der Unterhändler, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP.

Als Reaktion auf das Hamas-Massaker geht Israel seit Oktober massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden dabei bislang mehr als 37.340 Menschen getötet.

Quelle: ntv.de, mli/AFP


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