Wenn Porsche-Chef Oliver Blume im Interview schon sagt, dass der Stromer dem Verbrenner hoch überlegen sei, macht das zumindest nachdenklich. Klar, bei den Zuffenhausenern mag das auf breiterer Ebene stimmen. Schließlich reagieren E-Motoren feinfühliger, was dynamische Fahrvorgänge besser moderierbar macht - bei der Sportwagenmarke absolut relevant. Und in puncto Effizienz bei reiner Betrachtung des Aggregats mag das ebenso stimmen, aber der Rest sei mal dahingestellt, wenn es um den gesamten Antriebsstrang geht.
Ich möchte an dieser Stelle aber keine Diskussion um Akku-Entsorgung, Förderung kritischer Rohstoffe oder Strommix eröffnen. Zumal es jetzt um andere Belange geht. Ich sitze nämlich im elektrisch angetriebenen Combo und der ist als Personenwagen eine ziemlich praktische und sachliche, aber auch kommode Angelegenheit im Vergleich zur bisherigen Nutzfahrzeugausgabe mit verblechten Flanken sowie spartanischer Ausstattung.
Emotionen spielen hier keine Rolle, nein, eine andere Rolle, besser gesagt. Aber langsam. Natürlich ist noch einmal über den Antrieb zu sprechen. Der ist bei dieser Fahrzeugkategorie aber eben überhaupt nicht aufregend (hier würde selbst ein Verbrenner kaum Gänsehaut erzeugen), und so gesehen ist es egal, ob ein Verbrenner oder Stromer unter dem Blech werkelt. Oder? Der Stromer hat sogar Vorteile. Denn er läuft viel leiser und kultivierter als beispielsweise ein Diesel. Und das hilft dabei, ein Auto dieser Klasse leiser zu machen, wo Geräuschdämmung aus Kostengründen eine weniger große Rolle spielt.
Aber eine Achillesferse hat der elektrische Antrieb freilich schon, daher wird auf ihn ja auch so gerne unter Protest verzichtet. Noch jedenfalls. Und die kann man nicht wegdiskutieren. Der Blick auf den Ladestand zeigt es: Bei exakt 100 Prozent State of Charge kann der Combo laut Vorhersage 318 Kilometer weit fahren. Und hindert das den User daran, längere Strecken zurückzulegen? Nö. Aber die Fahrgewohnheit ist natürlich eine andere, denn die Combo-Traktionsbatterie braucht laut Werk etwa 30 Minuten, um wieder 80 Prozent Ladestand zu erreichen.
Dafür entschädigt das Fahrgeschehen. Mit seinen 136 PS wirkt der 1,8 Tonnen schwere Alleskönner nämlich flinker als ein vergleichbarer Verbrenner, wenngleich die nominale Beschleunigung - hier 11,3 Sekunden bis 100 km/h - nicht unbedingt nachdrücklicher sein muss als bei einem im Leistungsgewicht vergleichbaren Gefährt. Ist aber auch klar, der Stromer stemmt ordentlich Drehmoment vom Start weg (270 Newtonmeter) und verliert keine Zeit dabei, Übersetzungen zu wechseln. Denn es gibt schlicht bloß eine einzige. Dafür fährt der Stromer maximal 135 km/h.
Opels kompakter Hochdachkombi bietet Platz en masse
Und sonst so? Gleich nach dem Einstieg fällt auf, dass der Hochdachkombi inzwischen überhaupt kein kleines Auto mehr ist. Die riesige Windschutzscheibe beeindruckt. Und ja, seine Höhe von 1,82 Metern beeindruckt auch - entsprechend geräumig fällt der Innenraum aus. Unzählige Fächer prädestinieren den Rüsselsheimer für den klassischen Familienurlaub mit Kindern im hinteren Abteil. Allerdings kommen auch erwachsene Passagiere gut mit der Beinfreiheit in der zweiten Reihe aus und die Sitze dürfen ebenfalls als bequem durchgehen. Ordert man den Combo in der XL-Version mit satten 19 Zentimetern mehr Radstand (wächst dann auf 2,98 Meter), montiert Opel gegen 750 Euro Aufpreis eine dritte Sitzbank, die sich außerdem verschieben lässt.
Aber noch einmal zurück zu den Ablagen. Den größten Eindruck hinterlässt sicherlich die von außen zugängliche Box im hinteren Bereich des Dachs (je nach Ausstattung lässt sich das Heckfenster separat öffnen), in die Fondpassagiere dann von innen greifen können. Das ist Praktikabilität auf die Spitze getrieben. Und so ganz nebenbei schluckt sogar der kurze Combo mehr als 2000 Liter Gepäck bei umgeklappten Sitzen. Die Langversion fasst gar 4000 Liter.
Und während sich die hinteren Fahrgäste noch mit ihrer (ganz luftigen) Umgebung auseinandersetzen dürften, ist zu erwarten, dass die Finger des Beifahrers vorn rechts schon auf dem Screen herumtouchen. Doch warum eigentlich nicht mal die Sprachbedienung ausprobieren? Hier haben die Software-Entwickler nachgelegt, um das System nun deutlich intelligenter zu machen. Fragen Sie ruhig mal, was ein Lithium-Ionen-Akku eigentlich ist oder wie viele Einwohner Rüsselsheim zählt. Die Antwort könnte Sie überraschen.
Apropos Lithium-Ionen-Akku. Der fasst bei dem kompakten Kombi (4,41 Meter Länge) bloß 50 kWh. Ist einerseits gut für die Umwelt - Akku frisst schließlich Ressource. Und für die Geldbörse, denn die Batterie ist der stärkste Kostentreiber des Elektroautos. Aber richtig günstig ist der elektrisch angetriebene Combo eben nicht, zumal er ja immer dem Vergleich ausgesetzt ist. Oder doch nicht? Auf der Opel-Website findet sich aktuell zwar kein Verbrenner-Combo, allerdings bietet Citroën den Markenbruder Berlingo entgegen dem ursprünglichen Plan wieder als Verbrenner an: Ab 24.890 Euro geht es los. Der elektrische Combo dagegen schlägt mit mindestens 38.600 Euro zu Buche.
Allerdings verfügt der Opel auch über einen stärkeren Motor. Wählt man einen leistungsgleichen Verbrenner, schmilzt der Preisvorteil dahin. Darüber hinaus verursacht der Stromer im laufenden Betrieb weniger Kosten. Die Kraftfahrzeugsteuer ist hinfällig und Inspektionen sind günstiger. Und falls die Dienstwagensteuer relevant wird, wird sowieso mächtig gespart dank 0,25-Prozent-Regel. Ob das elektrische Combo-Angebot von vielen Kunden angenommen werden wird, bleibt abzuwarten.
Quelle: ntv.de
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