„Obama hat uns enttäuscht“ – „Spiegel“-Kolumne

  27 April 2016    Gelesen: 819
„Obama hat uns enttäuscht“ – „Spiegel“-Kolumne
Den „Abschiedsbesuch“ von US-Präsident Barack Obama in Deutschland hat der „Spiegel“-Kolumnist Jakob Augstein zum Anlass genommen, um ein Fazit seiner rund achtjährigen Präsidentschaft zu ziehen. „Obama hat die Welt nicht zu einem besseren Ort gemacht“, schreibt er.
Die Enttäuschung sei umso größer, da die anfänglichen Hoffnungen enorm waren. Denn anfangs sei Obama in Deutschland wie „der Messias“ aufgenommen worden. Bei seinem ersten Auftritt an der Berliner Siegessäule im Juli 2008 waren 200.000 Menschen anwesend. „Nie zuvor und nie danach hat Obama vor mehr Menschen gesprochen. Sie haben ihn geliebt, auf ihn gehofft. Aber der Messias ist am glaubwürdigsten, solange man auf ihn wartet. Sobald er sich zeigt, beginnt die Entzauberung. Und die Entzauberung des Barack Obama war gewaltig. Dieser Präsident war eine Enttäuschung.“

Obama werde als „der Mann der weihevollen Worte“ in Erinnerung bleiben, „denen keine Taten folgten“. „Wenn Moral ein Kapital ist, über das Staaten verfügen, dann sind die USA bankrott“, betont Augstein.

„Schwer wiegen seine Niederlagen: Guantanamo ist nicht geschlossen. Der Drohnenkrieg tötet Unschuldige. Amerika unterwirft die Welt der totalen Überwachung. Whistleblower werden gnadenlos verfolgt.“

Mit dem Titel seiner Kolumne – „Der letzte Präsident des Westens“ – unterstreicht der Autor, dass Obamas Präsidentschaft den traditionellen „Werten des Westens“ einen schweren Schlag versetzt habe.

Das Wort Westen (…) meinte die Würde der Demokratie und der Gerechtigkeit im Gegensatz zur Willkür der Tyrannei“, schreibt Augstein. „Was Amerika aus dem Westen gemacht hat, zeigte sich im Sommer 2013, als mehrere europäische Länder dem Flugzeug des bolivianischen Präsidenten Evo Morales Landung und Überflug verboten, weil sie den digitalen Dissidenten Edward Snowden an Bord vermuteten. Diese Länder fürchteten den Zorn der Hegemonialmacht USA.“

„Wir beobachten Amerika mehr und mehr mit einem Blick, der jenem ähnelt, den wir auf Russland werfen, auf China, auf Indien“, schlussfolgert er. „Mit dem Gefühl: Wir sind anders. Barack Obama war der letzte Präsident des Westens. Die ihm folgen werden nur noch die Staatschefs der Vereinigten Staaten von Amerika sein. Und Amerika ist ein fremdes Land geworden.“

Quelle : sputnik.de

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