155 Menschen sterben bei Unwetterkatastrophe in Spanien

  31 Oktober 2024    Gelesen: 502
155 Menschen sterben bei Unwetterkatastrophe in Spanien

Nach dem katastrophalen Unwetter in Spanien werden immer mehr Leichen geborgen. Die Opferzahl steigt auf 155. Derweil geht die Suche nach Vermissten und Verschütteten weiter.

Nach den verheerenden Unwettern im Osten und Süden Spaniens stehen viele Überlebende vor den Trümmern ihrer Existenz. Am Morgen bot sich Betroffenen vielerorts ein Bild der Verwüstung. Ganze Dörfer wurden nach Starkregen von massiven Sturzfluten verschlungen, die laut der Regionalregierung 155 Menschen das Leben kosteten. Es wurde befürchtet, dass die Zahl der Toten noch steigt, da es Vermisste gibt, zu denen Einsatzkräfte bislang nicht vordringen konnten. Schon jetzt sprechen viele Beobachter von einem Jahrhundertunwetter.

Ministerpräsident Pedro Sánchez reiste ins Katastrophengebiet, um sich ein Bild von der Lage zu machen. "Unsere Priorität ist es, die Opfer und die Vermissten zu finden, sodass wir dazu beitragen können, das Leid ihrer Familien zu beenden", sagte Sánchez nach einem Treffen mit Regionalpolitikern und Einsatzkräften in Valencia.

Die Straßen von Barrio de la Torre waren von Autowracks, Ästen, herabgefallenen Strommasten und Haushaltsgegenständen übersät, die von einer brauen Schlammschicht bedeckt waren. Ähnliche Szenen boten sich in Dutzenden weiteren Dörfern und Kleinstädten in der besonders hart getroffenen Region Valencia.

"Die Nachbarschaft ist zerstört"

Vielerorts verwandelten Sturzfluten die Straßen in reißende Ströme, die für viele zur Todesfalle wurden. Wassermassen flossen in Keller und Erdgeschosse von Häusern und rissen Autos, Menschen und alles andere in ihrem Weg hinfort. "Die Nachbarschaft ist zerstört, alle Autos liegen aufeinander, sie sind buchstäblich zerschmettert", schilderte Christian Viena, Inhaber einer Bar in Barrio de la Torre, am Telefon.

Bilder des Fernsehsenders RTVE zeigten einen in Tränen aufgelösten Mann, der im südlich von Valencia gelegenen Ort Catarroja auf die Überreste dessen zeigte, was einmal das Erdgeschoss seines Hauses war. All seine Möbel und Habseligkeiten waren fortgeschwemmt worden, an einigen Stellen war der Putz an den Wänden abgebröckelt.

Rund 150.000 Menschen in Valencia waren am Mittwoch ohne Strom, tags darauf war die Versorgung bei fast der Hälfte wiederhergestellt, wie die Nachrichtenagentur EFE berichtete. Eine unbekannte Zahl von Menschen hatte kein fließendes Wasser, viele versuchten noch so viele Wasserflaschen zu ergattern, wie sie konnten. Etliche Gegenden waren von der Außenwelt abgeschnitten, zumal Zugverbindungen unterbrochen waren, unter anderem die Schnellverbindung nach Madrid.

Betroffene mittels Helikopter gerettet

Mehr als 1000 Soldaten aus den Einheiten für die Notfallrettung schlossen sich örtlichen Einsatzkräften bei der Suche nach Toten und Vermissten an. Verteidigungsministerin Margarita Robles teilte mit, dass die Soldaten bis Mittwochabend 22 Leichen geborgen und 110 Menschen gerettet hätten. "Wir gehen bei der Suche von Haus zu Haus", sagte Ángel Martínez, Offizier einer beteiligten Militäreinheit, dem Radiosender RNE am Donnerstag in der Kleinstadt Utiel, wo bis zum Morgen sechs Tote zu beklagen waren.

Am Mittwochabend hatten die Regionalbehörden erklärt, dass allem Anschein nach niemand mehr auf Häuserdächern oder in Autos festsitze, nachdem mithilfe von Hubschraubern rund 70 Menschen gerettet worden seien. Neben lokalen Einsatzkräften inspizierten auch Bürger tags darauf noch von Sturzfluten beschädigte Fahrzeuge und Häuser in der Hoffnung, auf weitere Gestrandete zu stoßen. Verkehrsminister Óscar Puente dämpfte indes die Erwartungen. "Leider sind tote Menschen in einigen Fahrzeugen", erklärte er.

Unterdessen begann eine dreitägige Staatstrauer, die die Regierung in Madrid ausgerufen hat. In den Kummer mischten sich auch bohrende Fragen nach dem Krisenmanagement der Behörden. Die Regionalregierung steht in der Kritik, weil sie erst gegen 20 Uhr per SMS Flutwarnungen an die Bevölkerung verschicken ließ. Zu diesem Zeitpunkt wurden etliche Gebiete bereits überschwemmt.

Neue Unwetterwarnung

Andreu Salom, Bürgermeister des valencianischen Dorfes L'Alcúdia, beklagte ebenfalls, dass er und die Bewohner seiner Gemeinde nicht rechtzeitig gewarnt worden seien. Die Katastrophe brach demnach über seinen Ort herein, als der Fluss Magro über die Ufer trat. "Ich habe mich selbst auf den Weg gemacht, um den Flusspegel zu prüfen, weil ich keine Informationen hatte", erklärte er. Er sei mit der örtlichen Polizei losgegangen, doch sie hätten kehrt machen müssen, weil "ein Tsunami aus Wasser, Schlamm, Schilf und Schmutz" bereits den Ort geflutet habe. In L'Alcúdia seien mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen - eine Frau und deren ältere Mutter, sagte Salmon dem Sender RTVE.

Valencias Regionalpräsident Carlos Mazón verteidigte hingegen das Krisenmanagement der Verwaltung. Alle Verantwortlichen hätten sich an das Standardprotokoll gehalten, erklärte er. Wegen erneuter Unwetterwarnungen riefen die Behörden die Menschen in der Region auf, zu Hause zu bleiben.

Quelle: ntv.de, mpa/AP/AFP


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