Russland hat nach dem Sturz seines Verbündeten Baschar al-Assad seine Luftabwehr aus verschiedenen Teilen Syriens abgezogen. Nach einem Medienbericht und Angaben aus Militärkreisen wurden die Waffensysteme teilweise ins nahe Bürgerkriegsland Libyen verlegt. So berichtete ein ehemaliger Offizier unter Assad, dass einige der Anlagen und auch Panzer in das vom abtrünnigen General Chalifa Haftar beherrschte Ostlibyen gebracht worden seien. Den Abzug der Luftabwehr bestätigte auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Zuerst hatte das "Wall Street Journal" unter Berufung auf amerikanische und libysche Quellen berichtet.
Libyen gilt als ein sogenannter gescheiterter Staat. Nach dem Sturz und Tod von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi im Oktober 2011 versank das Land im Chaos. Seit Jahren ist Libyen zwischen konkurrierenden Machtzentren in West und Ost zerrissen. Im Westen sichern türkische Militärbasen die Herrschaft der international anerkannten Regierung in Tripolis. Im erdölreichen Osten wird General Haftar von Russland unterstützt.
Haftar dürfte nicht alles auf Russland setzen
Westliche Militärs beobachten seit Tagen genau, ob Moskau nun seine Präsenz in Libyen ausbaut. "Grundsätzlich bietet sich Russland auch die Möglichkeit, über den ostlibyschen Machthaber Haftar einen privilegierten Zugang zum Hafen von Tobruk zu erhalten, um dort gegebenenfalls auch Munition umzuschlagen", hieß es bereits am 11. Dezember in einer Lageanalyse des deutschen Verteidigungsministeriums. Im Streit um die Macht mit der Regierung in Tripolis im Westen des Landes kommen Haftar eine bessere Luftverteidigung sowie Angriffswaffen gelegen. In Libyen halten sich Schätzungen zufolge auch Tausende Söldner der russischen Wagner-Gruppe auf, die Türkei sichert ihren Einfluss auch mit syrischen Söldnern.
Dem "Wall Street Journal" zufolge hatten russische Frachtflugzeuge zuletzt Ausrüstung für die Abfangsysteme S-400 und S-300 in den Osten Libyens geflogen. Allerdings sei Haftar grundsätzlich auch um ein ausgeglichenes Verhältnis zum Westen bemüht, hieß es in der Analyse des deutschen Verteidigungsministeriums weiter. Zudem sähen andere ostlibysche Eliten eine zu große Nähe zu Russland kritisch.
Quelle: ntv.de, ino/dpa
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