EMA gibt keine Empfehlung für Alzheimer-Antikörper

  26 Juli 2024    Gelesen: 564
  EMA gibt keine Empfehlung für Alzheimer-Antikörper

Der Antikörper Lecanemab ist bereits in den USA, Japan, China und Südkorea unter dem Handelsnamen Leqembi für die Behandlung der frühen Alzheimer-Krankheit zugelassen. In der EU jedoch wird es so schnell nicht dazu kommen. Zu groß sind die Risiken schwerer Nebenwirkungen, so die EMA.

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat eine Empfehlung des Alzheimer-Wirkstoffs Lecanemab abgelehnt. Das Risiko schwerer Nebenwirkungen des Antikörpers sei höher zu bewerten als die erwartete positive Wirkung, teilte die EMA in Amsterdam mit. Dabei verwies die Behörde insbesondere auf mögliche Wassereinlagerungen und Blutungen im Gehirn von Menschen, die mit dem Präparat behandelt werden.

Lecanemab - Handelsname Leqembi - steht in den USA schon seit Anfang 2023 zur Verfügung, zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit im Frühstadium. Die Therapie bessert zwar nicht die Symptome, kann den Krankheitsverlauf aber in diesem Stadium etwas abbremsen. Infrage käme der Antikörper somit nur für einen sehr begrenzten Kreis von Alzheimer-Betroffenen, nach Einschätzung von Fachleuten für weniger als zehn Prozent. In Deutschland sind Schätzungen zufolge etwa eine Million Menschen von der Krankheit betroffen.

Empfehlung ist Grundlage für Zulassung in EU

Zu den Nebenwirkungen zählen Mikroblutungen und Ödeme im Gehirn. Daher muss eine Therapie regelmäßig mit Untersuchungen per Kernspintomografie (MRT) kontrolliert werden. Der zuständige Ausschuss der EMA entschied nach Mitteilung der Behörde, "dass der beobachtete Effekt des Präparats beim Abbremsen des kognitiven Verfalls das Risiko von ernsthaften Nebenwirkungen (...) nicht aufwiegt".

"Die Entscheidung der EMA wird für viele eine Enttäuschung sein, aber es gibt auch Grund zur Hoffnung: Lecanemab hat gezeigt, dass es möglich ist, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen, und die Forschung funktioniert. Jetzt müssen wir unsere Anstrengungen verstärken, um neue und sicherere Behandlungen zu finden", sagt Tara Spires-Jones von der University of Edinburgh laut Science Media Center. Wissenschaftler auf der ganzen Welt würden das Problem aus verschiedenen Blickwinkeln angehen. Dies reichte von der Unterbindung der Wanderung giftiger Tau-Proteine durch das Gehirn bis zum Schutz der Synapsen, die die Kommunikation der Neuronen ermöglichen. Jede Entdeckung bringe uns näher an neue und bessere Behandlungsmöglichkeiten heran, so Spires-Jones weiter.

Die Empfehlung der Behörde ist notwendig für die Zulassung von Medikamenten in der EU. Das Unternehmen Eisai, das den Antrag auf Zulassung für die EU gestellt hatte, darf nach Angaben der Behörde innerhalb von 15 Tagen eine erneute Prüfung beantragen.

Quelle: ntv.de, jaz/dpa


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