Macron ruft zum Schulterschluss gegen RN auf

  01 Juli 2024    Gelesen: 801
  Macron ruft zum Schulterschluss gegen RN auf

Nach der ersten Runde der Parlamentswahl ist RN-Chef Bardella entschlossen, in einer Woche "Premierminister aller Franzosen" zu werden. Der abgestrafte Präsident Macron hingegen hofft auf eine breite Front gegen die Rechtsnationalen. Die Linken wollen ihre Kandidaten teils zurückziehen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat für die zweite Runde der französischen Parlamentswahl zu einem Zusammenschluss gegen das rechtsnationale Rassemblement National (RN) aufgerufen. Es sei die Zeit für einen großen, klar demokratischen und republikanischen Zusammenschluss angesichts der Partei um Marine Le Pen gekommen, hieß es unmittelbar nach Veröffentlichung der ersten Hochrechnungen der ersten Wahlrunde aus dem Élysée-Palast.

Die frühere Chefin des RN, Marine Le Pen, begrüßte derweil den Ausgang der ersten Runde der Parlamentswahl. Der Block von Macron sei "praktisch ausgelöscht", sagte Le Pen in einer ersten Reaktion. Die Franzosen hätten "ihren Willen gezeigt, die Seite von sieben Jahren verachtender und zersetzender Macht" Macrons umzuschlagen, sagte Le Pen, die in ihrem Wahlkreis im Norden bereits im ersten Wahlgang gewählt wurde. Sie rief die Franzosen außerdem dazu auf, dem RN im zweiten Wahlgang "die absolute Mehrheit" für ihre Partei zu geben. In der Politik sei nichts gewöhnlicher als ein Machtwechsel, sagte Le Pen. Sie warnte vor falscher Angstmache gegen ihre Partei.

Bardella will Premier "aller Franzosen sein"

Der Chef des RN, Jordan Bardella, will mit einer absoluten Mehrheit im Parlament als Ministerpräsident die Regierung übernehmen. "Wenn die Wähler uns am kommenden Sonntag zu einer absoluten Mehrheit verhelfen, um das Land wieder aufzubauen, will ich der Premierminister aller Franzosen sein", sagte Bardella nach dem starken Abschneiden seiner Partei in der ersten Runde der vorgezogenen Parlamentswahl.

"Indem sie die Kandidaten des RN und seiner Verbündeten an die Spitze gebracht haben, haben die Franzosen eine beispiellose Hoffnung im Land geweckt. Ich rufe sie zu einer letzten Anstrengung auf", sagte der 28-Jährige. "Ich rufe alle Franzosen auf, sich mir anzuschließen, um die nationale Einheit gegen diejenigen zu gewinnen, die unsere Werte mit Füßen treten wollen", sagte Bardella.

Die zweite Runde der Parlamentswahl werde eine der entscheidenden in der jüngeren Geschichte Frankreichs sein. Es gebe zwei Möglichkeiten, das Linksbündnis, die "Allianz des Schlimmsten, die in den Ruin führen wird", sagte Bardella. Auf der anderen Seite gebe das Rassemblement National, das die Sicherheit wiederherstellen und die Arbeit verteidigen werde.

"Sieben Tage, um Katastrophe zu verhindern"

Der führende französische Sozialdemokrat Raphaël Glucksmann ruft derweil für den zweiten Durchgang zu einem entschiedenen Kampf gegen die Rechtsnationalen auf. "Wir haben sieben Tage, um eine Katastrophe für Frankreich zu verhindern", sagte Glucksmann. "Das ist keine Parlamentswahl mehr, das ist ein Referendum. Wollen wir (...), dass die Rechtsextreme erstmals in unserer Geschichte über die Wahlurnen an die Macht gelangt?"

Glucksmann, der Spitzenkandidat der französischen Sozialisten bei der Europawahl war, sagte, es gehe nicht mehr um politischen Zugehörigkeiten. Überall dort, wo Kandidatinnen und Kandidaten des gemeinsamen Linksbündnisses auf Platz drei gelandet seien, werde man die Kandidatur zurückziehen. Und dann werde man dazu aufrufen, für die Person in dem Wahlkreis zu stimmen, die den Kandidaten von Marine Le Pens Rassemblement National schlagen könne.

Glucksmann versicherte, es gebe von linker Seite kein Zögern. "Das einzige Ziel der Woche ist es zu blockieren, um eine absolute Mehrheit des Rassemblement National zu verhindern." Der Gründer der französischen Linkspartei, Jean-Luc Mélenchon, äußerte sich ähnlich. "Unter allen Umständen ist unsere Anweisung klar: Keine einzige Stimme mehr für den RN", sagte er.

Chef der Konservativen feiert Ergebnis

Ferner rief der Vorsitzende von Frankreichs konservativer Partei Les Républicains, Éric Ciotti, alle Konservativen aufgerufen, sich seinem viel kritisierten Schulterschluss mit dem RN anzuschließen. "Heute Abend ist der Sieg in Sicht", sagte Ciotti nach dem starken Abschneiden des RN und der Républicains-Kandidaten, die sich mit Ciotti für eine Unterstützung des RN entschieden hatten. "Die historische Union, die wir mit Jordan Bardella aufgebaut haben, hat langen Jahren der Unbeweglichkeit der Rechten ein Ende gesetzt", sagte Ciotti. "Dieses Ergebnis ist ein großer Erfolg."

Das Rassemblement National könnte künftig stärkste Kraft in der französischen Nationalversammlung werden. Den Hochrechnungen zufolge landete es mit seinen Verbündeten in der ersten Runde der vorgezogenen Parlamentswahl in Frankreich mit 34 bis 34,2 Prozent vorne. Das Mittelager von Macron kam demnach mit 20,3 bis 21,5 Prozent auf Platz drei hinter dem Linksbündnis Nouveau Front Populaire mit 28,1 bis 29,1 Prozent. Wie viele Sitze die Blöcke in der Nationalversammlung bekommen, wird aber erst in Stichwahlen am 7. Juli entschieden. Häufig werden in Frankreich vor der zweiten Wahlrunde lokale Bündnisse geschlossen, die den Wahlausgang verändern können.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP


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