Mit dem neuen Audi A6 E-Tron auf Tour - überrascht er?

  03 Dezember 2024    Gelesen: 149
  Mit dem neuen Audi A6 E-Tron auf Tour - überrascht er?

Der A6 E-Tron ist Audis erste konventionelle Businessklasse mit der bestechenden Kombination von hoher Akkukapazität und satter Ladeperformance. Und etwas spacig sieht dieser Stromer auch noch aus - das hat Gründe. ntv.de war mit ihm unterwegs.

Eigentlich könnte Audi es doch einfach bei elektrisch angetriebenen SUV belassen, oder? Das Segment verkauft sich top und bei den hochbauenden Fahrzeugsegmenten tut Effizienz not. Aber nein! Deutschland ist doch Kombi-Markt und eine schnieke Limousine hätte der eine oder andere Autointeressent ebenfalls gerne. Letztere bekommt man zwar schon mit dem E-Tron GT, allerdings zu Kursen jenseits von Gut und Böse. Also will diese Marktlücke gefüllt werden.

Jetzt ist der gerade am Markt erschienene A6 E-Tron (als Limousine wie Kombi erhältlich) auch nicht gerade ein Schnäppchen. Bevor Sie, lieber Leser, jetzt aufschreien, möchte ich die Sache mal kurz erläutern. Derzeit steht der 4,93 Meter lange Businessklässler zu Preisen ab 62.800 Euro zur Verfügung. Dann mit einer Leistung von 326 PS und knapp 76 kWh Nettokapazität. Für den Kombi namens Avant werden 1650 Euro Aufpreis fällig. Und mit entsprechender Ausstattung und Motorleistung lässt sich das Preisniveau ziemlich einfach in die Sechsstelligkeit hieven. Damit keine Missverständnisse entstehen: Klar sind schon knapp über 60.000 Euro jede Menge Holz, solche Tarife sind für hart arbeitende Privatbürger schwierig zu stemmen.

A6 E-Tron wirkt futuristischer als Q6 E-Tron

Andererseits darf man auf attraktive Leasingkonditionen hoffen, mit denen der Audi dann wieder erschwinglicher wird. Und so mancher Angestellter kann die Karte "Firmenwagen" ziehen. Fakt ist: Es wird künftig eine kritische Masse an A6 E-Tron auf der Straße zu beobachten sein. Jedenfalls besteht das Potenzial. Und ab hier kommt wieder Audi ins Spiel. Während die Designer das Mittelklasse-SUV Q6 E-Tron (trotz gleicher Ziffer spielt der A6 in einer höheren Liga) trotz etlicher Lichtspielereien eher konservativ halten, rollt der elektrische A6 einen Hauch futuristischer an.

Das liegt an der Melange aus dem rot illuminierten Audi-Logo auf dem Heckdeckel, den schmal (und damit etwas conceptcarmäßig) wirkenden Scheinwerfern sowie dem geschlossenen Kühlergrill mit markant geformten Lüftungsöffnungen. Dass die Front so aussieht, hat freilich einen Grund. Aerodynamisch ist der jüngste E-Tron nämlich fit mit einem Widerstandsbeiwert von 0,21. Da bleibt zwar immer noch eine große Stirnfläche, aber der gemittelte WLTP-Stromverbrauch von unter 14 kWh beim Grundmodell darf schon als effizient durchgehen. An einen solchen Wert reicht übrigens auch ein Q6 nicht heran. Wie die Praxis dann aussieht, wird man sehen müssen.

800 Volt ist hier gesetzt

Analog zum Q6 bekommt auch der A6 ein 800-Volt-System, das den Strom schneller fließen lässt. Und zwar in die Batterie hinein. Wie schnell wirklich, gilt es noch zu testen. Hier auf Teneriffa hatten die Service-Kollegen zwar schöne Steigungsstrecken herausgesucht, die vor allem der S6 mit seinem Monsterdrehmoment (580 Newtonmeter an der Hinterachse und 275 an der Vorderachse) hinaufstürmen konnte, aber von schnellen Ladesäulen keine Spur.

Immerhin darf sich der Fahrer schon mal ein Bild von der Reichweite machen. Und da stehen bei der heckgetriebenen Performance-Variante etwas über 500 Kilometer auf der Uhr. Das sind nicht die in der Pressemappe versprochenen 756 Kilometer. Beim S6 Quattro muss man sich mit knapp über 400 Kilometern begnügen bei vollem Akku. Das ist jetzt nur ein auf den bergigen Landstraßen gefahrener Näherungswert - wer fleißig von unlimitierten Autobahnen Gebrauch macht, dürfte früher am Lader stehen. Wer mehr in urbanen Gegenden fährt, dürfte hingegen länger mit dem Strom auskommen.

