Vordergründig entzündete sich der Zorn an der Entscheidung des Präsidenten Abdel Fattah el-Sisi, die beiden Inseln Tiran und Sanafir an Saudi-Arabien abzugeben. Doch schon länger gärt die Unzufriedenheit, weil Sisi zunehmend selbstherrlich regiert und der versprochene Wirtschaftsaufschwung ausbleibt. Die Abgabe der beiden Inseln im Roten Meer gilt als Sinnbild für die Abhängigkeit Kairos von Saudi-Arabien.
Bei den Protesten in Ägypten sind am Montag landesweit nach Angaben von Bürgerrechtlern mehr als 200 Menschen festgenommen worden. Der ägyptische Journalistenverband spricht allein von 43 festgenommenen Journalisten, die über die Demonstrationen berichten wollten. Unter ihnen waren auch mehrere europäische Reporter. Die ausländischen Berichterstatter wurden inzwischen freigelassen, mehrere einheimische Journalisten sind noch immer in Haft.
Unterstützer von Staatschef Sisi versuchten nach Angaben des Journalistenverbandes am Montag mehrfach das Hauptgebäude des Verbandes in Kairo zu stürmen. Polizisten konnten das verhindern. Der Verband forderte die Justiz auf, die Angriffe auf Reporter zu ahnden.
Die ägyptischen Behörden bestreiten, dass Journalisten wegen ihrer Arbeit verfolgt werden.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte Sisi zuletzt bei einem Besuch in Ägypten einen "beeindruckenden Präsidenten" genannt. Später fühlte sich der SPD-Chef missverstanden. Der Satz habe sich lediglich auf Sisis Offenheit für Gespräche über Missstände in Ägypten bezogen, stellte Gabriel klar.
Quelle : spiegel.de
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