Assad-Scherge aus syrischem Folterknast in USA angeklagt

  13 Dezember 2024    Gelesen: 485
  Assad-Scherge aus syrischem Folterknast in USA angeklagt

Er soll persönlich Assad-Gegner gefoltert haben: der einstige Gefängnischef Samir Usman Alscheich. In den USA muss er sich nun deswegen verantworten. Er habe Häftlingen körperliche und seelische Schmerzen zugefügt sowie seine Mitarbeiter angewiesen, dies zu tun, erklärt die US-Justiz.

In den USA ist der frühere Leiter eines berüchtigten syrischen Gefängnisses nach Angaben des US-Justizministeriums wegen Foltervorwürfen angeklagt worden. Der bereits wegen anderer Vorwürfe inhaftierte 72-jährige Samir Usman Alscheich werde beschuldigt, persönlich Gegner der gerade gestürzten Regierung des Machthabers Baschar al-Assad gefoltert zu haben, erklärte das Justizministerium. Alscheich soll das umgangssprachlich als Adra-Gefängnis bekannte Zentralgefängnis von Damaskus von etwa 2005 bis 2008 geleitet haben.

Alscheich lebt seit 2020 in den USA und war im Juli 2024 in Los Angeles wegen separaten Vorwürfen des Einwanderungsbetrugs gegen ihn festgenommen worden. Der 72-Jährige habe Inhaftierten persönlich körperliche und seelische Schmerzen zugefügt sowie seine Mitarbeiter angewiesen, dies zu tun, erklärte die US-Justiz. So seien Häftlinge etwa an der Decke aufgehängt und dann geschlagen worden oder ihre Körper mit einem als "Fliegender Teppich" bekanntem Gerät verbogen worden, teils mit gebrochenen Wirbeln als Ergebnis.

Alscheich muss sich wegen Folter in drei Anklagepunkten und in einem weiteren Anklagepunkt wegen Verschwörung zur Folter verantworten. Sollte er verurteilt werden, drohen ihm für jeden der Foltervorwürfe bis zu 20 Jahre Haft. Dem Justizministerium zufolge hatte Alscheich eine ganze Reihe verschiedener Posten im syrischen Polizeiapparat und der Staatssicherheit inne. Er gehörte demnach auch Assads Baath-Partei und war 2011 von dem Machthaber zum Gouverneur der Provinz Deir Essor ernannt worden.

Die Anklage kommt nur wenige Tage nach dem Umsturz in Syrien. Die islamistische Gruppierung Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Milizen hatten nach ihrer am 27. November begonnenen Großoffensive am Sonntag die syrische Hauptstadt Damaskus eingenommen und den seit Jahrzehnten herrschenden Machthaber Assad gestürzt. Assad setzte sich ins Ausland ab.

Die Assad-Familie hatte das Land seit mehr als 50 Jahren mit eiserner Hand regiert. Assad hatte die Macht im Land im Jahr 2000 von seinem verstorbenen Vater Hafis al-Assad übernommen und damit auch einen Apparat von Gefängnissen und Haftanstalten, in denen Andersdenkende weggesperrt wurden.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind mehr als 100.000 Menschen in syrischen Gefängnissen gestorben, häufig unter Einwirkung von Folter. Mit Assads gewaltsamer Niederschlagung prodemokratischer Proteste im Jahr 2011 begann ein Bürgerkrieg, dem eine halbe Million Menschen zum Opfer fiel und der Millionen in die Flucht trieb.

Quelle: ntv.de, Huw Griffith, AFP


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