Siemens hat im Frühjahr von Großaufträgen für Industriesoftware profitiert und damit das schwächelnde Automatisierungsgeschäft wettgemacht. Siemens-Chef Roland Busch sagte, das Unternehmen insgesamt sei profitabel gewachsen. "Das industrielle Automatisierungsgeschäft bleibt allerdings weiterhin herausfordernd", ergänzte er. Der Geschäftsbereich ist schon länger das Sorgenkind bei Siemens. Die Sparte Digital Industries, zu der das Automatisierungsgeschäft gehört, spürt die weltweite Zurückhaltung der Kunden bei Investitionen, zudem sind die Lager voll. Entsprechend ging der Auftragseingang für Automatisierungstechnik zurück.
Dass die Sparte insgesamt ein Fünftel mehr Bestellungen erhielt, ist auf das florierende Geschäft mit Software-Lizenzen zurückzuführen. Inzwischen erwirtschaftet die Sparte zwei Fünftel ihres Umsatzes mit Software - die Erlöse in dem Bereich schnellten binnen Jahresfrist um gut 80 Prozent nach oben.
Konzernweit stieg der Umsatz im abgelaufenen Quartal um fünf Prozent auf 18,9 Milliarden Euro, wie Siemens mitteilte. Das Ergebnis aus dem industriellen Geschäft legte um elf Prozent zu auf drei Milliarden Euro. Vom Unternehmen befragte Analysten hatten Erlöse von 18,9 Milliarden Euro und einen Gewinn aus dem industriellen Geschäft von 2,8 Milliarden Euro vorhergesagt.
Aufträge aus China nehmen zu
Das Segment Digital Industries ist in normalen Zeiten meist der Musterschüler im Siemens Konzern, doch aktuell leidet das dort angesiedelte Automatisierungsgeschäft unter schwacher Nachfrage und schlechter Auslastung seiner Kapazitäten. Neben den vollen Lagerständen macht sich hier bemerkbar, dass die Geschäfte auch bei den Kunden zäher laufen. Immerhin die Auftragseingänge aus dem wichtigen Markt China konnten zulegen.
Dem Chef von Digital Industries, Cedrik Neike, scheint diese aktuelle Schwäche aber nicht zu schaden. Am Vorabend der Zahlenveröffentlichung gab Siemens bekannt, dass sein Vertrag bis ins Jahr 2030 verlängert wurde. Neike gilt auf lange Sicht als potenzieller Nachfolger des amtierenden Konzernchefs Busch. Das andere große Segment Smart Infrastructure (SI) legte auf breiter Basis zu, insbesondere in den USA liefen die Geschäfte hier gut. Auch die deutlich kleinere Bahn-Sparte Mobility lief solide.
Prognose bestätigt, aber etwas vorsichtiger
Die Prognose für sein noch bis Ende September laufendes Geschäftsjahr hat Siemens angesichts der aktuellen Entwicklung bestätigt. Die Zweiteilung des Geschäfts zwischen dem gut laufenden Segment Smart Infrastructure und der schwächelnden Digital Industries zeigt sich allerdings auch hier: Während die Marge bei DI am unteren Rand der bisher angegebenen Spanne erwartet wird, soll sie bei SI am oberen Rand liegen.
Der Auftragseingang lag mit 19,8 Milliarden Euro um 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau, aber höher als Analysten vorhergesagt hatten. Dabei spielte vor allem ein deutlicher Rückgang bei den Bestellungen in der Sparte Mobility eine Rolle: 2023 hatte der Bereich einen Auftrag über 2,5 Milliarden Euro aus Ägypten für ein schlüsselfertiges Bahnsystem und einen zweiten Auftrag für S-Bahn-Züge für 2,1 Milliarden Euro aus Deutschland erhalten.
Quelle: ntv.de, hul/rts/dpa
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