E-Auto-Boom in China bringt deutsche Hersteller ins Schwitzen

  15 Auqust 2024    Gelesen: 608
  E-Auto-Boom in China bringt deutsche Hersteller ins Schwitzen

Eine Entwicklung in China schmerzt deutsche Autobauer: Der Absatz von E-Autos und Hybriden steigt enorm, Verbrenner werden immer weniger nachgefragt. Das nützt vor allem chinesischen Anbietern. Volkswagen, Mercedes und Co. machen sich ernsthafte Sorgen.

Der Verbrennungsmotor verliert in China rasant an Bedeutung. 2020 wurden dort 94 Prozent aller Neuwagen mit konventionellen Kraftstoffen wie Benzin oder Diesel angetrieben. Im ersten Halbjahr 2024 waren es nur noch 59 Prozent. Das belegen Zulassungszahlen des Automotive-Datenspezialisten Marklines, die dem "Handelsblatt" vorliegen.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres brach der Absatz von Verbrennern um 12 Prozent oder 775.000 Stück ein. Die Verkäufe von elektrischen und teilelektrischen Fabrikaten legten dagegen um 38 Prozent oder 1,1 Millionen Einheiten zu. Im Juli wurden laut dem chinesischen Autoverband CPCA sogar erstmals mehr E-Autos und Plug-in-Hybride ausgeliefert als reine Diesel und Benziner. Plug-in-Hybride werden oft umgangssprachlich als E-Autos bezeichnet, sind es aber streng genommen nicht.

Diese dramatische Umwälzung führt vor allem bei westlichen Herstellern wie Volkswagen, Mercedes-Benz, GM oder Honda zu gravierenden Einbrüchen bei Absatz, Umsatz und Gewinn. "Wir sehen ganz klar eine Verdrängung des konventionellen Antriebs", erklärte Jan Burgard, Chef der Autoberatung Berylls by Alix Partners. Mit dem parallel stark steigenden Anteil von Elektroautos in China "wächst die Dominanz der heimischen Anbieter". Der wichtigste Grund scheint die technologische Überlegenheit bei E-Antrieben und digitalen Cockpits der fernöstlichen Anbieter BYD, Geely oder Li Auto gegenüber der Konkurrenz aus dem Westen zu sein. Die Folge: Die chinesischen Anbieter steigerten ihren gemeinsamen Marktanteil seit 2020 von 33 auf 52 Prozent. Deutsche Konzerne verloren dagegen zusammengerechnet fast sechs Prozentpunkte, japanische sogar neun, berichtet das "Handelsblatt".

Verbrennerabsatz "schönt" lange die Bilanz

Der deutschen Autoindustrie mangelte es schon in den vergangenen Jahren an konkurrenzfähigen Elektroautos in China. Das ließ sich lange noch mit den hohen Verkaufszahlen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren überdecken. Mit dem nun zusammenbrechenden Benzinergeschäft wird die Lage jedoch brenzlig, besonders für Massenhersteller wie Volkswagen.

Europas größter Autobauer droht in diesem Jahr allein mit seinen beiden örtlichen Joint-Venture-Unternehmen Saic und FAW rund drei Milliarden Euro weniger einzunehmen als 2018. Damals warfen die Gemeinschaftsproduktionen noch einen Betriebsgewinn von über 4,6 Milliarden Euro ab. Im ersten Halbjahr 2024 war es dagegen nicht einmal mehr eine Milliarde Euro - und damit noch mal 350 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Absatz brach einfach völlig ein. Allein seit 2020 hat die Kernmarke VW ein Verkaufsvolumen von mehr als 430.000 Einheiten verloren. Und es geht weiter abwärts. Im ersten Halbjahr gingen die Auslieferungen um weitere vier Prozent auf 931.000 Einheiten zurück. Über alle Submarken hinweg ist der Marktanteil des Volkswagen-Konzerns in China binnen viereinhalb Jahren von 19 auf 14 Prozent gesunken.

In Deutschland erleben die Verbrenner dagegen ein Revival. Es gibt gar Diskussionen, das für 2035 beschlossene Verbot von Neuzulassungen von Verbrennern in der EU, aufzuschieben. In China dagegen ist die Realität eine ganze andere. Das liegt auch an Steuererleichterungen für Elektroautos. Zudem gibt es in vielen Megacitys nur eine begrenzte Anzahl an Nummernschildern. Für Elektroautos sind die Wartezeiten kürzer als für Verbrenner, was ihnen einen klaren Vorteil verschafft. Seit April gibt es zudem wieder eine staatliche Kaufprämie für Stromer, die laut "Handelsblatt" bald sogar auf 20.000 Yuan (rund 2550 Euro) verdoppelt werden soll.

Auch ein weiteres deutsches Flaggschiff hat in China mittlerweile zu kämpfen: Mercedes-Benz. Da der Konzern vor allem im Premium- und Luxus-Segment unterwegs ist, liefen seine Geschäfte bisher noch ganz ordentlich. Doch im ersten Halbjahr gab es ein Minus von 10 Prozent - 352.000 Fahrzeuge konnten verkauft werden, so das "Handelsblatt". Das anteilige Ergebnis aus der Gemeinschaftsproduktion mit dem chinesischen Staatskonzern Baic schrumpfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um 15 Prozent auf 645 Millionen Euro. Besonders alarmierend ist die Zahl der importieren Limousinen und SUVs. Die ging um fast ein Viertel von gut 80.000 auf 62.000 Stück zurück.

Quelle: ntv.de, als


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