Alpine A110 GT im Fahrbericht - Frankreich-Athlet für Fans

  28 Juni 2024    Gelesen: 281
  Alpine A110 GT im Fahrbericht - Frankreich-Athlet für Fans

Sie können die ganze Diskussion um die Elektromobilität nicht mehr hören und möchten einfach nur einen leichten Verbrenner für maximalen Fahrspaß ohne viel Schnickschnack? Willkommen in den Ledersitzen der Alpine A110 GT!

Es muss nicht immer der ganz große Luxus sein, der einen fahrbaren Untersatz zu einer automobilen Spezialität macht. Und um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Mit der Alpine A110 ist eher Verzicht verbunden. Üppigkeit ist hier ausdrücklich nicht gefragt. Ist ja auch klar, der Hecktriebler soll durch seine Querperformance bestechen. Aber da auch nicht jeder mit dem Franzosen auf den Track möchte, hält Alpine mittlerweile eine ganze Palette verschiedener A110 bereit.

Die Bandbreite reicht von der Basis bis zum radikalen Turini mit feststehendem Heckspoiler. Und wenn der Kompromiss aus Alltagstauglichkeit und Leistung gefragt ist, sollte man die Grand-Tourisme-Variante wählen. Auf einen festen Flügel verzichtet diese zugunsten der Optik. Und dann sieht die A110 recht fein aus. Ein gelungener Retro-Sportler ganz nach dem historischen Vorbild aus den Sechzigerjahren. Und ein bisschen Stolz auf die französische Herkunft ist das Team aus Dieppe (hier wird die Alpine gebaut) vielleicht, so könnte man das kleine Nationalfähnchen im Bereich der B-Säule interpretieren. Auch die Franzosen können eben noch gute Autos bauen, soll wohl die Botschaft lauten.

Und das Team (inklusive Techniker) darf ruhig stolz auf die A110 sein, denn was es auf die Räder gestellt hat, kann sich mehr als sehen lassen. Und diese Aussage bezieht sich nicht nur auf das Fahrgeschehen. Schon beim ersten Probesitzen merkt man, dass die A110 eine solide Sache ist. Das Finish passt, nichts wirkt billig oder klappert. Und es geht auch nicht sonderlich beengt zu.

Die Alpine als Alltagswagen? Na ja, dazu brauchte es vielleicht die eine oder andere Ablage mehr. Aber passt, sogar die Ledersessel sind ganz kommod. Das Infotainment ist nicht mehr auf dem neuesten Stand, was daran erinnert, dass der Franzose schon über ein halbes Jahrzehnt auf dem Buckel hat. Das sieht man beispielsweise am etwas mickrigen Zentralscreen. Dafür haben die Designer eine coole Lösung für das Kombiinstrument geschaffen: Es gibt keine mechanischen Anzeigenadeln, sondern Displays in Form klassischer Skalen.

Der ausbalancierte 1,1-Tonner ist ein Kurvenräuber

Aber egal, nachdem du in der A110 Platz genommen hast, strebt deine Hand sowieso in Richtung des roten Startknopfs. Mit diesem bringst du nämlich den 1,8 Liter großen Direkteinspritzer zum Rotieren. Und genau an dieser Stelle könnte Skepsis entstehen. Kann ein Fahrzeug mit einem kleinvolumigen Vierzylinder Carguys überhaupt glücklich machen?

Dann wird es Zeit, den Knopf endlich zu drücken. Es röhrt und vibriert hinter dem Rücken, aus seiner Arbeit macht der Turbo also keinen Hehl. Los gehts, am besten gleich in verkehrsarme Gebiete. Denn die Mittelmotor-Alpine giert nach Auslauf und zieht deine Mundwinkel nach oben. Schnell verstehst du, dass es keine komplizierten Sechszylinder-Konstruktionen mit diversen Elektrifizierungsmaßnahmen braucht, um glücklich zu werden. Sondern dass auch Verzicht ganz gut sein kann.

Der Aluminium-Franzose lebt davon, dass er nur 1,1 Tonnen wiegt. Und dass er komplett ausbalanciert ist. Er benötigt keine komplexen Fahrwerk-Regelsysteme. Und so hast du den meisten Spaß in der Kehre mit dem fühlbaren Fliegengewicht, kannst auch mal mit dem Gaspedal das Heck um die Hecke stoßen. Hinterradantrieb eben.

Und für Biss aus dem Kurvenausgang ist gesorgt, schließlich kommt der Turbo auf 300 PS und versorgt die Eingangswelle des Siebengang-Doppelkupplers mit 340 Newtonmeter Drehmoment (4,2 Sekunden auf 100 km/h und 250 Sachen in der Spitze). Zusätzliche Emotionalität schaffen das Schnauben der Kolben kurz vor Drehzahlende sowie das Zischen des Wastegate-Ventils.

Kurz vor dem Ende der Besprechung erfolgt der obligatorische Blick auf das Preiskapitel. Und hier zeigt sich, dass ein und derselbe Listenpreis günstig oder teuer sein kann. Für eine mit niedrigem Leasingfaktor feilgebotene Familienkutsche - vielleicht sogar noch mit elektrischem Antrieb - kann ein Tarif von 75.450 Euro (so viel kostet eine Alpine A110 GT) gut finanzierbar sein. Für ein Sammlerauto, das als Zweitwagen womöglich sogar wochenlang ungenutzt in der Garage ruht, ist der Preis schon ambitioniert. Da ist es auch kein Trost, dass die Alpine in vielen bunten Farben konfigurierbar ist.

Übrigens gehört Alpine auch zu den Marken mit ehrgeizigen Elektrifizierungszielen. Und mit der A290 startet ja auch schon bald ein ikonischer Stromer. Auch bei der Ladeleistung möchte Alpine in Zukunft performen. Der klassische Verbrenner-Enthusiast kann mit solchen Aussagen wenig anfangen. Das könnte den Run auf die klassische A110 in nächster Zeit noch verstärken. Und zum Glück ist sie ja auch noch eine Weile lang lieferbar.

Quelle: ntv.de


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