Zum Glück braucht man am Lader nicht allzu lange, der Hersteller nennt 21 Minuten, um den mit 95 kWh netto gesegneten Speicher von 10 auf 80 Prozent State of Charge zu bringen (270 kW maximale Ladeleistung). Damit sich vor allem die Dienstwagen-Klientel nicht ganz so verausgabt, sind sämtliche Varianten bis auf den S6 bei 210 km/h gedeckelt. Das sportliche Topmodell macht 240 Sachen.

Der jüngste Stromer beschleunigt irre schnell

Was die Agilität angeht, reicht das hier ausgeführte Performance-Modell mit 381 PS Boostleistung mehr als aus. Auf die Beschleunigungszeit umgemünzt bedeutet das 5,4 Sekunden auf 100 km/h. Der mit rund 2,4 Tonnen Leergewicht etwas über 100 Kilogramm schwerere Allradler (S6) benötigt bloß 4,5 Sekunden bis zu 100-km/h-Marke, er liefert allerdings auch bis zu 551 PS.

Apropos Gewicht. Das merkt man dem Stromer kaum an dank geschickt untergebrachter Batterie im Boden (sorgt für einen niedrigen Schwerpunkt). Allerdings haben die Fahrwerker den Bayern ganz schön straff abgestimmt. Selbst in der Komforteinstellung verarbeitet die optionale Luftfederung insbesondere aggressivere Bodenwellen mitunter trocken. Doch auch hier müsste man noch einmal genauer hinschauen in Zukunft.

Der große Audi hat Langstrecken-Qualitäten

Über alle Zweifel erhaben sind jedenfalls üppige Sessel - an ihnen scheitern die Langstreckenqualitäten jedenfalls nicht. Dass es hier auch eine Massagefunktion für geschundene Rücken gibt, ist ziemlich klar. Klar ist auch, dass der neue Audi geballt viel Display bietet inklusive Monitor extra für den Beifahrer. Hier setzt Audi auf ein einziges System für sämtliche Modelle sowohl der PPE (Premium Platform Electric)- wie auch der PPC (Premium Platform Combustion)-Basis.

Das zeichnet sich dadurch aus, dass der Instrumententräger jetzt nicht mehr so aussieht, als habe man ihm nachträglich einen Bildschirm eingepflanzt, sondern er wirkt wie ein integraler Bestandteil der übrigens solide ausgeführten Innenarchitektur. Die lässt sich mittels Panorama-Glasdach in schönes Licht tauchen und neuerdings nicht mehr per Jalousie, sondern Knopfdruck elektrochromatisch abdunkeln, wie das immer häufiger zu finden ist.

Schade ist allerdings, dass der User kein Layout mehr anbietet, das klassischen Instrumenten ähnlich sieht. Das könnte er angesichts frei konfigurierbarer Displayfläche getrost tun. Dafür fällt die Bedienung einigermaßen intuitiv aus, auch im Hinblick darauf, bestimmte unbrauchbare Assistenten rasch auszuschalten. Dafür gibt es sogar eine physische Taste in der Mittelkonsole.

Zum Schluss sei noch der Hinweis gestattet, dass der A6 E-Tron ein geräumiger Businessklässler mit jeder Menge Platz ist. Vor allem im Fond trifft der Passagier auf Beinfreiheit in rauen Mengen. Die Entscheidung für den Avant lässt sich allerdings fast auf die reine Designthematik reduzieren. Das Kofferraumvolumen nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen fällt mit einem Plus von 92 Litern (insgesamt 1422 Liter) kaum größer aus.

Ein Nutzwertprofi durch und durch ist der A6 E-Tron also nicht. Vielleicht tröstet die Möglichkeit, allerhand Technikkram bestellen zu dürfen, wenn Budget und Lust vorhanden sind. Aber bitte verzichten Sie unbedingt auf die Kameras als Spiegelersatz. Ja, die sehen fancy aus, liefern aber gerade bei Dunkelheit das schlechtere Bild. Und besonders innovativ sind sie auch nicht, sogar beim Ur-E-Tron (SUV) waren sie von Beginn an zu haben. Allerdings könnte die Kombination des großen Stromspeichers mit hohem Ladetempo den Autofahrern das elektrische Fahren schmackhaft machen. Dazu jedenfalls hätte der A6 E-Tron das Zeug.

Quelle: ntv.de


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